13. April 2011, Uni Frankfurt

Wie steht die islamische Theologie zu den Nachbardisziplinen?

Die Ringvorlesungsreihe zur Islamforschung im europäischen Kontext an der Uni Frankfurt widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Theologie als Wissenschaft: Interdisziplinarität und Verhältnisbestimmung der Islamischen Theologie zu anderen Disziplinen“. Dazu Prof. Ömer Özsoy, der das Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam an der Goethe-Universität leitet: „Das Frankfurter Modell auf dem Wege der Etablierung einer islamischen Theologie versucht, in seinem Forschungsschwerpunkt ‚Islam und Muslime in/und Europa‘ den klassischen Disziplinenkanon mit geistes- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen zu konfrontieren. Deshalb haben wir Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen gebeten, Denkanstöße für den weiteren Dialog zu geben.“

Eingeladen sind Vertreter der christlichen Theologie, der Islamwissenschaft aber auch der anderen sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern wie Philosophie, Soziologie oder Politologie. „Die Diskussionen sind von ausschlaggebender Bedeutung für den akademischen Verortungsprozess des neuen Faches ‚Islamische Studien‘“, betont Mitorganisator Ertugrul Sahin, „denn in erster Linie wird es von diesen disziplinären Grenzziehungen abhängen, ob überhaupt und inwiefern die Fülle der überwältigenden gesellschaftspolitischen Erwartungen von Islamischen Studien erfüllbar ist.“

Was sich in Frankfurt auf diesem Gebiet entwickelt, wird bundesweit wahr genommen. Denn an der Goethe-Universität entsteht in Kooperation mit der Uni Gießen eines der vier Zentren für Islamische Studien. Ziel ist es, in diesen Zentren sowohl islamische Theologen als auch islamische Religionslehrer auszubilden. In den nächsten Jahren werden etwa vier Millionen Euro zusätzlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) an Hessens größte Universität fließen. Die Pionierrolle der Goethe-Universität, die sie bereits in der Einführung des bundesweit ersten Bachelorstudiengangs “Islamische Studien” zum Wintersemester 2010/11 übernommen hat, wurde auch von der Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan hervorgehoben: „Zudem hat die vorangegangene Forschung und Lehre am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam dort in den letzten acht Jahren eine hervorragende Ausgangsbasis für die Etablierung der Islamischen Studien geschaffen.”

Das Program der Ringvorlesung im Einzelnen, alle Vorlesungen finden dienstags von 18 bis 20 Uhr im Hörsaalzentrum, HZ 10, Campus Westend statt.
26. April
Dogmatik und Vernunft: Hermeneutische Grundlagen der katholischen Theologie
Prof. Dr. Knut Wenzel (Fachbereich Katholische Theologie, Goethe-Universität)

10. Mai
Der Islam in der monotheistischen Trias – Zum explanativen Potential der Religionssoziologie Max Webers, Prof. Dr. Tilman Allert (Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Goethe-Universität)
17. Mai
Christliche Theologie und Islamische Theologie. Eine Verhältnisbestimmung aus der Perspektive Komparativer Theologie, Prof. Dr. Klaus von Stosch ( Institut für Katholische Theologie, Universität Paderborn)
31. Mai
Binnen- und Außenperspektive? Erkenntnis und Methodik der Islamwissenschaft und der islamischen Theologie, Prof. Dr. Marco Schöller (Institut für Arabistik und Islamwissenschaft, Universität Münster)
7. Juni
Die Verhältnisbestimmung der (islamischen) Theologie zu Sozial- und Politikwissenschaften, Prof. Dr. Reinhard Schulze (Institut für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie, Universität Bern, angefragt)
14. Juni
Wissenschaftliche Außensicht und Binnenreflexion. Erkenntnisinteresse und Methoden in Religionswissenschaft und Theologie, Prof. Dr. Christoph Bochinger (Kulturwissenschaftliche Fakultät, Universität Bayreuth)
21. Juni
Koranforschung als methodische Brücke?, Prof. Dr. Angelika Neuwirth(Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Freie Universität Berlin)
28. Juni
Die Spannung zwischen Wissen und Glaube: Erkenntnistheoretische Grundlagen der islamischen Theologie,. Prof. Abdullah Takim (Institut für Studien der der Kultur und Religion des Islam, Goethe-Universität)
5. Juli
Wieviel historische Kritik vertragen die Hauptquellen des Islam: Koran und Hadith?
Prof. Dr. Ömer Özsoy Institut für Studien der der Kultur und Religion des Islam, Goethe-Universität
12. Juli
Der Kampf um die Bibel: Die jüdischen Auseinandersetzungen um die historisch-kritische Bibelauslegung im 19. und 20 Jahrhundert, Prof. Dr. Hanna Liss (Fachbereich Bibel und Jüdische Bibelauslegung, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg)
(Uni Frankfurt)



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