28. Januar 2010, Aktuelles, Uni Augsburg

Muslime und Provençalen in Apulien zur Zeit der Staufer und Anjou

Prof. Dr. Michael Matheus, Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom, referiert am Montag, dem 1. Februar auf Einladung des Instituts für Europäische Kulturgeschichte im Colloquium Augustanum über “Muslime und Provençalen in Apulien zur Zeit der Staufer und Anjou”. Besonderes Augenmerk hierbei gilt dem Umgang der beiden großen Religionen miteinander. Matheus will aufzeigen, dass das Verhältnis von Muslimen und Christen sich keineswegs auf Konflikte reduzieren lässt. Beginn des Vortrags ist um 18.15 Uhr im Hörsaal III des Großen Hörsaalzentrums der Universität.

Konflikte zwischen Kulturen und Religionen
Dass im 21. Jahrhundert die Konflikte zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen eine immer dominantere Rolle einnähmen und traditionelle Auseinandersetzungen wirtschaftlicher und politischer Art überlagerten, wird in vielen Medien mit Blick auf das Verhältnis von Islam und Christentum insbesondere nach dem 11. September 2001 in sehr vergröberter und zugespitzter Form diskutiert. Auch unter historischen Gesichtspunkten verfestigt sich der Eindruck, als seien im Verhältnis zwischen beiden Religionen bzw. Kulturen Konflikte und von Gewalt bestimmte Auseinandersetzungen charakteristisch und dominant. Mit der Konzentration auf eine derartige Geschichte der Konfrontationen gerät außer Acht, dass Europa selbst, insbesondere in Spanien und Süditalien, über eine jahrhundertelang andauernde Geschichte muslimisch-arabischer Kultur verfügt. Auch wenn das Nebeneinander von Islam und Christentum in den genannten Regionen gewaltsam beendet wurde, lässt sich das Verhältnis zwischen beiden Kulturen keineswegs nur auf Konflikte reduzieren. Anknüpfend an eine alte Tradition der Süditalienforschung zu den staufisch/angiovinischen Monumenten führt das Deutsche Historische Institut (DHI) in Rom seit 2006 im Rahmen eines interdisziplinär und international ausgerichteten Projekts Untersuchungen im nördlichen Apulien durch. Das Interesse konzentriert sich auf die Capitanata als einem Ort der Begegnung bzw. Konvivenz zwischen Christen und Muslimen.

Hier siedelte der Stauferkaiser Friedrich II. im 13. Jahrhundert Sarazenen an, die aus Sizilien deportiert wurden. Insbesondere für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts lässt sich für die Capitanata eine Mischung verschiedener Ethnien, Sprachen, Religionsgemeinschaften und Kulturen feststellen, deren Analyse unter kulturgeschichtlichen Fragestellungen reizvoll erscheint.

Prof. Dr. Michael Matheus, geb. 1953, war ab 1994 Professor für Mittlere und Neuere Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2002 ist er Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Deutschlands und Italiens im hohen und späten Mittelalter sowie Stadtgeschichte, Weingeschichte, Technikgeschichte, Universitätsgeschichte, Straßen- und Pilgerforschung und Historiographiegeschichte. (Uni Augsburg)



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