Vortrag "Akuter Herzinfarkt – Zeit ist Überleben"
Laut Statistischem Bundesamt starben im Jahr 2008 in Deutschland insgesamt 844.439 Menschen an einer Erkrankung des Herz- Kreislaufsystems. Damit avancierten Herz-Kreislauferkrankungen – wie schon in den Vorjahren – zur Todesursache Nummer eins. Mehr als 91 Prozent der hieran Verstorbenen waren älter als 65 Jahre. Frauen erreichen im Durchschnitt ein höheres Lebensalter und sterben daher häufiger an einer Herz-/Kreislauferkrankung. An einem Herzinfarkt, der zu dieser Krankheitsgruppe gehört, verstarben 62.670 Menschen, davon waren 54 Prozent Männer und 46 Prozent Frauen.
Die über die Chemnitzer Region hinaus beliebte Vortragsreihe “Medizin im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft” wird am 25.
November 2009 um 17.30 Uhr im Hörsaal 305, Universitätsteil Straße der Nationen 62 in Chemnitz fortgesetzt. Zum Thema “Akuter Herzinfarkt – Zeit ist Überleben” referiert Dr. Lutz Baumgart, Leiter des Herzkatheterlabors des Küchwald-Krankenhaues. Er erläutert, was bei einem Herzinfarkt im Körper passiert, wie er diagnostiziert wird und wie die Erkrankung behandelt werden kann.
Der Herzinfarkt, auch Myokardinfarkt, ist eine der häufigsten Diagnosen, mit denen Patienten in Industrieländern in ein Krankenhaus eingeliefert werden. So treten allein in Deutschland etwa 350.000 akute Infarkte pro Jahr auf. Etwa 30 Prozent der Patienten überleben ihn nicht, wobei mehr als die Hälfte dieser Patienten schon auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt. “Beim akuten Herzinfarkt unterbricht ein Blutgerinnsel im Herzkranzgefäß die Blutzufuhr zum Herzmuskel, so das dieser rasch abstirbt”, berichtet Baumgart und fügt hinzu: “Daher ist von entscheidender Bedeutung für den Behandlungserfolg und die Prognose des Patienten, dass möglichst wenig Zeit vom Beschwerdebeginn bis zum Eintreffen im Krankenhaus vergeht. Jeder zweiter Herzinfarktpatient in der Bundesrepublik kommt zu spät oder gar nicht in die Klinik.
Während in den Kliniken modernste Behandlungsmöglichkeiten warten, verstreicht wertvolle Zeit unwiederbringlich.”
Wird ein Patient mit Verdacht auf einen Herzinfarkt in die Klinik eingeliefert, wird mittels EKG und Enzymdiagnostik festgestellt, ob, wo und wie stark der Herzmuskel geschädigt ist. Gelingt es in den ersten Stunden nach Gefäßverschluss, die Durchblutung am Herzen wiederherzustellen, können Folgeschäden wie Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche erfolgreich behandelt werden. “Nur wenn dies früh geschieht, kann der Schaden am Herzen begrenzt werden und der Weg für eine Rückkehr ins normale Leben ist geebnet”, berichtet Baumgart.
Standard in der Herzinfarktbehandlung ist die perkutane transluminale Koronarangiografie, eine Behandlung mit Katheter, dar. Dabei wird das betroffene Herzkranzgefäß mit einem Ballon erweitert und gegebenenfalls eine gefäßstützende Prothese in Form eines Metallröhrchens (Stent) eingesetzt, die das Gefäß offen halten soll.
“Studien belegen, dass diese Therapieoption bezüglich der Erholung des Patienten vom Herzinfarkt und dem Überleben nach Infarkt bessere Ergebnisse aufweist als die reine Thrombolysetherapie, dem Auflösen des Gerinnsels, das das Herzkranzgefäß verschließt”, erklärt Baumgart.
Die Behandlung des Infarktes ist mit einem Krankenhausaufenthalt noch nicht abgeschlossen; meist schließt sich eine Anschlussheilbehandlung an. Die Rehabilitationsphase dauert in der Regel drei Wochen und ist in einer Kurklinik, aber auch ambulant möglich. Diese Anschlussheilbehandlung verfolgt verschiedene Ziele: Sie unterstützt den Patienten, das einschneidende Ereignis Herzinfarkt zu verarbeiten, seine Lebensgewohnheiten zu überdenken und das Leben neu zu organisieren.
In den folgenden Monaten stehen noch weitere Themen auf dem Plan der Vortragsreihe “Medizin im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft”:
16. Dezember 2009: “Moderne endoskopische Therapie bei lumbalen Liquorzirkulationsstörungen”, Dr. Jan-Peter Warnke, Paracelsus Klinik Zwickau
27. Januar 2010: “Medizin und Kunst – eine Betrachtung mittelalterlicher Bilder aus heutiger medizinischer Sicht”, Prof. Dr. Gerhard Reichel, Kompetenzzentrum Bewegungsstörungen Zwickau
(TU Chemnitz)
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