21. April 2011, Uni Greifswald

Struktur des Proteins Monooxygenase TetX aufgeklärt

Forscher der Universität Greifswald haben jetzt die Struktur des Proteins Monooxygenase TetX aufgeklärt, das Bakterien eine Resistenz gegen Tetracyclin-Antibiotika vermittelt. Damit wurde erstmals ein Schlüssel zum Verständnis eines Resistenzmechanismus gefunden, noch bevor die klinische Anwendung eines Antibiotikums wirkungslos wird. Ein entsprechender Artikel wurde jetzt in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift FEBS Letters veröffentlicht.

In enger Kooperation mit der kanadischen Gruppe um Prof. Gerard D. Wright (Institute for Infectious Disease Research, McMaster University, Hamilton, Canada) und Dr. Manfred S. Weiss (Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie) hat die Greifswalder Arbeitsgruppe von Prof. Winfried Hinrichs im Institut für Biochemie mit Methoden der Proteinkristallographie die dreidimensionale Struktur des Resistenzproteins aufgeklärt.

Die Entwicklung und Anwendung von Antibiotika zur Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten wird seit langer Zeit durch die Ausbreitung klinisch problematischer Resistenzmechanismen immer schwieriger und kostspieliger. Wird ein neuer Wirkstoff nach jahrelanger Entwicklung auf den Markt gebracht, dauert es nicht lange, bis resistente Mikroorganismen bekannt werden – ein ewiges Wettrüsten. Kürzlich wurde die Tetracyclin-Variante (Tigecyclin) in die klinische Anwendung aufgenommen. Von diesem Antibiotikum ist bekannt, dass es gegen resistente Bakterien hochwirksam ist. Leider ist auch hier bereits ein bakterieller Resistenzmechanismus bekannt, der momentan noch keine Rolle bei der Anwendung in der Human- und Tiermedizin spielt. Aber es steht zu befürchten, dass sich dieser Mechanismus auf problematische Krankheitskeime ausbreiten wird. Diese Resistenz beruht auf einem Enzym, der Monooxygenase TetX. Es versetzt die Bakterien in die Lage, alle medizinisch relevanten Tetracycline gezielt abzubauen.

Die röntgen-kristallographischen Untersuchungen wurden an Synchrotron-Strahlungsquellen in Hamburg (EMBL c/o DESY) und Berlin (BESSY) durchgeführt. Diese Arbeiten sind Teil der Doktorarbeit von Dipl.-Biochem. Gesa Volkers aus Greifswald. Ihre kürzlich publizierten Strukturanalysen* geben Einblick in die atomare Struktur des Enzym-Moleküls und zeigen, wie Tetracycline erkannt werden. Damit ist der einzigartige Fall eingetreten, dass ein Schlüsselschritt eines Resistenzmechanismus auf molekularer Ebene bekannt ist, noch bevor das Antibiotikum wirkungslos wird. Auf dieser Basis könnte es möglich werden, Konzepte zu entwickeln, wie neue Tetracyclin-Moleküle umzubauen sind, damit sie gegen TetX stabil sind und wieder antibiotische Wirkung haben („drug design“).

Mit diesem Projekt konnte die Arbeitsgruppe von Prof. Hinrichs bereits zum zweiten Mal strukturbiologische Grundlagen zu Resistenzmechanismen gegen Tetracycline liefern.

* G. Volkers, G.J. Palm, M.S. Weiss, G.D. Wright, W. Hinrichs. Structural basis for a new tetracycline resistance mechanism relying on the TetX monooxygenase. FEBS Letters 585(7), 1061-1066 (2011).
(Uni Greifswald)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Schreiben Sie einen Kommentar »



Das könnte Sie auch interessieren:
Bild: Barbara Frommann/Uni Bonn

Bonn: Stadt und Universität wollen enger zusammenarbeiten

Die Bundesstadt Bonn und die Universität Bonn wollen künftig enger zusammenarbeiten, um Wissenschaft und internationale Einrichtungen am Standort Bonn produktiv miteinander zu vernetzen. Das sieht ein Kooperationsvertrag vor, den Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Rektor Prof. Dr. Jürgen Fohrmann am 09….

Bild: TU Illmenau

Prof. Peter Scharff zum dritten Mal zum Präsidenten der TU Ilmenau gewählt

Professor Peter Scharff (56) ist durch Hochschulrat und Senat zum Präsidenten der Technischen Universität Ilmenau gewählt worden. In seiner Sitzung vom 04.03.2014 stimmte der Akademische Senat, das höchste Entscheidungsgremium der Universität, dem Wahlvorschlag des Hochschulrates der TU Ilmenau zum Präsidenten…

Bild: TU Illmenau

TU Illmenau: fast 45 Mio. Euro an Drittmitteleinnahmen im Jahr 2012

Nach dem Rekordergebnis des Vorjahrs hat die Technische Universität Ilmenau 2012 mit 44,73 Millionen Euro abermals die höchsten Drittmitteleinnahmen ihrer Geschichte erzielt. Das historische Ergebnis des Jahres 2011 (39,47 Millionen Euro) wurde nochmals um mehr als 13 Prozent übertroffen. Der…

Genaueste Atomwaage für kurzlebige Ionen noch präziser

An der SHIPTRAP-Apparatur am Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GSI in Darmstadt ist es unter Beteiligung Greifswalder Physiker gelungen, die Präzision der genauesten Atomwaage für kurzlebige Ionen nochmal entscheidend zu steigern. In einem Pilotexperiment an zwei Xenon-Isotopen konnten die Forscher eine völlig…

Bild: TU Dortmund

Ehrendoktorwürde der TU Dortmund für Prof. Monika Henzinger

Mit der Google-Pionierin Prof. Monika Henzinger hat die Technische Universität Dortmund am 1. Februar 2013 einer Wissenschaftlerin mit hoher internationaler Reputation die Ehrendoktorwürde verliehen. Die Laudatio hielt Prof. Clifford Stein von der New Yorker Columbia University. Er hob hervor, dass…

Weitere Beiträge zum Thema: