8. November 2012, Uni Lübeck

Zuverlässige Werkzeuge für Internetanwendungen im Alltag

Das „Internet der Dinge“, unsere kommunikationstechnische Zukunft, braucht zuverlässige Werkzeuge. Deren Grundlagen und Erfordernisse zu erforschen, ist Aufgabe eines internationalen Projekts mit Partnern aus Schweden, Großbritannien, Spanien und den Niederlanden, das an der Universität zu Lübeck koordiniert wird. Die Europäische Union fördert den Forschungsverbund mit anderthalb Millionen Euro über zwei Jahre. Die Leitung des Projekts „RELYonIT“ hat Prof. Dr. Kay Römer vom Institut für Technische Informatik der Universität Lübeck.

Alltagsdinge und -umgebungen werden zunehmend mit Kleinstcomputern ausgerüstet und drahtlos ans Internet angebunden. Man geht davon aus, dass schon in wenigen Jahren mehr „Intelligente Dinge“ ans Internet angeschlossen sein werden als heute Menschen auf der Erde leben. So erfassen schon heute in Barcelona und Moskau tausende in den Asphalt eingelassene und mit dem Internet verbundene Minicomputer mit Sensoren freie Parkplätze, so dass Fahrer mit Smartphone über das Internet jederzeit abrufen können, wo der nächste freie Parkplatz ist.

Viele dieser Anwendungen im Bereich „Intelligenter Städte“ und „Intelligenter Gesundheitsversorgung“ erfordern höchste Verlässlichkeit vom resultierenden „Internet der Dinge“, da Ausfälle hier fatale Auswirkungen haben können. Diese Verlässlichkeit ist heute nicht gewährleistet, insbesondere da die „Intelligenten Dinge“ extremen Umgebungsbedingungen ausgesetzt sein können. Während sich der Asphalt in der Sonne Barcelonas auf bis zu 80 Grad aufheizen kann, sind Temperaturen von -30 Grad in Moskau keine Seltenheit. Ferner kommt es durch die hohe Auslastung des Frequenzspektrums häufig zu Fehlern und Verzögerungen bei der Funkübertragung.

Diese Verlässlichkeit zu gewährleisten ist zentraler Forschungsgegenstand des im Oktober 2012 gestarteten Forschungsprojektes „Research by Experimentation for Dependability on the Internet of Things“ (RELYonIT) welches von Prof. Dr. Kay Römer am Institut für Technische Informatik koordiniert wird. Die Lübecker Informatiker werden hier eng mit dem Swedish Institute of Computer Science, der Technischen Universität Delft, der Universität Lancaster und den spanischen Firmen Worldsensing und Acciona zusammenarbeiten. Dabei sollen unter anderem die bereits bestehenden experimentellen Infrastrukturen „WISEBED“ und „SmartSantander“ erweitert werden, um den Einfluss von Umgebungsbedingungen auf drahtlos vernetzte „Intelligente Dinge“ zu untersuchen. WISEBED ist eine ebenfalls von Lübeck aus koordinierte Forschungs- und Entwicklungsplattform für solche Netze. SmartSantander ist ein internationaler Forschungsverbund für Infrastrukturen und Dienstleistungen in einer „Intelligenten Stadt“.

Die EU-Förderung für „RELYonIT“ erfolgt im 7. Rahmenprogramm der Europäischen Uni-on. Zu den insgesamt 1,5 Millionen Euro kommen Eigenbeteiligungen der Partner hinzu. Die Lübecker Forschergruppe verfügt über ein Gesamtbudget von einer halben Million Euro.

Prof. Dr. Kay Römer sagte nach dem Auftakttreffen der beteiligten Projektgruppen in Lübeck: „RELYonIT wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, das Internet der Dinge alltagstauglich zu machen. Denn viele der geplanten Anwendungen sind erst dann sinn-voll, wenn wir uns auf deren Funktionieren wirklich verlassen können. Dazu müssen wir den Einfluss von Umgebungsbedingungen genau analysieren, modellieren und Techniken entwickeln, um diese Einflüsse zu tolerieren. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, haben wir in RELYonIT nicht nur die führenden Europäischen Forschungsgruppen auf dem Gebiet zusammengebracht, sondern auch zwei Industriepartner die eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von innovativen Anwendungen des Internet der Dinge spielen. Die Bedeutung des Projektes wird nicht zuletzt auch dadurch unterstrichen, dass im Rahmen der Expertenbegutachtung der Projektanträge RELYonIT die beste Bewertung unter allen Anträgen im Themenfeld erzielte.“ (Uni Lübeck)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Schreiben Sie einen Kommentar »



Das könnte Sie auch interessieren:

Zentrum für Seltene Erkrankungen an der Uni Lübeck

An der Universität zu Lübeck und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, wird ein Zentrum für Seltene Erkrankungen eingerichtet. Die Gründung findet am Sonnabend, dem 7. Dezember 2013, im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums statt. Erkrankungen werden als selten definiert, wenn fünf…

Uni Lübeck zur Ehrendoktorwürde von Annette Schavan

Die Ehrendoktorwürde ist kein akademischer Grad. Sie ist grundsätzlich vom akademischen Doktorgrad klar unterschieden und hat auch nicht die Funktion eines Ersatzes dafür. Während der Doktorgrad für eine wissenschaftliche Leistung zuerkannt wird, können mit der Verleihung des Doktortitels ehrenhalber (Dr….

Bild: Uni Lübeck

Zweite Amtszeit für Dr. Oliver Grundei als Kanzler der Uni Lübeck

Dr. Oliver Grundei ist für weitere sechs Jahre Kanzler der Universität zu Lübeck. Der Senat der Universität wählte ihn in seiner Sitzung am 24. Oktober 2012 mit großer Mehrheit für eine zweite Amtszeit wieder. Dr. Grundei, 1970 in Hannover geboren,…

Bild: Uni Lübeck

Beste Informatik-Dissertation 2012 von Johannes Textor

Der Lübecker Dr. Johannes Textor erhält den Preis der Gesellschaft für Informatik (GI) für die beste Informatik-Dissertation im deutschsprachigen Raum 2012. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird ihm auf der Jahrestagung der GI verliehen, die vom 16. – 21….

Bild: Uni Lübeck

Automatische Schadenserkennung an Brücken

Zwei Informatik-Institute der Universität zu Lübeck entwickeln und erproben gemeinsam mit zwei Lübecker Unternehmen ein neuartiges Konzept intelligenter Brücken. Es handelt sich um die Institute für Technische Informatik und für Telematik zusammen mit der coalesenses und der roch services GmbH….

Weitere Beiträge zum Thema: