Mathematikunterricht früher und heute
„Die Mathematik ist ein Spielzeug, welches die Natur uns zuwarf, um uns in diesem Jammertal zu trösten und uns zu unterhalten“, sagte einst der französische Mathematiker und Philosoph Jean-Baptiste le Rond D‘Alembert (1717-1783). Wie lässt sich dieses „Spielzeug“ Mathematik auf neuem Wege gestalten, um den Lernenden einen abwechslungsreichen Unterricht zu bieten? Schließlich ist der heute an den Schulen vermittelte Stoff in Mathematik mindestens 200 Jahre alt, vieles sogar seit der Antike bekannt.
„Auch wenn die Schülerinnen und Schüler von heute das Gleiche lernen müssen wie ihre Großeltern, lassen sich immer wieder motivierende und kreative Momente des Mathematik-Unterrichts finden“, sagt Prof. Dr. Michael Fothe von der Universität Jena. Im Kolloquium „Geschichte und Modellierung. Methodenvielfalt im Mathematikunterricht“ werden die Mathematik-Didaktiker am Freitag (3. Februar 2012) der Frage nachgehen, wie Mathematik einst und heute gelehrt wurde und wird.
Einer der Wegbereiter der modernen Mathematik ist Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Helmut Neunzert. Im Rahmen des Didaktik-Kolloquiums spricht Neunzert über die Anfänge des Studienganges Technomathematik in Deutschland und Aufgaben aus Modellierungsseminaren mit Schülerinnen und Schülern. Neunzert wird u. a. über seine Arbeit mit hochbegabten Schülerinnen und Schülern berichten. Zu seinem Vortrag sind Mitglieder der Universität ebenso wie die interessierte Öffentlichkeit herzlich eingeladen. Für Lehrerinnen und Lehrer ist das gesamte Kolloquium zugleich eine anerkannte Fortbildung.
Das Didaktik-Kolloquium wird von Prof. Dr. Michael Fothe sowie seinem Fachkollegen PD Dr. Michael Schmitz und der Gastprofessorin an der Universität Jena, Dr. habil. Renate Tobies, angeboten. Insgesamt sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen während der Veranstaltung zu Wort.
In einem Vortrag stellt Mitveranstalterin Tobies ihre Untersuchungen zu Anfängen von Techno- und Wirtschaftsmathematik in der elektrotechnischen Industrie vor. Sie spricht dabei über die herausragende Mathematikerin Iris Runge, die physikalisch-technische und wirtschaftliche Probleme modellierte. „Im Rahmen der Veranstaltung meint der Begriff ,Modellieren’ ein Verständnis dafür zu entwickeln, die Realität in einem mathematischen System abzubilden und einordnen zu können. Bei dieser Form eines Modellprozesses ist eine entscheidende Frage, ob sich das entwickelte Modell als nützlich erweist“, erklärt Michael Fothe.
Am Ende der Veranstaltung soll das Bewusstsein dafür geweckt sein, dass sich alter Wissensbestand mit neuen Erkenntnissen in der Mathematik verbinden lässt. Dafür können auch andere Fachbereiche herangezogen werden, denn es sei von großer Bedeutung, nicht nur in den eigenen Reihen zu bleiben, sondern sich auch von verschiedenen Bereichen inspirieren zu lassen, sagt Fothe.
Die Veranstaltung findet von 13 bis 19 Uhr im kleinen Sitzungssaal der Rosensäle (Fürstengraben 27) statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. (Uni Jena)
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