7. November 2012, Uni Gießen

Prof. Dr. Richard Weiss: Mercator-Gastprofessur an der Uni Gießen

Die Gruppentheorie ist sein Forschungsgebiet, „Gebäude“ sind seine Spezialität: Der international hoch angesehene Mathematiker Prof. Dr. Richard Weiss,Tufts-University Boston, hat im Wintersemester 2012/13 eine Mercator-Gastprofessur im Mathematischen Institut (Fachbereich 07) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) inne und ist fest in das dortige Lehr- und Forschungsprogramm eingebunden. Mit dem renommierten Mercator-Gastprofessurenprogramm bietet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) deutschen wissenschaftlichen Hochschulen die Möglichkeit, hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland zu einem von ihr finanzierten Aufenthalt einzuladen. Mit der Übergabe von Aufgaben in der Lehre durch die Gäste soll somit die forschungsbetonte Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den gastgebenden Instituten eine internationale Komponente erhalten.

„Wir sind stolz, diese Mercator-Professur eingeworben und mit Prof. Weiss einen der wichtigsten Vertreter seines Faches und hervorragenden Buchautor am Mathematischen Institut zu Gast zu haben”, freut sich der Geschäftsführende Direktor des JLU-Instituts und Algebraiker Prof. Dr. Bernhard Mühlherr. Prof. Weiss hält in Gießen Vorlesungen zum Thema „Theorie der Gebäude”.

Prof. Richard Weiss, Jahrgang 1946, ist seit 1980 Professor für Mathematik an der Tufts University Boston. Nachdem er 1973 an der TU Berlin promoviert hatte, war er zunächst bis 1980 als Assistenzprofessor an der FU Berlin tätig. Der renommierte Mathematiker hat mehrere wichtige Bücher verfasst, unter anderem als Ko-Autor von Jacques Tits, einem der wichtigsten und vielfach ausgezeichneten Mathematiker des 20. Jahrhunderts. 2003 erhielt Prof. Weiss einen Humboldt-Forschungspreis. 2008 übernahm er in Cambridge die 86th Kuwait Foundation Lecture.

Prof. Weiss arbeitet auf dem Gebiet der Gruppentheorie, der mathematischen Theorie der Symmetrie. Symmetrie ist ein Grundbegriff der Mathematik, der in der Mathematik sowie in der theoretischen Physik eine zentrale Rolle spielt. Die Untersuchung der sogenannten einfachen Gruppen – die Bausteine, aus denen alle anderen Gruppen zusammengesetzt sind – zeige unheimliche Verbindungen zu geometrischen Strukturen verschiedenster Art, erklärt der Mercator-Professor.

Prof. Richard Weiss ist Spezialist auf dem Gebiet der Theorie der Gebäude. „Gebäude“ sind geometrischen Strukturen, die Jacques Tits am Collège de France in Paris entdeckt und über Jahrzehnte untersucht hat. Tits‘ Theorie der sphärischen „Gebäude“ liefert eine systematische Beschreibung einer fundamentalen Klasse einfacher Gruppen, die alle sogenannten Lie-Gruppen mit einschließt.

Weiss hat vier Bücher über die Theorie der Gebäude geschrieben. Das erste Buch mit dem Titel „Moufang Polygons“ war das Resultat einer sieben Jahre dauernden Zusammenarbeit mit Jacques Tits. Hier schließt sich der Kreis: Sein Gastgeber Prof. Mühlherr sei der wohl wichtigste Schüler von Jacques Tits, sagt Prof. Weiss. Zugleich lobt der Mercator-Professor aus den USA die hervorragende und anregende Atmosphäre der Gießener Arbeitsgruppe Algebra (Prof. Dr. Ralf Köhl, Prof. Dr. Thomas Meixner, Prof. Dr. Bernhard Mühlherr, Junior-Professor Max Horn, PD Dr. Anja Steinbach sowie weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter): „Es ist eine fantastische Ansammlung mathematischer Talente. Ich freue mich sehr, ein Semester lang zu dieser sehr aktiven Gruppe zu gehören.“ (Uni Gießen)



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