31. Mai 2011, Uni Jena

Neuer Hebräisch-Dozent an den Universitäten Jena und Erfurt

Ein Hebräisch-Dozent, der an der Theologischen Fakultät einer originär protestantischen Universität und zugleich an der Katholischen Fakultät einer anderen Universität lehrt, das dürfte ein Novum in der deutschen Universitätslandschaft sein. Doch an den Universitäten Jena und Erfurt ist diese Konstellation seit Beginn des Sommersemesters mit dem Amtsantritt von PD Dr. Peter Stein Realität.

„Meine Berufung über Konfessionsgrenzen hinweg betrachte ich als einen kleinen Beitrag zur Ökumene“, sagt Stein. Selbst aus einem protestantischen Elternhaus stammend, gebe es für ihn keine Berührungsängste. Verbindendes Element sei die Aufgabe: „Es macht mir Freude, Hebräisch zu unterrichten.“ Da sowohl die Jenaer Theologie-Studenten als auch ihre katholischen Erfurter Kommilitonen Kenntnisse in Hebräisch nachweisen müssen, bot sich diese fakultätenübergreifende Lösung an.

„Kooperationen wie diese sind nicht nur für beide Seiten ein Gewinn, sondern erhalten die Ausbildung in einer seltenen Sprache“, sagt Prof. Dr. Klaus Dicke, der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der sich immer wieder für den Erhalt „kleiner Fächer“ stark macht.

Peter Stein hat in Jena Altorientalistik, Semitische Philologie und Theologie mit dem Schwerpunkt Altes Testament studiert. Seine Doktorarbeit schrieb er über die Grammatik der sabäischen Sprache. Nach der Promotion arbeitete Stein von 2002 bis 2009 an einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekt zu den altsüdarabischen Minuskelinschriften. Über das in Holzstäbchen geritzte Alltagsschrifttum aus dem antiken Südarabien hat er sich auch habilitiert.

Die Studenten in Peter Steins Kursen können in besonderer Weise von seinen Kenntnissen profitieren. Denn während Hebräisch-Dozenten meist aus der Theologie kommen, liegen Steins Wurzeln im sprachgeschichtlichen Kontext. In seiner Forschung beleuchtet der 40-jährige Jenaer speziell den Sprachraum der Arabischen Halbinsel in vorislamischer Zeit. Zum Lehrstoff gehören aber auch Sprachen wie Aramäisch, das als die Sprache Jesu bekannt ist, Ugaritisch oder Phönizisch. „Die semitischen Sprachen sind eng miteinander verwandt, vergleichbar mit den modernen romanischen Sprachen“, sagt Peter Stein.

Mit Beginn seiner neuen Aufgabe in Jena und Erfurt wird Peter Stein seinen Lehrauftrag für Altsüdarabisch in Wien aufgeben. Gleiches trifft auf das Heisenberg-Stipendium der DFG zu, das er 2010 erhalten hatte. Ehrenamtlich steht er jedoch vor einer neuen Herausforderung: Im Frühjahr dieses Jahres wurde er in den Vorstand der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) gewählt. Die bedeutendste wissenschaftliche Vereinigung deutscher Orientalisten besteht seit 1845 und vereint derzeit über 500 Mitglieder. Peter Stein übernimmt ab 2012 für drei Jahre das Amt des Ersten Geschäftsführers der DMG.

An der Theologischen Fakultät in Jena tritt Peter Stein übrigens in die Fußstapfen von Dr. Waltraut Bernhardt, die 30 Jahre lang als Hebräisch-Lektorin tätig war und Generationen von Studierenden und Pfarrern mit geprägt hat. Ihre Studienzeit und folgende Assistententätigkeiten mitgerechnet, war Waltraut Bernhardt über 50 Jahre lang kontinuierlich an der Universität Jena. (Uni Jena)



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