31. Januar 2014, Uni Gießen

Spezialisierungsstudiengang “Kinderzahnheilkunde” in Marburg und Gießen

Der berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengang „Kinderzahnheilkunde“ mit dem Abschluss „Master of Science (M.Sc.)” startet zum Sommersemester an den Universitäten Marburg und Gießen. Das auf approbierte Zahnmediziner mit Berufserfahrung zugeschnittene Spezialisierungsangebot läuft über drei Jahre und kostet 23.000 Euro (zzgl. der Semesterbeiträge). Es vereint Berufsalltag in der Praxis und Weiterbildung an der Universität. Die Konzeption des Lehrprogramms basiert auf den Vorgaben der europäischen Fachgesellschaft European Academy of Paediatric Dentistry (EAPD). Noch bis 15. Februar 2014 können sich Studieninteressierte bewerben.

„Unser Angebot schließt eine echte Lücke“, erklärt der Marburger Studiengangsleiter Professor Dr. Klaus Pieper. „Denn es gibt nur vier eigenständige Abteilungen oder Polikliniken für Kinderzahnheilkunde unter den 30 Universitätszahnklinken in Deutschland; diese können den Weiterbildungsbedarf der Zahnärzte bei weitem nicht decken.“ Sein Gießener Kollege Professor Dr. Norbert Krämer ergänzt: „Nach Vorgaben der International Association of Paediatric Dentistry (IAPD) für Industrieländer haben wir einen Bedarf von einem Spezialisten oder einer Spezialistin pro 20.000 Kinder; das wären etwa 500-600 deutschlandweit.“ Tatsächlich seien aber nur ca. 20 auf Kinderzahnheilkunde spezialisierte Fachkräfte bekannt. Zusätzlich gebe es einen erhöhten Betreuungsbedarf für die zunehmende Zahl der Kinder mit Grunderkrankungen oder Behinderungen, erläutert Pieper: „Unsere Weiterbildungsstudierenden bereiten wir auch auf diese kleinen Patientinnen und Patienten optimal vor, zumal diese Zielgruppe von rund 18% der 6 – 10-Jährigen im Curriculum eines normalen Zahnmedizinstudiums nicht verankert ist“.

Aufbauend auf die im ersten Studienjahr erworbenen Basisqualifikationen werden im weiteren Verlauf Kenntnisse zu kinderspezifischen Schwerpunktthemen aus den Bereichen Kieferorthopädie, Oralchirurgie, Parodontologie sowie der Medizin vermittelt. Darüber hinaus geht es um den Erwerb von Kompetenzen für die Behandlung von Kindern mit Allgemeinerkrankungen oder Behinderungen und Grundlagen des Praxismanagements. Der letzte Abschnitt steht im Zeichen wissenschaftlichen Arbeitens und bereitet auf die abschließend zu erstellende Masterarbeit vor. Weiterbildungsinteressierte haben auch die Möglichkeit, ein ein- bzw. zweijähriges Zertifikatsprogramm zu absolvieren, dass nach Bedarf und Interesse auf den weiterbildenden Masterstudiengang angerechnet werden kann.

Professor Dr. Harald Lachnit, Marburger Vizepräsident für Studium und Lehre, hebt hervor: „Durch die Kooperation zwischen der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen können Experten beider Hochschulen mit Unterstützung durch internationale Referenten ein besonders breites Spektrum an Spezialwissen an die Studierenden weitergegeben.“ Sein Gießener Amtskollege Professor Dr. Adriaan Dorresteijn unterstreicht: „Die mittelhessischen Studienbedingungen gehören zu den besten aller zahnmedizinischen Studienorte in Deutschland. Zum Beispiel bieten wir auch schon seit Jahrzehnten spezielle Kinderzahnheilkurse innerhalb der Undergraduate-Ausbildung an.“

Das neue Studienangebot Kinderzahnheilkunde wurde im Rahmen des Verbundprojekts „WM³ Weiterbildung Mittelhessen“ der drei mittelhessischen Hochschulen entwickelt und aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union im Rahmen des Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ gefördert. Die internationale Zertifizierung durch die Fachgesellschaft EAPD wird angestrebt. (Uni Gießen)



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