Musik bei den Schulaufgaben nicht schädlich
Welche Eltern kennen das nicht: Während die Kinder über ihren Schulaufgaben brüten, dudelt im gleichen Raum der MP3-Player, bimmelt das Handy und dröhnt Musik über youtube. Und das alles gleichzeitig! Kein Problem: Solange es sich um die Lieblingsmusik der Schülerinnen und Schüler handelt, wirkt sich dieser Lärmteppich nicht nachteilig auf deren Lernfähigkeit aus. Zu diesem überraschenden Ergebnis kamen jetzt Musikwissenschaftler der TU Dortmund, die mehr als 88 Schüler über mehrere Wochen hinweg einem Konzentrationstest unterzogen haben. Eltern, Lehrer und Pädagogen können nach Ansicht der Forscher das Hörverbot lockern und der Angewohnheit ihrer Kinder, bei den Hausaufgaben Musik zu hören, mit Gelassenheit begegnen.
Grund dafür kann die Omnipräsenz (Allgegenwärtigkeit) von Musik in der Umwelt der Jugendlichen sein, gepusht durch die Massenmedien als neues Phänomen der letzten 20 Jahre. Der MP3-Player bietet die Möglichkeit, ohne großen technischen Aufwand immer und überall Musik zu hören, ebenso das Internet mit seinen reichhaltigen Musik-Download-Angeboten. Musik wird von den jugendlichen Konsumenten noch nicht einmal als Hintergrundmusik wahrgenommen. Der Musikpsychologe Prof. Klaus-Ernst Behne spricht in diesem Zusammenhang provokant von der Hornhaut auf den Ohren vieler Jugendlicher.
Bereits in den 1990er Jahren gab es Studien zu diesem Thema. Man konnte nicht nachweisen, dass Musik einen positiven Effekt hatte. Eine andere Studie fand sogar schädliche Effekte der Hintergrundmusik bei Hausarbeiten heraus: die Lernleistung sank. Insgesamt fanden sich somit widersprüchliche Ergebnisse. Durch den enormen technischen Fortschritt im Bereich der Medien, wie beispielsweise MP3-Player, iPhone, Handy, Computer oder youtube der 2000er Jahre, stellte sich die Frage erneut. Die Musikwissenschaftler der TU Dortmund konfrontierten daher innerhalb von mehreren Wochen insgesamt 88 Schülerinnen und Schüler (durchschnittlich ca. 15-17 Jahre alt) eines zehnten Jahrgangs einer Gesamtschule abwechselnd zum einen mit einem Ausschnitt aus einem Intelligenztest (CFT-Test) und zum anderen mit einem Konzentrationstest. So musste eine Gruppe Jugendlicher jeweils einen Test „mit“ und – zur Kontrolle – „ohne Musik“ lösen. D.h. eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern musste den Intelligenztest mit und den Konzentrationstest ohne Musik durchführen. Bei einer anderen Gruppe geschah dies umgekehrt. Die Versuchsgruppen waren so gewählt worden, dass ihre Leistung annähernd homogen sind.
Noch bevor die Tests an der Schule durchgeführt wurden, gingen die Verantwortlichen davon aus, dass das Hören der eigenen Musik (Lieblingsmusik) während der Bearbeitung der Testaufgaben Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit und somit die Lernleistung bei Schülerinnen und Schülern hat. Es bestand die Annahme, dass sogar das Hören der eigenen Musik beim Lösen mathematischer Aufgaben und Aufgaben zur Testung der Intelligenz sich positiv auf die Effizienz, die Leistung und Konzentration auswirkt: jedenfalls gemessen an den in einem vorgegebenen Zeitraum (25 Minuten) bearbeiteten und richtig gelösten Testaufgaben. (TU Dortmund)
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