Sprachförderung bei Kindern mit Migrationshintergrund – Studienergebnisse
Das Modellprogramm „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund – FÖRMIG“ lief von 2004 bis 2009 insgesamt in zehn Bundesländern mit Unterstützung des Bundes. Wissenschaftlich hatte das Institut für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg unter Federführung von Prof. Dr. Ingrid Gogolin, gleichzeitig Sprecherin des Projektes, die Begleitung inne. Jetzt liegen erste Ergebnisse und Produkte vor: neue Verfahren der Sprachdiagnostik, Methoden zur Prüfung der Bildungsqualität in multikulturellen Schulen sowie Erkenntnisse über erfolgreichen bildungssprachförderlichen Unterricht.
Erklärtes Ziel von „FörMig“ war, Kindern und Jugendlichen aus zugewanderten Familien eine bessere sprachliche Förderung zu bieten, um ihre Erfolgschancen an deutschen Schulen zu erhöhen. Besondere Berücksichtigung fand dabei ihre Mehrsprachigkeit. Als Grundlage für die Planung von Förderung wurden zunächst Instrumente zur Sprachdiagnostik konzipiert. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Sprachfähigkeiten, die für Bildungserfolg in der Schule relevant sind, ermitteln und im nächsten Schritt Fördermöglichkeiten entwickeln.
Das Bundesland Hamburg beteiligte sich mit den Teilprojekten A „HAVAS 5 (Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstands Fünfjähriger) im Kooperationsprojekt Kita und Schule“ und B „Family Literacy“. Beide Projekte haben bereits vorhandene Aktivitäten zur vorschulischen Sprachförderung ausgebaut. In Teilprojekt A wurden Bausteine zum Sprachlernen entwickelt, die von der individuellen Sprachförderung in der Kita ausgehen und diese mit Fördermöglichkeiten in der Grundschule verknüpfen.
Teilprojekt B „Family Literacy“, das vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung und dem UNESCO-Institut für Pädagogik koordiniert wurde, zielte ab auf die Vernetzung von Programmen in Kindertageseinrichtungen mit der Sprachförderung, die von den Familien selbst unternommen wird. Zu den Erfolgen des Projekts gehört vor allem das Engagement der Eltern mit Migrationshintergrund für die Zusammenarbeit mit der Schule. Sie wurden beispielsweise zu „Schriftstellern“, indem sie mehrsprachige Bücher verfasst haben, die jetzt anderen Eltern zum Lesen mit ihren Kindern zur Verfügung stehen.
In zwei Schriftenreihen – „FörMig Edition“ und „FörMig Material“ – stellen die Wissenschaftler/innen Projekte zur Sprachförderung vor und geben damit Lehrer/innen, Erzieher/innen und Eltern sinnvolle Tipps für die Praxis.
Außerdem sind „Regionale Sprachbildungsnetzwerke“ entstanden, in denen alle an der Sprachbildung von Kindern beteiligten Partner, u.a. Lehrer/innen und Eltern, aber auch Bibliotheken und Migranten-Vereine, zusammen arbeiten.
Ergebnis der Programm begleitenden Evaluation, die unter der Leitung von Prof Dr. Schwippert, Fachbereich Allgemeine, Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg, durchgeführt wurde, war, dass Förderbedarf bis in die dritte Generation besteht und dass Bildungseinrichtungen sich noch mehr auf Sprachbildung von Migranten-Kindern konzentrieren müssen.
„FörMig“ wurde als vom Bund gefördertes Kooperationsprojekt 2009 beendet. Bundesweit waren ca. 450 Schulen und Kindergärten beteiligt. Die Koordination übernahm die Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung für die Kultusministerkonferenz. Mit Unterstützung der Freien und Hansestadt Hamburg ist das „FÖRMIG-Kompetenzzentrum“ der Universität Hamburg als eine Forschungstransferstelle eingerichtet worden. Dieses wird wissenschaftliche Erkenntnisse zur Sprachbildung für den Transfer in die Praxis aufbereiten.
„‘FörMig‘ steht für den Aufbruch in eine neue Kultur der Sprachbildung in Deutschland“, so Sprecherin des Projektes Prof. Dr. Ingrid Gogolin. „Festgestellt haben wir, dass die systematische Zusammenarbeit von Lehrerinnen und Lehrer aller Fächer bei der Sprachbildung zu den besten Erfolgen führt.“ (Uni Hamburg)
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