12. April 2012, Uni Köln

Zentrum für Ambulantes Operieren am Universitätsklinikum Bonn

Das Zentrum für Ambulantes Operieren (ZAO) am Universitätsklinikum Bonn ging jetzt an den Start. Auf einer Gesamtfläche von 1.000 Quadratmetern wurden in dem vor kurzem eröffneten Klinikneubau vier hochmoderne Operationssäle eingerichtet. Dieser nun in Bonn größte ambulante OP-Komplex befindet sich auf dem 1. Stock des neuen Zentrums für Integrative Medizin (ZIM). Erster Patient war ein Grundschüler mit einer vergrößerten Rachenmandel.

Der achtjährige Marc litt häufig unter Infekten mit Schnupfen und Husten. Ursache war eine vergrößerte Rachenmandel, die oberhalb des Zäpfchens im Nasenrachen liegt. “Nasentropfen und alles andere, was wir ausprobierten, hat Marc nicht geholfen”, sagt seine Mutter Nina-Alexandra S., die sich Hilfe suchend an die HNO-Klinik des Universitätsklinikums Bonn wandte. Die vergrößerte Rachenmandel, im Volksmund auch “Polypen” genannt, blockierte bereits die Öffnung zur so genannten Eustachischen Röhre, die das Mittelohr mit dem Nasenrachen verbindet. Die Belüftung wird dadurch gestört und so kann sich im Mittelohr Flüssigkeit ansammeln. Dies führt zu einer Hörminderung. “Bei Marc war auf beiden Ohren schon eine leichtgradige Schwerhörigkeit feststellbar. Da konservative Maßnahmen wie Tubentraining und Nasentropfen seine Beschwerden nicht besserten, musste er operiert werden”, sagt die betreuende HNO-Ärztin Dr. Wiebke Laffers, Funktionsoberärztin der Bonner HNO-Universitätsklinik.

Dank schonender Operationsverfahren und moderner Narkosetechniken können viele operative Eingriffe inzwischen ambulant durchgeführt werden. Derzeit werden am Universitätsklinikum Bonn pro Jahr über 6.500 ambulante Eingriffe vorgenommen – Tendenz steigend. Diesem Trend folgend bietet das Universitätsklinikum Bonn nun auf höchstem Niveau die Vorzüge des ambulanten Operierens in einem eigens dafür eingerichteten OP-Komplex an. Spezialisten der HNO, der Orthopädie und Unfallchirurgie, der plastischen Chirurgie, der Kinderchirurgie und der Gynäkologie sind die Ersten, die dort operieren.

“Ambulantes Operieren wirkt nicht nur den immer weiter steigenden Kosten im Gesundheitswesen entgegen, sondern Patienten genesen auch schneller in ihrer vertrauten Umgebung”, sagt Privatdozent Dr. Richard Ellerkmann, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Ambulantes Operieren. “Zudem möchten sie meist so kurz wie möglich im Krankenhaus sein.” Marc konnte jetzt als erster Patient des neuen ambulanten OP-Zentrums davon profitieren.

In dem neuen ambulanten OP-Zentrum arbeiten 15 Mitarbeiter; hinzu kommen 14 Operateure. Marcs Mutter ist seit kurzem OP-Fachkraft am Bonner Universitätsklinikum und gehört zum neuen Team: “Es ist eine tolle Erfahrung, ein neues OP-Zentrum mit aufzubauen.” Die modernste apparative Ausstattung, die zurzeit auf dem Markt verfügbar ist, gewährleistet in den vier OP-Sälen die lückenlose Sicherheit der Patienten.

Bei der jetzigen Premiere leiteten Anästhesisten dort gestern Morgen um acht Uhr die Narkose ein. Dann entfernten HNO-Ärzte durch den Mund vorsichtig Marcs vergrößerte Rachenmandel. Auch machten sie einen kleinen Schnitt ins Trommelfell und saugten das sich bereits im Mittelohr angesammelte Sekret ab.

In dem neuen Zentrum konnte sich Marc einige Stunden von der erfolgreichen Operation erholen. Dort ist auch an den Komfort gedacht: In dem mit Tageslicht durchfluteten Zentrum für Ambulantes Operieren (ZAO) gibt es großzügige Aufenthaltsmöglichkeiten für Patienten und Angehörige. Denn obwohl nach einem ambulanten Eingriff die Narkose relativ schnell nachlässt, bleiben die Patienten noch bis zu einige Stunden unter Beobachtung. So war Marc nach dem Eingriff noch etwas schläfrig und genoss im Beisein der Mutter die verordnete Bettruhe. Insgesamt gibt es im ambulanten OP-Zentrum zehn abgeschirmte Bereiche mit einer Liege, die den Patienten nach der Operation eine gewisse Privatsphäre bieten, sowie einen großen angrenzenden Ruheraum. Zudem ist alles Erforderliche in unmittelbarer Nähe. Das Parkhaus Nord und die Bushaltestelle sind lediglich hundert Meter entfernt. Eine Cafeteria für Angehörige und Patienten befindet sich in der HNO-Klinik, die direkt an das Zentrum für Integrative Mediz in (ZIM) angrenzt.

Am frühen Nachmittag war Marc fit genug und fuhr mit seiner Mutter nach Hause. Dort wird er von den Eltern und seiner etwas älteren Schwester die nächsten drei Tage noch behütet und umsorgt. Auf sein neues Hobby Tennis muss Marc noch etwa 14 Tage verzichten. Aber in die Seiten seiner Gitarre kann er ganz sicher noch in den Osterferien greifen. (Uni Köln)



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