28. Februar 2012, Uni Frankfurt

Neuer Test zur Frühdiagnose der Alzheimer Demenz

Die Diagnose „Alzheimer Demenz“ wird meist erst gestellt, wenn der Patient ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat. Medikamente, die zu einem früheren Zeitpunkt noch wirksam gewesen wären, helfen dann nur noch eingeschränkt. Das könnte sich nun dank eines neuen Tests zur Frühdiagnose der Alzheimer Demenz ändern: Der von einem internationalen Team unter der Leitung von Prof. Harald Hampel entwickelte Test kann die Konzentration von Protein-Aggregaten im Nervenwasser schon in geringen Mengen nachweisen. Darüber berichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des renommierten „Journal of Alzheimer’s Disease“.

Eines der Kennzeichen der Alzheimer Krankheit ist die übermäßige Ablagerung des Eiweißstoffs beta-Amyloid im Gehirn. Diese stört die Funktion von Nervenzellen im Gehirn empfindlich und kann zu irreparablen Schäden führen. Prof. Hampel und seine Mitarbeiter konnten in Kooperation mit einem Forscherteam aus Deutschland, Schweden und den USA nun nachweisen, dass die Konzentration dieser toxischen Oligomere im Nervenwasser stark erhöht ist, wenn man Alzheimer Patienten mit altersgleichen gesunden Kontrollprobanden vergleicht.

Interessanterweise nimmt die Konzentration dieser Oligomere sogar in dem Maße zu, wie die Gedächtnisstörungen und anderen kognitiven Defizite der Alzheimer-Patienten zunehmen. „Dies ist ein bahnbrechender Befund, da die meisten anderen bisher verfügbaren Nachweismethoden, so genannte Biomarker, für Alzheimer deutlich weniger sicher den Schwund der geistigen Fähigkeiten anzeigen können“, so Prof. Hampel, Leiter der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an der Goethe-Universität.

Der Test könnte in Zukunft auch dazu eingesetzt werden, die Wirkung neuer Medikamente zu erproben, die spezifisch die Verklumpung des Amyloid Proteins und damit die Bildung der Amyloid-Oligomere hemmen oder deren Abbau beschleunigen sollen. Weitere Studien sind erforderlich, um die Ergebnisse dieser wegweisenden Studie zu bestätigen und deren Einsatz auch bei Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen zu prüfen.

Publikation:
Santos AN, Ewers M, Minthon L, Simm A, Silber RE, Blennow K, Prvulovic D, Hansson O, Hampel H. Amyloid-? Oligomers in Cerebrospinal Fluid are Associated with Cognitive Decline in Patients with Alzheimer’s Disease. J Alzheimers Dis. 2012 (Jan 3. [Epub ahead of print]). DOI 10.3233/JAD-2012-111361.

Kontaktadresse für Patienten: Gedächtnissprechstunde der Integrierten Ambulanz für eine umfassende Demenzdiagnostik, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Goethe-Universität, Tel.: (069) 6301-5079. (Uni Frankfurt)



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