Internet-gestützter Gesundheitsservice mit “intelligenten Wissensräume”
Egal wo, egal wann: Mit “intelligenten Wissensräume” wollen Hohenheimer Wissenschaftler künftig einen umfassenden Internet-gestützten Gesundheitsservice ermöglichen. Individuell für jeden einzelnen Patienten, aber auch für deren Ärzte, Familien und Selbsthilfegruppen sollen dort alle krankheitsrelevanten Informationen gebündelt werden. Dazu gehören etwa Wetterdaten und Umweltbelastungen. Außerdem Infrastruktur wie Fachärzte, Notfallkliniken, Barrieren und Selbsthilfegruppen vor Ort. Ergänzt wird das Paket durch Expertentipps für die jeweilige Situation. Und vor allem werden alle Informationen je nach Krankheitsgeschichte individuell zusammengestellt. Die EU fördert das von Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Stefan Kirn geleitete Projekt „Personal Health Monitoring Services“ mit insgesamt ca. 2,8 Mio. Euro, davon gut 700.000 Euro alleine für das Forschungszentrum Innovation und Dienstleistung (FZID). Damit gehört es zu den Schwergewichten der Forschung an der Universität Hohenheim.
Die Vision seiner Forschung erläutert Prof. Dr. Kirn am Beispiel eines Asthmatikers, der sich zu einer Reise entschließt. „Schon heute würde der chronisch Kranke das Wetter vor Ort im Internet abrufen“, so der Wirtschaftsinformatiker. Doch damit habe er die Informationsfülle im Internet längst nicht ausgereizt.
„Außer dem Wetter sind für den Asthmatiker zum Beispiel auch der Smog, die Feinstaub-Belastung oder der Pollenflug am Ziel wichtig.“ Solche Messergebnisse lägen zum Beispiel längst für jede Stadt vor. „Dieses Zusatzwissen soll eHealth-Monitor nun systematisch erschließen.“
Expertenwissen von Ärzten und aus Betroffenen-Foren
Eine weitere Wissensquelle sei das spezialisierte Wissen zahlreicher Internetforen. „Hier gibt es Einzel-Expertisen zu ganz speziellen Fragestellungen. Denn im Detail sind Betroffene oft besser informiert, als mancher Arzt.“
Der Grund: „Es gibt zu viele Krankheiten, als dass jeder Arzt hunderte von Selbsthilfe-Foren im Auge behalten kann“. Die Software des Wirtschaftsinformatikers soll es einmal können.
Außerdem bündelt der eHealth-Monitor Wissen über die krankheitsrelevante Infrastruktur. Zum Beispiel Adresse, Öffnungszeiten oder Sprechstunden von Apotheken, Fachärzten oder Spezialeinrichtungen.
Der Clou der Software: Alle Informationen werden entsprechend der individuellen Krankheitssituation des Benutzers gefiltert und aufbereitet.
Um dieses Ziel zu erreichen, legen Prof. Dr. Kirn und seine Mitarbeiter zusammen mit den Projektpartnern für jede Krankheit ein eigenes Profil an. „Damit schaffen wir die allgemeine Grundlage für das individualisierte Wissen“, sagt der Wissenschaftler.
Alles Weitere bringt die Vernetzung der so gestalteten individuellen Wissensräume mit Internetforen, Messstationen und der jeweils eigenen Patientenakte. Zum Teil gehört auch Überzeugungsarbeit dazu: „Um beim Beispiel des Asthmatikers zu bleiben bedeutet das, dass wertvolle Informationen wie Umweltmessungen auch zugänglich gemacht werden“, sagt Prof. Dr. Kirn. „Voraussetzung ist also, dass Städte und Gemeinden die nötigen Informationen für die User freigeben.
Hintergrund: Forschungsprojekt Personal Health Monitoring Services
Das Projekt Personal Health Monitoring Services am Forschungszentrum Innovation & Dienstleistung (FZID) von Prof. Dr. Stefan Kirn ist auf drei Jahre angelegt. Projektpartner sind BOC Asset Management GmbH/Wien, SELEX Elsag S.P.A./Rom, Foundation for Research and Technology Hellas/Heraklion, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, MEDICALgorithmics S.A/Warschau, Kardiosystem Sp. z.o.o/Warschau und DEMCO Insurance Ltd./Zypern. Die EU fördert das Vorhaben mit rund 2,8 Mio. Euro, davon rund 700.000 Euro für die Universität Hohenheim.
Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Fast 31 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2010 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem Drittmittelvolumen von mindestens einer viertel Million Euro bzw. 125.000 Euro in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. (Uni Hohenheim)
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