23. Mai 2012, Uni Bonn

Erster Wickelraum in der Uni Bonn eingerichtet

Als erste Fakultät der Universität Bonn hat die Rechts- und Staatswissenschaft einen Wickelraum eingerichtet. Sie folgt damit ganz selbstverständlich dem inoffiziellen universitären Motto “traditionell modern”. Die Maßnahme ist ein Schritt zur besseren Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie.

Dekan Professor Dr. Klaus Sandmann berichtet, wie es zum “Projekt Wickelraum” kam: “Einer unserer wissenschaftlichen Mitarbeiter, der gerade Vater worden war, ist mit der Anfrage an uns herangetreten, ob wir nicht einen Platz zum Wickeln einrichten könnten. Wir haben uns zusammengesetzt, kurz diskutiert und die Sache für gut befunden.” Als dann auch die Frage nach der Räumlichkeit geklärt war, ging es direkt los. Dass der Beschluss schnell und unkompliziert gefasst wurde, ist in den oftmals verschlungenen Verwaltungsabläufen einer großen Organisation wie der Universität eher ungewöhnlich.

Umso tatkräftiger machte sich das Team des Fachbereichsmanagement Rechtswissenschaft und das Dekanat an die Umsetzung, um Wickeltisch, Windeleimer und Windelpakete zu kaufen. “Unsere männliche Hilfskraft hat sich zu einem wahren Experten beim Recherchieren moderner Wickeltische entwickelt”, schmunzelt Fachbereichsmanagerin Dr. Susanne Schiemichen.

Gut sichtbare Schilder im Juridicum weisen nun jungen Müttern und Vätern den Weg, um den Nachwuchs in aller Ruhe zu versorgen. Denn familiengerechtes Studieren und Arbeiten soll die Alma Mater in Bonn auszeichnen. Mit der Zertifizierung zur familiengerechten Hochschule und damit verbundenen, zahlreichen Maßnahmen, etwa der Einrichtung eines Familienbüros, sind die Rahmenbedingungen geschaffen.

Kristina Blohm, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereichsmanagement Rechtswissenschaft, schätzt die familienfreundliche Personalpolitik und verständnisvolle Vorgesetzte. “Nach der Geburt meiner zweiten Tochter wollte ich beruflich nicht aussteigen, was auch nicht im Sinne des Projektes wäre, das ich betreue.” Die junge Juristin arbeitet nun im Rahmen ihrer einjährigen Elternzeit auf einer 5 Wochenstunden-Basis.

Offen für Bedürfnisse junger Wissenschaftler
Flexible Arbeitszeitmodelle, ein Wickelraum – diese Schritte zeigen, wie die Staats- und Rechtswissenschaftliche Fakultät auf die sich verändernden Anforderungen zeitgemäß reagiert und sich für junge Wissenschaftler und ihre Bedürfnisse offen zeigt.

Seit kurzem wird am Fachbereich Rechtswissenschaft sogar ein Baby-Strampler angeboten. “Den hätte ich auch gekauft”, meint Dekanats-Hilfskraft Kathrin Müller, Studentin im 7. Semester und Mutter eines inzwischen vierjährigen Sohnes, “und einen Wickelraum hätte ich auch brauchen können.” Die 24-Jährige berichtet von Schock und Befremden, den sie anfangs bei Kommilitonen und teilweise auch Lehrenden erlebte, wenn sie mit ihrem Säugling zu den Vorlesungen kam. Deshalb sei sie erfreut, so Müller, dass sich an der Universität und am Fachbereich etwas bewege. Die selbstbewusste, alleinerziehende junge Frau ist überzeugt: “Auch wenn man sehr jung ein Kind bekommt – es lohnt sich in jedem Fall, ein Studium zu beginnen.”

Kathrin Müller will dafür weiterhin Überzeugungsarbeit leisten. Es wäre wünschenswert, wenn in Zukunft mehr Studierende ihrem Beispiel folgen. Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität entwickelt sich jedenfalls zu einem guten Ort für Studierende und Mitarbeiter, die wissenschaftliches Arbeiten und Familiengründung nicht als Widerspruch verstehen. Debatten um die Vereinbarkeit von beidem müssen hier nicht geführt werden. (Uni Bonn)



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