22. März 2011, Uni Jena

Symposium zu Gott und die Menschen im Mittelalter

Markttreiben mit Gauklern und Feuerschluckern, Ritterspiele und Minnelieder – das Mittelalter hat zweifellos Konjunktur. Oder zumindest das, was aufgeklärte Zeitgenossen für „das Mittelalter“ halten.

Unter dem Motto „Gottes Werk und Adams Beitrag. Formen der Interaktion zwischen Mensch und Gott im Mittelalter“ lädt der Mediävistenverband vom 27. bis 31. März 2011 zu seinem 14. Symposium nach Jena ein. Prof. Dr. Thomas Honegger von der Universität Jena freut sich auf die Begegnung mit rund 150 Mittelalter-Forschern, die nahezu alle Teildisziplinen des Fachs vertreten. „Das Symposium ist strikt interdisziplinär ausgerichtet: Hier trifft der Germanist auf den Kunsthistoriker und den Mittelalter-Archäologen“, sagt Honegger. Die Jenaer Zusammenkunft, so der Professor für Ältere Englische Sprache und Literatur, sei eine Chance für den Nachwuchs, sich mit den arrivierten Vertretern des Fachs auszutauschen. Die weitere große Chance liege darin, den Fokus der Gelehrten auf das reichhaltige mittelalterliche Erbe Thüringens zu lenken. Nicht nur im Gespräch: Die Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität laden ihre Gäste zu Exkursionen in die Umgebung ein. Der Anglist Honegger freut sich besonders darüber, dass Islamwissenschaftler und Judaistik-Forscher die Tagung bereichern werden. Zudem verweist er darauf, dass Fachkollegen aus Frankreich, Polen, Griechenland und Großbritannien nach Jena kommen werden.

Als Hauptredner des Symposiums wurden der Philosoph Gerhard Krieger (Universität Trier), der Hamburger Historiker Hans-Werner Goetz sowie die Germanistin Susanne Köbele von der Universität Erlangen-Nürnberg gewonnen. Gerhard Krieger spricht zur Eröffnung des Symposiums zur Frage „Herausforderung für wen? Zur Begegnung zwischen Philosophie und christlichem Denken im Mittelalter“. Susanne Köbele hat ihren Vortrag mit „Wie wenn Erlösung wäre. Heilsgeschichte im Zwielicht“ überschrieben. Hans-Werner Goetz thematisiert „Die mittelalterlichen Vorstellungen vom Sündenfall als Interaktion zwischen Gott und den Menschen“. Das Thema Transzendenz sei hochaktuell, sagt Thomas Honegger, obwohl es natürlich im Kontrast zur Moderne stehe. Hans-Werner Goetz verfasse gerade eine Monographie dazu.

Nach Honeggers Verständnis reicht das Mittelalter zeitlich vom Untergang des Römischen Reiches bis etwa zum Beginn der Reformation. Doch die Islamwissenschaftler würden einen anderen Mittelalter-Begriff verwenden. Auf jeden Fall unterscheiden sich die Erkenntnisse der Wissenschaftler über das Mittelalter deutlich von jenen romantischen Vorstellungen, die das Treiben auf den Mittelalter-Märkten bestimmen.

Das Jenaer Symposium des Mediävistenverbandes richtet sich zunächst an die Mitglieder des Verbandes, die Angebote stehen jedoch grundsätzlich auch interessierten Laien offen. (Uni Jena)



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