Wie werden Professuren besetzt?
Die Einstellung – in der Fachsprache „Berufung“ – von Wissenschaftlern als Professoren und Professorinnen an einer Universität ist ein langwieriger Prozess, der von den speziell dafür zusammen gestellten Berufungskommissionen durchgeführt wird. Sorgfältig muss die Qualifikation und die Eignung der Bewerberinnen und Bewerber geprüft werden, denn hervorragende Professorinnen und Professoren sind die Garanten für exzellente Lehre und Forschung und damit für die Klasse und Wettbewerbsfähigkeit einer Universität. Die Stellen sind unter Wissenschaftle-rInnen sehr begehrt, ist eine Professur doch mit lebenslanger, gut bezahlter Anstellung, hohem Prestige und weitgehender beruflicher Freiheit verbunden.
Bislang war man an den Universitäten davon ausgegangen, dass in den Berufungsverfahren die Bestqualifizierten ohne Beachtung ihrer Geschlechtszugehörigkeit und ausschließlich aufgrund ihrer bisherigen wissenschaftlichen Leistungen gefunden und berufen werden. Nicht zu erklären ist damit allerdings die kontinuierliche Unterrepräsentanz von Frauen in den Reihen der Ordinarien, die selbst nach Jahrzehnten der Frauenförderung und trotz ausreichender Zahl hervorragend qualifizierter, habilitierter Frauen einfach nicht behoben werden kann.
Die Frage stellt sich, ob es die Berufungsverfahren sind, die für Frauen wie eine unüberwindliche Barriere beim Zugang zu den Professuren wirken? Die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Christine Färber ist dieser Frage nachgegangen und stellt in ihrem Vortrag
„Chancengleichheit und Qualitätsmanagement in Berufungsverfahren“
im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Frauenbeauftragten der JLU die Ergebnisse ihrer empirischen Studie (in Zusammenarbeit mit der Juristin Ulrike Spannen-berg) über die Berufungspraxis deutscher Universitäten vor. Bewerberinnen und Bewerber, Berufungskommissionsvorsitzende und Frauenbeauftragte wurden zur aktuellen Berufungspraxis befragt – und äußerten sich sehr kritisch. Auf der Basis dieser Ergebnisse arbeitet der Vortrag die Notwendigkeit von Veränderungen vor dem Hintergrund aktueller Hochschulreformen heraus und bietet Lösungs-möglichkeiten durch ein auf Chancengleichheit ausgerichtetes Qualitätsmanagement der Hochschulen und Bundesländer.
Prof. Dr. Christine Färber lehrt an der HAW Hamburg. Sie war von 1991–1999 Frau-enbeauftragte der FU Berlin und begleitete in dieser Zeit über 80 Berufungsver-fahren. 1994–1997 war sie Sprecherin der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen. Sie forscht zu Hochschulen und Gleichstellung. Zuletzt war sie Mitglied der Kommission des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für das Professorinnenprogramm.
Zeit: Dienstag, 24.11.2009, 17 Uhr c.t.
Ort: Hauptgebäude der JLU, Senatssaal (1.OG), Ludwigstraße 23
Der Präsident der Justus-Liebig-Universität und die Frauenbeauftragte laden Sie sehr herzlich zu diesem Vortrag mit anschließender Diskussion ein! (Uni Gießen)
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