13. November 2009, Uni Gießen

Wie werden Professuren besetzt?

Die Einstellung – in der Fachsprache „Berufung“ – von Wissenschaftlern als Professoren und Professorinnen an einer Universität ist ein langwieriger Prozess, der von den speziell dafür zusammen gestellten Berufungskommissionen durchgeführt wird. Sorgfältig muss die Qualifikation und die Eignung der Bewerberinnen und Bewerber geprüft werden, denn hervorragende Professorinnen und Professoren sind die Garanten für exzellente Lehre und Forschung und damit für die Klasse und Wettbewerbsfähigkeit einer Universität. Die Stellen sind unter Wissenschaftle-rInnen sehr begehrt, ist eine Professur doch mit lebenslanger, gut bezahlter Anstellung, hohem Prestige und weitgehender beruflicher Freiheit verbunden.

Bislang war man an den Universitäten davon ausgegangen, dass in den Berufungsverfahren die Bestqualifizierten ohne Beachtung ihrer Geschlechtszugehörigkeit und ausschließlich aufgrund ihrer bisherigen wissenschaftlichen Leistungen gefunden und berufen werden. Nicht zu erklären ist damit allerdings die kontinuierliche Unterrepräsentanz von Frauen in den Reihen der Ordinarien, die selbst nach Jahrzehnten der Frauenförderung und trotz ausreichender Zahl hervorragend qualifizierter, habilitierter Frauen einfach nicht behoben werden kann.

Die Frage stellt sich, ob es die Berufungsverfahren sind, die für Frauen wie eine unüberwindliche Barriere beim Zugang zu den Professuren wirken? Die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Christine Färber ist dieser Frage nachgegangen und stellt in ihrem Vortrag

„Chancengleichheit und Qualitätsmanagement in Berufungsverfahren“

im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Frauenbeauftragten der JLU die Ergebnisse ihrer empirischen Studie (in Zusammenarbeit mit der Juristin Ulrike Spannen-berg) über die Berufungspraxis deutscher Universitäten vor. Bewerberinnen und Bewerber, Berufungskommissionsvorsitzende und Frauenbeauftragte wurden zur aktuellen Berufungspraxis befragt – und äußerten sich sehr kritisch. Auf der Basis dieser Ergebnisse arbeitet der Vortrag die Notwendigkeit von Veränderungen vor dem Hintergrund aktueller Hochschulreformen heraus und bietet Lösungs-möglichkeiten durch ein auf Chancengleichheit ausgerichtetes Qualitätsmanagement der Hochschulen und Bundesländer.

Prof. Dr. Christine Färber lehrt an der HAW Hamburg. Sie war von 1991–1999 Frau-enbeauftragte der FU Berlin und begleitete in dieser Zeit über 80 Berufungsver-fahren. 1994–1997 war sie Sprecherin der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen. Sie forscht zu Hochschulen und Gleichstellung. Zuletzt war sie Mitglied der Kommission des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für das Professorinnenprogramm.

Zeit: Dienstag, 24.11.2009, 17 Uhr c.t.
Ort: Hauptgebäude der JLU, Senatssaal (1.OG), Ludwigstraße 23

Der Präsident der Justus-Liebig-Universität und die Frauenbeauftragte laden Sie sehr herzlich zu diesem Vortrag mit anschließender Diskussion ein! (Uni Gießen)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Schreiben Sie einen Kommentar »



Das könnte Sie auch interessieren:

Effekte von Yoga und Meditation auf Gehirnalterung

Mit zunehmendem Alter lassen unsere Hirnfunktion und unsere kognitiven Fähigkeiten nach. Dazu gehört auch die sogenannte fluide Intelligenz, die für das Lösen neuartiger Aufgaben benötigt wird und mit dem Alter abnimmt. Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Justus-Liebig-Universität Gießen…

Spezialisierungsstudiengang “Kinderzahnheilkunde” in Marburg und Gießen

Der berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengang „Kinderzahnheilkunde“ mit dem Abschluss „Master of Science (M.Sc.)” startet zum Sommersemester an den Universitäten Marburg und Gießen. Das auf approbierte Zahnmediziner mit Berufserfahrung zugeschnittene Spezialisierungsangebot läuft über drei Jahre und kostet 23.000 Euro (zzgl. der Semesterbeiträge). Es…

Uni Gießen: Arbeitsgruppe zur Erforschung von Plasmaprozessen

Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und die PVA TePla AG, Wettenberg, haben mit dem Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST), Braunschweig, einen Rahmenvertrag zum Aufbau einer Arbeitsgruppe zur Erforschung von Plasmaprozessen und High-Tech-Materialien unterzeichnet. Ziel ist es, für Industrieunternehmen endkundenorientierte Forschungs-…

Bild: Historisches Museum Frankfurt

Historische Ausstellung im Rahmen des Georg-Büchner-Gedenkjahres

Die historische Ausstellung „Im Visier der Staatsgewalt. Die Universität Gießen als Zentrum von Revolution und Repression 1813 bis 1848“ der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) wurde am Donnerstag, 31. Oktober 2013, feierlich eröffnet. Die Ausstellung im Hauptgebäude der JLU ist einer der…

Bild: Uni Gießen, Franz Möller

Neue Therapien gegen Lungengefäßerkrankungen

Viele chronische entzündliche Erkrankungen erzeugen Krankheitsbilder, für die es noch keine geeigneten Therapien gibt. Das zunehmende Wissen um die Mechanismen, die diesen angeborenen Immunkrankheiten sowie proliferativen und degenerativen Krankheiten zugrunde liegen, eröffnet mögliche neue therapeutische Ansatzpunkte. Das Exzellenzcluster Kardio-pulmonales System…

Weitere Beiträge zum Thema: