24. September 2010, Aktuelles, Uni Duisburg-Essen

Projekt zu Gesundheitsinformationen aus dem Internet

Bandscheibenvorfall, Sodbrennen oder eine akute Grippe – wer krank ist, fragt nicht nur seinen Arzt, sondern ruft immer häufiger Informationen aus dem Internet ab. Dabei werden gängige Suchmaschinen genutzt, doch es gibt keine Garantie für die Qualität und Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Das will ein neues europäisches Forschungsprojekt ändern, an dem 12 Institutionen aus neun Ländern beteiligt sind. Dazu gehört die Arbeitsgruppe Informationssysteme an der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Suchmaschinen positionieren oft Diskussionsforen (Blogs) oder Wikis ganz vorne in den Resultaten und ermöglichen so, dass ungeprüfte Dokumente aus manchmal fragwürdiger Quelle vertrauenswürdig erscheinen. Zudem wird der Wissensstand der Nutzer nicht berücksichtigt, was die Suche zusätzlich erschwert: Laien benötigen anders geschriebene Texte als Mediziner, die mit der Fachsprache vertraut sind.

Diesen Herausforderungen widmet sich das neue, vierjährige Projekt „Knowledge Helper for Medical and Other Information Users“ (KHRESMOI). Medizinische Inhalte sollen transparenter und zuverlässiger werden. Mit rund acht Millionen Euro unterstützt die EU das Vorhaben, knapp eine Million beträgt dabei das Budget der UDE-Arbeitsgruppe.

Das EU-Projekt will den Zugang zu vertrauenswürdigen Berichten für Patienten und Fachleute vereinfachen. Durch die Qualitätsprüfung gesundheitsbezogener Online-Dokumente und die Einbeziehung des Wissensstands der Informationssuchenden entsteht eine mehrsprachige, multimodale Plattform. Neben Dokumenten und Bildern soll sie Kurzzusammenfassungen enthalten.

Davon profitieren alle Internetnutzer, aber auch Ärzte, die schnellen Zugriff auf relevante Informationen benötigen, wie in der Radiologie. „Gerade dort ist man zunehmend einer Flut von Röntgen-, Magnetresonanz- und Computertomographiebildern ausgesetzt, die mit herkömmlichen Suchtechniken nicht mehr zu bewältigen ist“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Norbert Fuhr, der die Arbeitsgruppe in der Abteilung für Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft an der UDE leitet. Eine spezielle Suchmaschine soll deshalb neu zu entwickelnde Techniken für solche Bilder implementieren, damit Mediziner rasch und effizient die gesuchte Datei finden.

Sein Team hat neben Suchmaschinen die Benutzerschnittstellen im Blick. Eine hier entwickelte Schnittstelle wird an den Anforderungen des klinischen Alltags ausgerichtet, denn zum Konsortium gehören auch Vertreter der Ärztegesellschaft Wien, der Radiologieabteilungen der Medizinischen Universität Wien und des Universitätsspitals Genf. Sie lassen ihre Erfahrungen in die Arbeit einfließen.

Außerdem greift die die Arbeitsgruppe von Professor Fuhr auf Ergebnisse früherer Evaluierungen zurück, bei denen beispielsweise erforscht wurde, wie bei der Suche nach langen Dokumenten (z.B. wissenschaftlichen Aufsätzen oder Wikipedia-Artikeln) anstelle der vollständigen Texte nur die relevanten Passagen lokalisiert werden können.

Verschiedene Technologien verknüpfen

Im Gegensatz zu anderen eHealth-Forschungsprojekten spezialisiert sich KHRESMOI nicht auf die elektronische Krankenakte, sondern analysiert und verarbeitet unzählige publizierte Angaben und deren Bezug zu Patientendaten. Die Plattform stützt sich dabei nicht nur auf frei verfügbare Inhalte, sondern auch auf wissenschaftliche Veröffentlichungen und medizinische Datenbanken, einschließlich Bilddatenbanken.

Hauptziel ist die erfolgreiche Integration heterogenen Wissens und verschiedener Verfahren. Dafür werden unterschiedliche Technologien kombiniert: Text- und Bildsuche, semantische Analyse, mehrsprachige maschinelle Übersetzungstools und Frage-Antwort Schnittstellen. Die neu entwickelten Technologien werden fortlaufend für die Suchmaschine „Health on the Net“ bereitgestellt. (Uni Duisburg-Essen)



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