TU Chemnitz: Elektromobilität im Feldversuch
Nachhaltige Mobilität ist eine wichtige Herausforderung der Gegenwart. Elektrofahrzeuge können bereits heute den Großteil der Fahrten eines durchschnittlichen Autofahrers im Stadtgebiet bewältigen. Insbesondere die Kombination von Elektrofahrzeugen mit Car-Sharing-Systemen kann einen ersten Ansatz für neue Mobilitätskonzepte liefern. Jedoch erfordert dies ein Umdenken der Menschen bezüglich ihrer individuellen Mobilität sowie die Umsetzung notwendiger infrastruktureller Maßnahmen, beispielsweise die Errichtung von Ladestationen. Auch die Europäische Kommission fördert diesen Schritt. Für jeden EU-Mitgliedstaat gibt sie unter anderem eine Mindestanzahl von Ladestationen mit einheitlichem Ladestecker für Elektrofahrzeuge vor und will so die Verbreitung von Elektroautos ankurbeln. Bis 2020 sollen allein in Deutschland 150.000 öffentliche Ladesäulen zur Verfügung stehen. 2013 waren es erst etwas mehr als 4.400. Begleitend zu den politischen Bemühungen ist die Wissenschaft gefragt , auch in Chemnitz.
Nachdem bereits 2013 an den Standorten der Technischen Universität Chemnitz vier intelligente Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Betrieb genommen, getestet sowie hard- und softwareseitig ergänzt wurden, werden am 10. März 2014 an der TU vier Elektroautos und acht Elektrofahrräder in Betrieb genommen. Genutzt werden sie künftig im Forschungsprojekt “fahrE” des Interdisziplinären Zentrums für Fahrerassistenzsysteme (I-FAS). Ziel ist es, ein modernes und umweltfreundliches Mobilitätskonzept zu entwickeln und umzusetzen. Das dreijährige Projekt wird vom Europäischen Sozialfonds (ESF) durch die Europäische Union und den Freistaat Sachsen mit 876.000 Euro gefördert. Projektträger ist die Sächsische AufbauBank. Einbezogen wird neben Elektroautos und Pedelecs auch der öffentliche Personennahverkehr. “Durch die Integration und Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel und die Nutzung ihrer Vorteile will man im Pilotprojekt insbesondere die Universitätsangehörigen mit dieser ökol ogischen Form der Mobilität konfrontieren”, sagt Koordinator Prof. Dr. Josef Krems. Deshalb beginnt im April an der TU Chemnitz ein umfangreicher Feldversuch, für den sich Uni-Mitarbeiter ab sofort bewerben können.
Insgesamt sollen etwa 200 bis 400 Probanden bis Dezember 2014 mit den Elektroautos und -fahrrädern auf ihren Dienstwegen zwischen den Universitätsteilen pendeln können. Gebucht werden sie internetbasiert über eine Smartphone-App oder Internetseite, wobei auch der öffentliche Personennahverkehr mit einbezogen wird.
Geladen werden die Fahrzeuge bevorzugt zu den Zeitpunkten, wenn eine große Menge erneuerbarer Energie in der Chemnitzer Region produziert wird. “Die intelligente Ladesteuerung hilft dabei lokale regenerative Energien möglichst effizient zu nutzen”, versichert David Kühnert, einer der Mitarbeiter des Projektes. Er selbst sei sehr gespannt auf die Untersuchungsergebnisse zur Praxistauglichkeit der Elektromobilität am Beispiel der Universität.
Auch die Stadt Chemnitz profitiert von diesem öffentlichkeitswirksamen Forschungsprojekt, denn innerhalb des europaweiten Klimabündnisses strebt Chemnitz bis 2050 eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf 2,5 Tonnen pro Einwohner und Jahr an. “Elektromobilität ist deshalb in unserer Stadt ein wichtiges Thema”, so Krems. Als städtische Entwicklungsschwerpunkte auf diesem Gebiet seien der Brühl, die Standorte der TU Chemnitz, das CFC-Stadion und das Stadtzentrum bereits im Fokus. “Chemnitz hat die Chance, sich als Vorzeigemodell für andere Städte in Europa zu empfehlen”, ergänzt der Projektkoordinator.
Das Projekt “fahrE” bündelt an der TU viele Kompetenzen aus den Bereichen Datenverarbeitung und Informationsfusion (Prof. Dr. Gerd Wanielik), Allgemeine und Arbeitspsychologie (Prof. Dr. Josef Krems) sowie Ergonomie und Innovationsmanagement (Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann). Die Professur Energie- und Hochspannungstechnik (Prof. Dr. Wolfgang Schufft) ergänzt das Team und trägt mit ihrer Expertise im Themenfeld der Energietechnik dazu bei, dass das gesamte Spektrum des fahrE-Projektes wissenschaftlich begleitet werden kann. (TU Chemnitz)
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