6. Mai 2014, Uni Bonn

Prof. Andreas Müller neuer Leiter der Neonatologie am Uni-Klinikum Bonn

Prof. Dr. Andreas Müller ist neuer Leiter der Frühgeborenenmedizin am Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn. Als Leitender Oberarzt in der Bonner Universitäts-Neonatologie spezialisierte er sich unter anderem auf die Intensivmedizin bei Früh- und Neugeborenen. Neben der Betreuung Früh- und Neugeborener will der 47-jährige Nachfolger von Prof. Dr. Dr. Peter Bartmann die intensivmedizinische Betreuung organtransplantierter Kinder sowie Organersatzverfahren in Bonn fest etablieren. Sein akademisches Interesse gilt insbesondere seltenen angeborenen Fehlbildungen sowie von Viren vor der Geburt ausgelösten Infektionen. Hierzu ist er am Bonner Zentrum für seltene Erkrankungen aktiv.

“Die international anerkannte Forschung von Prof. Müller im Bereich der Infektiologie in der Kinder-Medizin passt gut zu den Forschungsschwerpunkten des Universitätsklinikums Bonn insgesamt” betont der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Holzgreve.

Die Neonatologie am Universitätsklinikum Bonn gehört bundesweit zu den größeren pädiatrischen Intensivzentren. Dort betreuen 20 Ärzte jährlich ungefähr 400 bis 500 Kinder, darunter sind viele Neugeborene mit Fehlbildungen. Etwa 90 Kinder haben ein Geburtsgewicht unterhalb 1.500 Gramm. „Mein Ziel ist, die Lebensqualität gerade von ganz kleinen Frühchen weiter zu verbessern. Da gibt es noch viel zu tun“, sagt Prof. Müller. Dabei setzt der neue Chefarzt auf deren möglichst nicht-invasive medizinische Betreuung. So können die Bonner Neonatologen beispielsweise bereits die Schäden der unreifen Lunge von extrem frühgeborenen Babys durch den Verzicht einer künstlichen Beatmung senken. Denn sie geben den Frühgeborenen den noch fehlenden Schutzfilm für die Lungenbläschen, auch „Surfactant“ genannt, mit Erfolg über eine Sonde direkt in die Luftröhre, während das Kind normal spontan atmet.

In seinem Fokus steht die Infektiolgie

Schon während seines Studiums war für Prof. Müller die Infektiologie besonders spannend, wobei sein Augenmerk im Rahmen des Bonner Zentrums für seltene Erkrankungen besonders auf die bei Ungeborenen selten vorkommenden Infektionen mit Cytomegaloviren (CMV) liegt. „Es gibt noch viel mehr Erkrankungen, die durch Viren direkt oder indirekt ausgelöst werden, als bisher bekannt. Hier ist vieles noch nicht verstanden“, sagt der neue Chefarzt. Die Infektiologische Ambulanz, die vor allem HIV-infizierte Kinder oder mit anderen Defekten des Immunsystems betreut, wird von Prof. Müller geleitet. Auch ist er Mitinitiator der kürzlich gegründeten ersten MRSA-Ambulanz für Kinder in NRW. Die neue Ambulanz am Bonner Universitätsklinikum bietet allen pädiatrischen Patienten vor allem auch aus dem ambulanten Bereich, die Träger eines multiresistenten Erregers sind, eine umfassende Beratung und Behandlung.

Zudem betreut Prof. Müller Neugeborene mit seltenen Fehlbildungen wie Zwerchfellhernien, bei denen sich durch ein Loch im Zwerchfell die Bauchorgane in den Brustraum verlagern und so die Lungen in ihrem Wachstum behindern. So führte er vor zwei Jahren die Künstliche Lunge ECMO – die Extrakorporale Membranoxygenierung – für Neugeborene mit drohendem Lungenversagen hier in Bonn ein. Es gibt nur wenige neonatologische Zentren in Deutschland, die dieses Verfahren für Neugeborene mit Lungenversagen anbieten.

Erweiternde Angebote gehen nur gemeinsam

Etwa 20 Neugeborene sind bisher mit der künstlichen Lunge ECMO an der Bonner Neonatologie behandelt worden – ein erster Meilenstein auf dem Weg, die Bonner pädiatrische Intensivmedizin zu erweitern. Neben der Etablierung von Organersatzverfahren wie ECM0 und Dialyse sowie der Ausbau zu einem Intensivbereich für nieren- und lebertransplantierte Kinder will Prof. Müller ein Zentrum für angeborene Fehlbildungen am Zentrum für Kinderheilkunde einrichten: „Mein Ziel ist ein vollständiges Angebot für die Betroffenen. Doch dies geht nur in enger Kooperation mit der Pränatalmedizin, der Kinderchirurgie sowie anderer Fachbereiche.“

Neben der stationär klinischen Versorgung seiner Patienten, ist dem neuen Chefarzt auch ein nahtloser Übergang in das heimatliche Umfeld wichtig. Hier setzt Prof. Müller auf die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kinderärzten und dem Bunten Kreis, der Familien auf dem Weg in den Alltag mit einem schwerstkranken oder frühgeborenen Kind begleitet.

Ausgleich findet der Vater von drei Jungen im Alter zwischen sieben bis dreizehn Jahren im Familienleben und mit Sport. (Uni Bonn)



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