Wie werden aus Bewegungsmuffeln Sportler?

Professor Dr. Walter Brehm, Inhaber des Lehrstuhls Sportwissenschaft II an der Universität Bayreuth, hat am Institute of Physical Education in Wuhan die höchste Auszeichnung erhalten, die chinesische Universitäten zu vergeben haben: Er ist dort Visiting Professor – der erste Ausländer, dem diese Ehre zuteil wurde.

Nach China hat Brehm seit langer Zeit enge Kontakte. Schon als er 1992 von Bielefeld an die Universität Bayreuth wechselte, pflegte er die Partnerschaft mit dem Institute of Physical Education in der 13-Millionen-Einwohner-Metropole Wuhan. 1999 reiste Brehm zum ersten Mal in die Stadt, die fast genau in der Mitte zwischen Shanghai und Peking liegt, und findet seither seine Überzeugung immer wieder bestätigt: „Eine Kooperation funktioniert nur, wenn Menschen miteinander zu tun haben. Verträge zu unterschreiben, genügt nicht.“

Regelmäßig kommen seither chinesische Nachwuchswissenschaftler an das Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth, um sich hier zu qualifizieren. So gigantisch die Bauwerke und die Trainingsstätten in Wuhan auch sein mögen – „was die Sportwissenschaften angeht, sind unsere Kollegen in China noch ein Stück von dem entfernt, was wir machen“, sagt Brehm. Die Voraussetzungen, die das Institute of Physical Education bietet, beeindrucken ihn gleichwohl immer wieder: 15.000 Studierende sowie 3.000 Lehrkräfte und sonstige Mitarbeiter zählt das Institut, das nicht nur die unterschiedlichsten Sportarten sondern auch die unterschiedlichsten Ausbildungsgänge unter seinen vielen Dächern vereint. Trainingsmöglichkeiten gibt es auf dem Campus von Wuhan, der direkt an einem See liegt, in Hülle und Fülle.

Mit einem gemeinsamen Projekt nimmt die sportlich-wissenschaftliche Verbindung zwischen Wuhan und Bayreuth gerade wieder Fahrt auf. Dabei geht es um körperliche Aktivität als Gesundheitsverhalten. Es geht um Stufen, Hindernisse und unterstützende Faktoren für sportliche Aktivität im interkulturellen Vergleich zwischen Deutschland und China. Die Grundlagen, sagt Brehm, sind an beiden Ende der Welt dieselben: Eine halbe Stunde körperliche Aktivität am Tag hält gesund, mindestens aber sollte es in Summe zwei Stunden pro Woche sein. Tatsache ist aber auch, dass 85 bis 90 Prozent der Deutschen und ebenso viele Chinesen unter Bewegungsmangel leiden. Beim Übergewicht holt China gerade rasant auf: In Deutschland sind etwa 20 Prozent der Erwachsenen fettleibig, in China liegt der Anteil bei zehn Prozent. Mit stark steigender Tendenz.

Eine Verhaltensänderung ist also dringend geboten – hier wie dort. Für die deutsch- chinesische Forschergruppe liegt die spannende Fragestellung jetzt, da das Projekt in seine heiße Phase kommt, in den so genannten Moderatoren und Mediatoren. Einfach ausgedrückt: Welche stabilen Faktoren und welche veränderbaren Variablen beeinflussen das Verhalten von Sportmuffeln auf der einen und Aktiven auf der anderen Seite? Was lässt sich daraus ableiten?

Antworten bekommt man natürlich am besten von den Menschen selbst. Aber es ist gar nicht so einfach, einen Fragebogen zu entwickeln, den Chinesen und Deutsche auf dieselbe Weise interpretieren und der vergleichbare Ergebnisse liefert. Bei Brehms jüngsten Besuch in Wuhan im Oktober dieses Jahres ist genau dies gelungen: Die Befragungen in China und Deutschland können nun beginnen. Zum Ende des Jahres 2010 sollen Ergebnisse der Studie, die unter anderem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und vom China Scholarship Council gefördert wird, vorliegen. Dass Brehm nun Visiting Professor in Wuhan ist, macht das Vorhaben ein Stück leichter. „Ein paar Türen gehen jetzt leichter auf.“ (Uni Bayreuth)



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