Ausbruch des Vulkans Kilauea auf Hawaii kam nicht unerwartet
Nicole Richter schläft derzeit nicht viel, dafür sind die Ereignisse in ihrem Umfeld zu spannend. Die 25-jährige Studentin der Friedrich-Schiller-Universität Jena forscht seit September 2010 am Hawaiianischen Vulkan-Observatorium zum Deformationsverhalten des Vulkans Kilauea – der am 5. März (Ortszeit) „auf spektakuläre Weise nahe des Napau Kraters ausgebrochen ist“. Für die Jenaer Studentin kam dieses Ereignis nicht ganz unerwartet, hatte sie es doch bereits in ihrer Masterarbeit, die sie im letzten Monat abgegeben hat, für wahrscheinlich erklärt.
Nicole Richter schrieb ihre Arbeit im Masterstudiengang „Geoinformatik“ der Universität Jena bei der Fernerkundungsexpertin Prof. Dr. Christiane Schmullius. Richter beschäftigt sich darin mit den Möglichkeiten, wie Satellitendaten genutzt werden können, um Bewegungen der Erde zu dokumentieren und ihre Folgen zu analysieren. Die gebürtige Chemnitzerin hatte Gelegenheit, aktuelle Bewegungsdiagramme des Kilauea-Vulkans aus Bilddaten des deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X zu erstellen und gemeinsam mit dem Geophysiker Dr. Michael Poland auszuwerten.
„Damit ist erstmals ein Vulkan flächendeckend mit drei Meter Pixelauflösung durch einen Radarsatelliten beobachtet und analysiert worden“, sagt Prof. Schmullius und ergänzt: „Wegen der hohen geometrischen Auflösung von TerraSAR-X konnten selbst feinste Veränderungen registriert werden. Anhand dieser Daten haben Nicole Richter und die hawaiianischen Vulkanologen bereits im Februar eine Veränderung in der Aktivität des Kilauea für wahrscheinlich gehalten“.
Die Jenaer Studentin schrieb im vergangenen Monat – allerdings in Englisch – in ihrer Masterarbeit: „Während ich dies schreibe, füllt sich die flache Magmakammer unter dem Gipfelkrater kontinuierlich mit Magma […]. Dies wird begleitet von der seismischen Aktivität entlang der oberen östlichen Riftzone und dem Anstieg des Lavaniveaus innerhalb des aktiven Schlots im Gipfelkrater. Wenn diese Tendenzen anhalten, ist eine Änderung in der Eruptivtätigkeit des Kilauea 2011 wahrscheinlich“.
„Langfristige Vorhersagen des Zeitpunktes eines Vulkanausbruchs sind bisher nicht möglich“, beschwichtigt Prof. Schmullius. Doch die Fernerkundungsexpertin ist davon überzeugt, dass „die Qualität der neuen Satellitendaten eine kurz- bis mittelfristige Wahrscheinlichkeit für solche Ereignisse erkennbar macht. Es lohnt sich daher, gefährdete Zonen mit Radaraufnahmen zu beobachten und die gewonnenen Daten zeitnah zu analysieren.“
Während die Jenaer Geographin deswegen weiter an der Nutzung von Satellitendaten forscht und die Ergebnisse etwa in neuen Waldkartierungen umsetzt, freut sich Nicole Richter über die Ereignisse, selbst wenn sie dafür rund um die Uhr im Observatorium und am Vulkan unterwegs ist: „Wir haben Nachtschicht geschoben, um eine Crew im Gelände zu überwachen, alle Instrumente abzulesen, Logs zu schreiben und die Öffentlichkeit über die Ereignisse auf dem Laufenden zu halten“, schreibt sie. Außerdem beobachtet und kartiert sie unermüdlich am Vulkan. Denn für die Jenaer Geoinformatikstudentin ist „dieser Ausbruch die Krönung meines Aufenthaltes auf Hawaii. Und die ,fissure eruption‘ live aus nächster Nähe zu beobachten war – ohne zu übertreiben – das Überwältigendste, was ich je erlebt habe!“ (Uni Jena)
» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen
Ein Kommentar
Schreiben Sie einen Kommentar »
Uni Jena: Masterstudiengang ohne vorheriges Bachelorstudium
An der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist es nun möglich, den dreisemestrigen berufsbegleitenden Masterstudiengang „Weiterbildung & Personalentwicklung“ auch ohne ein vorheriges Bachelorstudium zu absolvieren. Mit der Änderung der Studienordnung wird der Weg für Studieninteressierte geebnet, die bisher keinen akademischen Hintergrund haben. Die…
Parabelflieger Airbus A300 ZERO-G geht in den Ruhestand
5.200 Flüge, 4.200 Flugstunden und 13.180 Parabeln hat der Airbus A300 ZERO-G im Dienste der Wissenschaft und Schwerelosigkeitsforschung gemeistert. Nun verabschiedet sich der Parabelflieger der französischen Firma Novespace nach der 25. Forschungskampagne des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)…
Prof. Andreas Müller neuer Leiter der Neonatologie am Uni-Klinikum Bonn
Prof. Dr. Andreas Müller ist neuer Leiter der Frühgeborenenmedizin am Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn. Als Leitender Oberarzt in der Bonner Universitäts-Neonatologie spezialisierte er sich unter anderem auf die Intensivmedizin bei Früh- und Neugeborenen. Neben der Betreuung Früh- und…
“genius loci” – philosophische Essays und Kunstfotografie
Unter dem Titel „genius loci“ vereinen der Jenaer Philosophie-Professor Klaus Vieweg und der in Los Angeles lebende Fotograf Patrick Lakey philosophische Essays und Kunstfotografie. Die anschauliche Publikation richtet sich insbesondere an die philosophisch interessierte Öffentlichkeit, betont Vieweg, der an der…
Kohlenmonoxid für die Medizin nutzen
Es ist ein geruchloses, unsichtbares Gas und ein tödliches Gift: Wird Kohlenmonoxid – chemisch kurz CO – eingeatmet und gelangt ins Blut, verhindert es den lebensnotwendigen Sauerstofftransport und das führt unweigerlich zum Erstickungstod. Umso mehr mag es verwundern, dass das…
Nicole du hast so ein glück so etwas will ich gerne auch mal erleben
Eileen Sophie Richter