19. April 2010, Aktuelles, Uni Hohenheim

Keine Gefahr durch Vulkanwolke für Stuttgart

Die Folgen des Ausbruchs von Eyjafijallajökull sind für Stuttgart weit weniger schlimm als angenommen: der Hohenheimer Meteorologe Prof. Dr. Volker Wulfmeyer sieht am Himmel über Stuttgart keine gefährliche Aschewolke. Der Vorteil seiner Messmethode: Die neue Generation von lasergestützen Messgeräten ermöglicht die dreidimensionale Erfassung der Schmutzteilchen. Bislang werden Aussagen über die Flugsicherheit vor allem von Satellitenbildern und aus Simulationen abgeleitet. „Diese Voraussagen überschätzen das Ausmaß des Vulkanausbruchs, da sie keine genauen Messungen zu Verteilung und Konzentration der Teilchen zulassen“, sagt Prof. Dr. Wulfmeyer.

Mit lasergestützten Messgeräten liefern Hohenheimer Wetterforscher jetzt erstmals eine zweidimensionale Erfassung des vermeintlichen Aschemonstrums über dem Raum Stuttgart. Erste Ergebnisse der Gruppe um Prof. Dr. Wulfmeyer besagen, dass die Vulkan-Aerosole hauptsächlich zwischen 2 bis 3 km über dem Boden zu finden sind. Die Konzentrationen überschreiten kaum die Signale, die durch industrielle Emissionen oder den Verkehr auftreten. Von 3 bis 8 km sind keine signifikanten Aerosolmengen nachweisbar und eine Schicht von 8 bis 9 km zeigte Zirruswolken, die eventuell von Aerosolpartikeln beeinflusst sein könnten.

„Um aber eine Aussage für ganz Deutschland treffen zu können, müssen erst mehrere Messungen zusammengefasst werden“, so Prof. Dr. Wulfmeyer.

Laser statt Radar
Lidar (Light Detection and Ranging) heißt die lasergestützte Messtechnik, die von Hohenheimer Wetterforschern schon seit etwa 10 Jahren entwickelt und erprobt wird. „Im Gegensatz zu den Standardmethoden des Wetter- und Klimamonitoring erlaubt sie horizontale und vertikale Messungen mit sehr großer Auflösung“, erklärt Prof. Dr. Wulfmeyer. Das Lidar-System des Instituts für Physik und Meteorologie (IPM) der Universität Hohenheim ist sogar in der Lage räumliche Abtastungen durchzuführen, die Atmosphäre also nach Aerosolpartikeln abzuscannen. Damit ist das Hohenheimer Lidar-System weltweit einzigartig.

Am heutigen Nachmittag werden die Messungen mit dem Hohenheimer Lidar-System fortgesetzt und mit dem Forschungsflug „Falcon“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) koordiniert. Die in der Asche-Wolke gesammelten Daten werden so schnell wie möglich ausgewertet und dem Deutschen Wetterdienst und der Flugsicherung für eine Beurteilung des Flugverbots übermittelt. (Uni Hohenheim)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Schreiben Sie einen Kommentar »



Das könnte Sie auch interessieren:

Umweltauswirkungen des Hartweizen-Anbaus in Deutschland

Regionale Produkte werden bei deutschen Verbrauchern immer beliebter, schlagen sogar Bio-Produkte. Bei Hartweizen (Durum) auch zu Recht, so das Ergebnis einer Ökobilanz-Studie der Universität Hohenheim. Im Detail vergleicht die Studie die Umweltauswirkungen des Hartweizen-Anbaus in Deutschland und den wichtigsten Einfuhrländern….

Zecken werden zunehmend auch im Winter aktiv

Die zunehmend milden Winter haben zur Folge, dass Zecken nicht nur im Sommer, sondern zunehmend ganzjährig aktiv sind. So sei der Winter 2013/14 ein wahrer Zeckenwinter berichten Wissenschaftler auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des 2. Süddeutschen Zeckenkongresses an der Universität…

“Deutschland erlebt einen klassischen Zirkuseffekt”

Viel Show bescheinigt Prof. Dr. Markus Voeth von der Universität Hohenheim den aktuellen Koalitionsverhandlungen. Anders als bei den Koalitionsverhandlungen von 2005 seien diesmal vor allem die Sondierungsgesprächen wichtig gewesen. Bei den Mammut-Gesprächsrunden gehe es deshalb nun mehr darum, die jeweils…

Bild: Uni Hohenheim

Freisetzung von Lachgas bei Rapsanbau

Lachgas ist ein vielfach stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid und trägt auch dazu bei, dass Ozon in der Stratosphäre abgebaut wird. Es entsteht unter anderem beim Einsatz von Stickstoffdüngern. Wie viel von dem Gas über das Jahr aus deutschen Rapsfeldern in…

Gute Job-Perspektiven für Wirtschaftswissenschaftler an der Uni Hohenheim

Deutschlands Personaler lieben sie: Wer an der Universität Hohenheim Wirtschaftswissenschaften studiert hat, muss sich um die Jobsuche keine großen Sorgen machen. Laut einer Umfrage der Wirtschaftswoche liegen die Hohenheimer Absolventen in der Beliebtheitsskala deutschlandweit unter den ersten zehn. Die Befragung…

Weitere Beiträge zum Thema: