200 Jahre Klimastation Jena
Vor wenigen Tagen, am 3. September 2013, jährte sich die Inbetriebnahme der Jenaer Sternwarte im Schillergässchen zum 200. Mal. Unmittelbar nachdem unter der Aufsicht von Johann Wolfgang von Goethe die ersten Fixsterndurchgänge beobachtet worden waren, nahm auch die zur Sternwarte gehörende Klimastation ihre Arbeit auf. Seit Oktober 1813 – also seit fast 200 Jahren – werden hier die Wetterdaten der Stadt aufgezeichnet und bewahrt: Luftdruck und Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windstärke. „Eine 200 Jahre beinahe durchgängig erfasste Datensammlung – das ist ein wissenschaftlicher Schatz“, sagt Prof. Dr. Kai Uwe Totsche von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Hydrogeologe betont, dass es neben Jena nur 10 weitere Einrichtungen in Deutschland gibt, die über Daten aus einem vergleichbar langen Zeitraum verfügen.
Was sich aus dieser Sammlung über das Wetter der vergangenen 200 Jahre in Jena sagen lässt, aber auch welche Rolle Langzeitbeobachtungen für unterschiedliche wissenschaftliche Bereiche spielen, das wollen Prof. Totsche und seine Kollegen während des Kolloquiums „Goethes weiteres Erbe: 200 Jahre Klimastation Jena“ diskutieren. Die Friedrich-Schiller-Universität lädt dazu am 26. und 27. September gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst, der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie mit der Thüringer Klimaagentur in die Aula im Universitätshauptgebäude (Fürstengraben 1, 07743 Jena) ein. Experten aus Wissenschaft und Verwaltung aber auch interessierte Laien aus dem gesamten Bundesgebiet werden dann in Jena erwartet.
Die Jenaer Klimastation verdankt ihre Existenz unmittelbar der benachbarten Sternwarte. „Goethe selbst veranlasste die regelmäßige Aufzeichnung der Wetterdaten, um Prognosen für die Sternbeobachtungen zu erstellen“, so Totsche. Die Beobachtungen ließ sich Goethe regelmäßig nach Weimar schicken. Heute werden die ältesten Klimaaufzeichnungen aus dieser Zeit im Jenaer Universitätsarchiv aufbewahrt.Die Erhebung der Messdaten erfolgt inzwischen zwar weitestgehend automatisiert und die Daten werden online direkt an den Deutschen Wetterdienst übermittelt. Niederschlagsmenge, der Bedeckungsgrad des Himmels, sowie die Sichtweite werden allerdings nach wie vor zum Teil mehrmals täglich von Uni-Mitarbeiterin Christine Luge – wie zu Goethes Zeiten – mit geschultem Auge abgelesen, beurteilt und notiert.
Und das ist mehr, als das Fortschreiben einer langen Tradition: Ohne Langzeitbeobachtungen wie diese lassen sich viele Fragen der Forschung nicht beantworten. „Messreihen in hoher Auflösung über lange Zeiträume sind die Voraussetzung für fundierte Aussagen etwa zum Klimawandel“, betont Prof. Totsche. „Nur wenn wir wissen, wie häufig bestimmte Einzelereignisse aufgetreten sind, lässt sich beurteilen, ob es langfristige Veränderungen gegeben hat oder nicht.“
Und das gelte nicht nur für Wetterdaten. „Auch für andere Umweltparameter beispielsweise zum Abflussverhalten von Flüssen, zur Gewässerqualität oder zur Geodynamik brauchen wir kontinuierlich erfasste Daten.“ Viele Bereiche seien davon abhängig: die Land- und Forstwirtschaft, die Energiewirtschaft vor allem im Bereich regenerativer Energien, die Wasserwirtschaft mit der Trinkwasserversorgung, die sich im Land Thüringen vor allem aus dem Grundwasser speist, aber auch der Tourismus. Einige dieser Themen werden auch während des Kolloquiums diskutiert: Schwerpunkte setzen, neben Vorträgen zur Geschichte der Klimabeobachtung, Überblicksbeiträge zur Entwicklung von Messmethoden und Beobachtungsdaten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. „Das Programm bietet darüber hinaus auch aktuelle Forschungsberichte zu Klimadaten und wie sie im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs wahrgenommen werden“, kündigt Tagungsorganisator Totsche an.
Interessenten können sich noch bis zum 16. September zur Teilnahme am Jubiläumskolloquium der Jenaer Klimastation anmelden. Das Anmeldeformular, das Programm sowie weitere Informationen zur Klimastation der Universität Jena sind im Internet zu finden unter: www.klimajubel.uni-jena.de/. (Uni Bonn)
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