4. März 2010, Aktuelles, Uni Magdeburg

Verkürzung des Abiturs führt zu schlechteren Mathenoten in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalts Schülerinnen und Schüler, die das Abitur nach acht, statt nach neun Jahren abgelegt haben, schneiden im Fach Mathematik signifikant schlechter ab. Die deutliche Verringerung der mathematischen Kenntnisse hat möglicherweise Auswirkungen auf den weiteren Bildungsweg und Konsequenzen für den Arbeitsmarkt. Sie erscheint insbesondere im Hinblick auf die große Nachfrage nach Ingenieuren und Naturwissenschaftlern besorgniserregend.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU), die jetzt unter dem Titel „Are We Spending Too Many Years in School? Causal Evidence of the Impact of Shortening Secondary School Duration” als ZEW Discussion Paper No.10-011 (ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp10011.pdf) veröffentlicht wurde.

Die durchschnittliche Abiturientin muss im Fach Mathematik im schriftlichen Abitur einen erwarteten Punkterückgang von 8% (von 7,7 auf 7,1) hinnehmen, der Rückgang für den durchschnittlichen Abiturienten liegt sogar bei 11% (von 7,8 auf 6,9). Zudem hat die Reform einen signifikant negativen Effekt auf die Englischkenntnisse bei Schülerinnen, nicht jedoch bei Schülern; deren Kenntnisse sind im Durchschnitt aber geringer. Im Fach Deutsch können keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen beiden Jahrgängen festgestellt werden.

Die beiden Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Jun.-Prof. Dr. Stephan Thomsen und Dr. Bettina Büttner, haben die Wirkungen der Schulzeitreform auf die Leistungen von Sachsen-Anhalts Abiturienten im schriftlichen Abitur untersucht. Basierend auf einer Befragung von mehr als 800 Absolventen des Doppelabiturjahrgangs 2007 wurden zunächst die Einflüsse einer erhöhten Lernintensität auf das Wissen in Mathematik, Deutsch und Englisch analysiert. Weitere Untersuchungen werden folgen.

„Aus der Verschlechterung der Mathematikkenntnisse der Abiturienten ergeben sich veränderte Anforderungen an nachfolgende Bildungseinrichtungen und möglicherweise Konsequenzen für den Arbeitsmarkt“, so Dr. Bettina Büttner. „Die Verringerung der mathematischen Kenntnisse ist gerade im Hinblick auf die große Nachfrage nach Ingenieuren und Naturwissenschaftlern auf dem Arbeitsmarkt besorgniserregend.“ Zudem verdeutliche die Studie die zentrale Bedeutung der Lernintensität für den Bildungserfolg, so Jun.-Prof. Dr. Stephan Thomsen. „Das künftige Augenmerk der Bildungspolitik sollte weniger auf die Bedeutung der Bildungsquantität sondern stärker auf das Verständnis der Faktoren gerichtet werden, die die Qualität der Bildung beeinflussen.“ Hierzu könne beispielsweise eine Überarbeitung der Lehrpläne und Rahmenrichtlinien mit einem stärkeren Blick auf den Stellenwert der Vermittlung mathematischer Kenntnisse beitragen.

In nahezu allen Bundesländern mit 13-jährigem Abitur ist die Verkürzung der Gymnasialschulzeit um ein Jahr beschlossen worden. Ein wichtiges Argument für die Reformen sind erwartete Wettbewerbsnachteile deutscher Absolventen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt aufgrund der im internationalen Vergleich zu langen Ausbildungszeiten. Sachsen-Anhalt hat die Reform als erstes Bundesland umgesetzt. Die Verkürzung wurde im Jahr 2003 begonnen und im Jahr 2007 mit dem Doppelabitur abgeschlossen. (Uni Magdeburg)



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