27. Februar 2010, Aktuelles, Uni Frankfurt

Bilddatenbank des Frobenius-Instituts ist online zugänglich

Drei Jahre lang hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Erschließung und Digitalisierung des ethnographischen Bildarchivs und des Felsbildarchivs des Frobenius-Instituts an der Goethe-Universität mit über 500.000 Euro gefördert. Jetzt ist das Ergebnis zu besichtigen. Die Bilddatenbank Frobenius-Instituts ist online frei zugänglich unter der URL: http://bildarchiv.frobenius-katalog.de/.

Fast vergessene Schätze wurden dabei gehoben: Vor über hundert Jahren begann der bekannteste deutsche Ethnologe seiner Zeit, Leo Frobenius, eine Serie von zwölf Expeditionen nach Afrika. Seine Mitarbeiter reisten später auch nach Australien, Indonesien, Indien und Südamerika. Bei den bisweilen jahrelangen, abenteuerlichen Expeditionen wurde großer Wert auf die visuelle Dokumentation gelegt. Die vermeintlich ursprüngliche und im Verschwinden begriffene Welt sollte durch Fotografien, Zeichnungen und Aquarelle für die Nachwelt dokumentiert werden.

„So erstaunt nicht, dass namhafte Maler und Zeichner die Expeditionen begleiteten und teilweise Werke von eigenem künstlerischem Reiz hinterließen“, ergänzt der Ethnologe und Afrika-Spezialist Dr. Richard Kuba, der seit mehreren Jahren die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte dieses Bildarchivs erforscht. Über 75.000 Bilder einer fremden Welt, Portraits, materielle Kultur, Architektur und Alltagsszenen von Gesellschaften, die noch kaum vom Kolonialismus berührten waren, entstanden auf diese Weise.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlagerte sich Frobenius’ Interesse zunehmend auf die frühesten Zeugnisse menschlicher Kultur, die Felsbilder. Insbesondere in der Sahara und im südlichen Afrika zählte er zu den Pionieren der Felsbildforschung. Seine Maler schufen teilweise gigantische Kopien in Originalgrößen auf Leinwänden von über 2,5 x 10,5 Metern. In umjubelten Ausstellungen wurden diese Bilder in zahlreichen europäischen und amerikanischen Metropolen ausgestellt, unter anderem auch 1937 im New Yorker Museum of Modern Art.

Im Zweiten Weltkrieg aus dem brennenden Frankfurt gerettet, geriet der Bilderschatz seither zunehmend in Vergessenheit und wurde teilweise durch ungenügende Aufbewahrung geschädigt. Dank des DFG-Projekts wurde der Bestand nun digital zugänglich gemacht. Darüber hinaus hat sich das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst engagiert, um die Lagerungsbedingungen durch die Anschaffung neuer Planschränke und die Restaurierung der am stärksten gefährdeten Felsbildkopien zu verbessern. Wie im Frobenius-Institut lagert auch in zahlreichen anderen deutschen Instituten, Museen und Archiven ethologisches Bildmaterial von hohem kulturhistorischem Wert. Dessen Bearbeitung ist bisher auch an den finanziellen Mitteln gescheitert. Das Frobenius-Institut arbeitet bereits mit anderen Institutionen zusammen, um Projekte zu realisieren, die mit der erfolgreichen Erschließung seines Bildarchivs vergleichbar sind.

Großes Interesse an den Bildern besteht auch in den Ländern, die Frobenius seinerzeit bereiste. So hat das Frobenius-Institut bereits eine Ausstellung im burkinischen Nationalmuseum in Ouagadougou organisiert und plant aktuell eine Serie von Ausstellungen in sechs nigerianischen Städten. „Die Anfragen nach Bildmaterial aus der ganzen Welt zeigen, dass die Bilder aus einer ansonsten äußerst bilderarmen Epoche auch heute noch faszinieren“, so Kuba, der auch auf den Wert der Bilder als kulturelles Erbe hinweist. So wird aktuell ein südafrikanisches Felsbild rekonstruiert, das in den 1940 Jahren bei einer Sprengung zerstört wurde und nur noch als Kopie im Bildarchiv des Frobenius-Instituts existiert. (Uni Frankfurt)



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