Karl Theodor zu Guttenberg hat vorsätzlich getäuscht
Die Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth hat ihre Arbeit abgeschlossen. Ihr Bericht, der auf gut 40 Seiten und in mehreren Anlagen die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit der Doktorarbeit von Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg aufarbeitet, liegt jetzt der Hochschulleitung der Universität Bayreuth vor.
Die Kommission, die die Doktorarbeit von Herrn zu Guttenberg in den vergangenen knapp drei Monaten geprüft hat, kommt darin zu dem Ergebnis, dass der Vorwurf eines vorsätzlichen wissenschaftlichen Fehlverhaltens berechtigt ist. Wörtlich heißt es: „Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat.“
Über die ganze Arbeit verteilt fänden sich Stellen, die als Plagiat zu qualifizieren seien. Besonders deutlich lasse sich dies anhand der verwendeten Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages veranschaulichen. Herr zu Guttenberg habe sich immer wieder die Autorschaft angemaßt, was bewusstes Vorgehen voraussetzt. Dafür sprächen eine Vielzahl von Indizien – etwa Umformulierungen der Originaltexte, Umstellung der Syntax, Verwendung von Synonymen sowie einzelne Auslassungen.
Die Kommission hat im Fall zu Guttenberg auch das konkrete Promotionsverfahren untersucht und eine Mitverantwortung des Doktorvaters und des Zweitgutachters für das wissenschaftliche Fehlverhalten von Herrn zu Guttenberg verneint. Sie stellt allerdings fest, dass die Benotung der Doktorarbeit mit dem Prädikat „summa cum laude“ einer ausführlicheren Begründung bedurft hätte. Die Gutachten gäben nicht genügend Aufschluss darüber, welches die hervorstechenden Thesen oder die besonderen Ergebnisse der Arbeit seien, derentwegen die Vergabe der Höchstnote gerechtfertigt erschien.
Die Kommission hat der Hochschulleitung der Universität Bayreuth zudem Empfehlungen übermittelt, wie die Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden weiter verbessert werden kann. Sie hat bei ihrer Arbeit insgesamt die „Regeln zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten an der Universität Bayreuth“ angewandt, die den Vorgaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entsprechen.
Die Kommission weist darauf hin, dass Herr zu Guttenberg mit seiner Zustimmung zur Veröffentlichung des Berichts einen „entgegenkommenden Verzicht auf seine Persönlichkeitsrechte im Interesse der Aufklärung des Sachverhalts zum Schutze des Ansehens der Universität Bayreuth“ geleistet hat.
Im Rahmen einer Pressekonferenz, die am Mittwoch, 11. Mai, ab 11.30 Uhr im Senatssaal der Universität Bayreuth (Gebäude Zentrale Verwaltung) stattfinden wird, werden der Präsident der Universität Bayreuth, Professor Dr. Rüdiger Bormann, der Vorsitzende der Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“, Professor Dr. Stephan Rixen, sowie der Dekan der Rechts- und Wirtschafts-wissenschaftlichen Fakultät, Professor Dr. Markus Möstl, über die Arbeit der Kommission berichten. Die Universität Bayreuth wird den endgültigen Bericht am Mittwoch, 11. Mai, vollständig im Internet veröffentlichen. (Uni Bayreuth)
» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen
Schreiben Sie einen Kommentar »
Bayreuther Ökologen planen Klimawanderweg auf Landesgartenschau 2012
Das Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER) der Universität Bayreuth beteiligt sich mit einem Klimawanderweg an der Landesgartenschau 2012 in Bamberg. Für das Projekt zeichnet Professor Dr. Thomas Foken (Abt. Mikrometeorologie) verantwortlich. Der Klimawanderweg soll den Besuchern das Problem…
Bundesverdienstkreuz für Prof. Dr. Jochen Sigloch
Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, verlieh das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am 16. April 2012 an den Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre II, Professor Dr. Jochen Sigloch. Als Inhaber des Lehrstuhls für…
Linda Richter und Susanne Bruch in EliteAkadmie aufgenommen
Linda Richter und Susanne Bruch von der Universität Bayreuth wurden nach einem anspruchsvollen dreistufigen Auswahlverfahren in den 14. Jahrgang der Bayerischen EliteAkademie aufgenommen. Und gehören damit zu den besten Studierenden Bayerns. Ihre Ausbildung an der Akademie beginnt in diesen Tagen…
EHI Wissenschaftspreis 2012 für Dr. Bastian Popp
Dr. Bastian Popp, Habilitand an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth, wurde für seine Dissertation zum Thema „Markenerfolg durch Brand Communities“ mit dem EHI Wissenschaftspreis 2012 ausgezeichnet. Der Wissenschaftspreis wurde bereits zum fünften Mal in Folge durch das…
Fachtagung “Plagiate, Wissenschaftsethik und Geistiges Eigentum” – Bayreuth
Durch die Affäre zu Guttenberg und ähnliche Fälle an anderen Universitäten ist das Thema „Plagiat“ in die allgemeine Aufmerksamkeit gerückt. Diese Vorkommnisse geben nicht nur in Bayreuth Anlass zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragen der akademischen Redlichkeit. In Zeiten von…