9. November 2010, Aktuelles, Uni Frankfurt

Neue Zentren für Herz-Kreislauf- und Krebsforschung an der Uni Frankfurt

Die Goethe-Universität hat sich gemeinsam mit der Universität Mainz und weiteren Forschungsinstituten im Rhein-Main-Gebiet um die Förderung von zwei nationalen Zentren zur Gesundheitsforschung beworben. Wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung gestern mitteilte, sind beide Antragskizzen positiv begutachtet worden. Es handelt sich um ein Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung und ein Deutsches Zentrum für Herz-Kreislaufforschung. Beide sollen am Klinikum der Goethe-Universität angesiedelt werden. Die Forschergruppen unter der Leitung von Prof. Hubert Serve und Prof. Simone Fulda (Krebsforschung) sowie Prof. Andreas Zeiher (Herz-Kreislaufforschung) sind nun aufgefordert, ihren Antrag mit jeweils sechs anderen Zentren zu einem Konsortialantrag zusammenzuführen. Eine endgültige Entscheidung über die Förderung wird im Februar 2011 getroffen.

Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung
Prof. Hubert Serve, Direktor des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT): „In den vergangenen Jahren wurden in der Onkologie immense Fortschritte in der Grundlagenforschung erreicht. Mit diesem Antrag wollen wir diese Erkenntnisse für unsere Patienten mit neuen Medikamenten nutzbar machen“. Die Krebsforschung gehört zu den wichtigsten strategischen Prioritäten der Goethe-Universität. Die Universitätsklinik baut auf eine gewachsene Tradition in der Krebsforschung, die sich auch in einer großen Zahl aktuell geförderter Drittmittelprojekte manifestiert. Dazu gehören die vom Land Hessen im Rahmen der LOEWE-Initiative geförderten Projekte „Onkogene Signaltransduktion Frankfurt“ und das „Zentrum für Zell- und Gentherapie“, zwei von der Deutschen Krebshilfe geförderte Krebsforschungskonsortien, ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Konsortium sowie ein von der Europäischen Gemeinschaft gefördertes Forschernetzwerk. Das nun begutachtete Konsortium für translationale Krebsforschung vereint die Expertise des UCT und der Fachbereiche Medizin und Biochemie, Chemie und Pharmazie der Goethe-Universität mit derjenigen des Georg-Speyer-Hauses, des Nordwest-Krankenhauses Frankfurt und der Universität Mainz.

„Innovative Krebstherapie geht davon aus, dass eine Vielzahl molekularer Störungen Krebs verursachen. Dank zunehmender Erkenntnisse über molekulare Signaturen können bisher als gleich angesehene Tumoren nun in Untergruppen unterteilt werden“, erläutert Prof. Simone Fulda, Leiterin des Instituts für experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie: „Dies hat Folgen sowohl für die Diagnose als auch für Entwicklung klinischer Studien, in denen die Anzahl von Patienten mit genetisch identischen Tumoren kleiner wird.“ Darüber hinaus gilt es zwischen molekularen Abweichungen zu unterscheiden, welche die unkontrollierte Zellvermehrung vorantreiben, und solchen, die nur begleitend auftreten. Daraus ergeben sich zwei Herausforderungen für die Durchführung klinischer Studien, nämlich klinisch relevante und beeinflussbare Strukturen (Biomarker) im Krebsgewebe zu identifizieren und genügend Patienten mit gleichen Merkmalen zu finden. Hier ist die Zusammenarbeit von Klinikern und Grundlagenforschern in Netzwerken erforderlich.

Deutsches Zentrum für Herz-Kreislaufforschung
Weltweit sind immer mehr Menschen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Die Gesundheitssysteme sind mit steigenden Kosten konfrontiert, die beispielsweise durch Herzversagen nach Infarkt oder periphere arterielle Erkrankungen entstehen.Die Goethe-Universität, das Max Planck Institut für Herz- und Lungenforschung und die Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim sowie die Universität Mainz wollen in dem nun genehmigten nationalen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung untersuchen, wie diese Krankheiten entstehen. Sie haben sich die Aufgabe gestellt, die Übermittlung von Signalen im Gefäßsystem zu entziffern, den Beitrag epigenetischer Faktoren aufzuklären und Einblicke in das Reparatursystem des Körpers zu nehmen. Ziel ist es, molekulare Angriffspunkte für Diagnose und Therapie zu identifizieren.

Prof. Andreas Zeiher, Direktor der Kardiologie an der Goethe-Universität: „Wir sind davon überzeugt, dass dieser Ansatz den Weg zu einer personalisierten Therapie für Gefäßerkrankungen ebnen wird. Dies ist eine der größten Herausforderungen für die Medizin der Zukunft.“ Parallel dazu gilt es, Biomarker zu identifizieren, mit denen sich Risiken prognostizieren lassen. Zur Verbesserung der bildgebenden Verfahren werden Zielmoleküle gesucht, die es erlauben, klinisch aussagekräftige Strukturen sichtbar zu machen. Zu dem translationalen Konzept gehört ferner, dass die Erkenntnisse über neue diagnostische und therapeutische Zielstrukturen in klinischen Studien geprüft werden.

Ziel des vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) betriebenen Förderprogramms ist es, nationale Gesundheitszentren mit mehreren Standorten zu bilden, die auf hohem wissenschaftlichem und technischem Niveau Forschung wie auch Diagnostik und Therapie zu „Volkskrankheiten“ wie Herzinfarkt oder Infektionen betreiben. Im so genannten „translationalen Ansatz“ sollen dabei Grundlagenforschung und klinische Medizin zum Wohle der Patienten zusammengeführt werden. Nationale Gesundheitszentren zu neurodegenerativen Erkrankungen und Diabetes haben bereits ihre Arbeit aufgenommen. (Uni Frankfurt)



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