26. Februar 2013, Uni Gießen

Neue Therapien gegen Lungengefäßerkrankungen

Viele chronische entzündliche Erkrankungen erzeugen Krankheitsbilder, für die es noch keine geeigneten Therapien gibt. Das zunehmende Wissen um die Mechanismen, die diesen angeborenen Immunkrankheiten sowie proliferativen und degenerativen Krankheiten zugrunde liegen, eröffnet mögliche neue therapeutische Ansatzpunkte. Das Exzellenzcluster Kardio-pulmonales System (ECCPS) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und das Gießener Lungenzentrum UGLC, aus dem das LOEWE-Zentrum UGMLC (Universities of Giessen and Marburg Lung Center) hervorgegangen ist, haben aus diesem Grund bereits im April 2009 eine strategische Allianz mit dem Arzneimittelhersteller Pfizer gegründet. Ziel ist, den wissenschaftlichen Erkenntnisstand über Lungengefäßerkrankungen zu verbessern und neue Therapien zu entwickeln. Diese Partnerschaft wird nun fortgesetzt und dabei ausgeweitet auf das Feld der degenerativen Lungenerkrankungen, zu denen die Lungenfibrose und das Lungenemphysem zählen.

„Die Zusammenarbeit mit einem starken Partner aus der Industrie wird die exzellente Gießener Lungenforschung und unsere anwendungsorientierte Arzneimittelforschung weiter stärken“, so JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „Die Fortsetzung dieser strategischen Allianz ist auch ein Beleg dafür, dass sich der Ausbau der Infrastrukturen im Bereich der translationalen Forschung durch den Fachbereich Medizin gelohnt hat“, sagte der Dekan des Fachbereichs Medizin der JLU Prof. Dr. Trinad Chakraborty.

Die strategische Allianz unterstreicht die Kompetenz des ECCPS und des UGMLC in der klinischen Grundlagenforschung von Lungenerkrankun­gen und bietet eine exzellente Basis, um weitere Fortschritte in der Behandlung von Lungenerkrankungen zu erzielen. „Diese strategische Allianz ist ein Instrument, das einen Innovationsschub auslösen kann“, sagte der Gießener Lungenforscher Prof. Dr. Dr. Friedrich Grimminger. „Das Ganze ist hier mehr als die Summe seiner Teile: Die Verknüpfung von Forschungsnetzwerken wie der Universität Gießen und Pfizer hat das Potenzial, schneller neue Ergebnisse erzielen als einer der Partner allein.“ Dieser Effekt, so Grimminger, beruhe auf der Komplementarität der Kompetenzen beider Institutionen und ihrer Internationalität.

Zu den Lungenerkrankungen, die im Fokus der Allianz stehen, gehört der Lungenhochdruck in seinen verschiedenen Erscheinungsformen; die Kooperation wird jedoch nun ausgedehnt auf Krankheiten wie die Lungenfibrose. Darunter wird eine Vielzahl von unterschiedlichen Krankheitsbildern verstanden, die auf Erkrankungen des Lungenbindegewebes beruhen und mit Störungen des Gasaustausches einhergehen. Es kommt zu einer vermehrten Bildung von Bindegewebe und dem Verlust von normal ausgebildeten Lungenbläschen. Durch diese Prozesse versteift die Lunge. Patientinnen und Patienten mit Lungenfibrose müssen also mehr Kraft für die Dehnung der Lunge und somit für die Atmung aufwenden.

Auch die Forschung zum Lungenemphysem wird ein Schwerpunkt der Kooperation sein. Bei einem Lungenemphysem sind die Lungenbläschen teilweise zerstört und überdehnt. In der Folge ist die Ausatmung erschwert, außerdem kommt es zu einer zunehmenden Überblähung der Lunge. Typische Symptome sind Atemnot insbesondere bei körperlicher Belastung, Erschöpfung und in fortgeschrittenen Stadien Gewichtsabnahme. Das Lungenemphysem ist eine chronische Erkrankung, die sich trotz verschiedener Behandlungsmöglichkeiten nicht wieder zurückbildet. Meist tritt ein Lungenemphysem im Zusammenhang mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis auf. Beide Erkrankungen werden unter dem Begriff COPD („chronic obstructive pulmonary disease“) zusammengefasst. (Uni Gießen)



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