Literaturwissenschaftler Dr. Ian D. Cooper an Uni Göttingen
Der englische Literaturwissenschaftler Dr. Ian D. Cooper befasst sich mit Lyrik und ihrer Beziehung zur Philosophie. Mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung ist er nun für zwei Jahre zu Gast am Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen. Anknüpfend an eine berühmte Rede des Lyrikers Paul Celan beschäftigt er sich hier mit der Bedeutung der Stimme in der modernen Lyrik. Dr. Cooper kooperiert dabei mit dem Göttinger Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Gerhard Lauer. Die Humboldt-Stiftung vergibt ihre Stipendien an herausragende Nachwuchswissenschaftler, die damit ein Forschungsvorhaben eigener Wahl in Deutschland durchführen können.
Der deutschsprachige jüdische Lyriker Paul Celan (1920 bis 1970), bekannt für sein Gedicht „Todesfuge“, erhielt im Jahr 1960 den Georg-Büchner-Preis. Seine Dankesrede „Der Meridian“ ist ebenfalls in die Literaturgeschichte eingegangen. Darin bezeichnete Celan das Gedicht als eine „Atemwende“. In diesem Konzept der lyrischen Stimme, so Dr. Cooper, beschreibe Celan die Bestimmung der Sprache nicht bloß als Ein- und Ausatmen des Sprechers, sondern sie impliziere auch die Existenz Anderer, die er anspricht und mit denen er „ins Gespräch“ kommt. In seiner Forschung wird er poetische und philosophische Reflexionen hinter Celans Überlegungen mit einbeziehen, die über Heidegger bis zu Hölderlin führen.
Dr. Cooper wird sich zunächst mit der späten Lyrik Hölderlins und dessen Übertragungen antiker Dramen befassen. Darin entwirft Hölderlin ein Sprachverständnis, in dem die Zäsur, also die Unterbrechung zwischen Wörtern, einen hohen Stellenwert einnimmt. Anschließend wird Dr. Cooper einige bekannte Gedichte Celans daraufhin untersuchen, wie sie „atmen“. „Dafür ist die Interpunktion wichtig, also die nicht-sprachlichen Hinweise, die den Gedichtrhythmus leiten oder stören“, so der Literaturwissenschaftler. Zudem wird er Celans Übertragung von zehn Gedichten Emily Dickinsons erforschen, weil das Übersetzen ein noch komplexeres Spektrum an Stimmen mit sich bringe. Es schließen sich Überlegungen an, inwiefern Celans Konzept auch für das Verständnis späterer Lyriker wichtig sein könnte. Dabei wird Dr. Cooper sich insbesondere mit dem Werk des australischen Lyrikers Les Murray auseinandersetzen.
Dr. Ian D. Cooper, Jahrgang 1979, studierte Europäische Literaturwissenschaften an der Cambridge University und wurde 2006 mit einer Arbeit über die Beziehung von Poesie und Philosophie vom Deutschen Idealismus bis zu T.S. Eliot promoviert. Im Anschluss war er dort als Research Fellow tätig und lehrte deutsche Literatur. 2009 war er Visiting Fellow an der amerikanischen Brown University. (Uni Göttingen)
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