Kinderuni muß wegen Besetzung des Hörsaals abgesagt werden
Ungeachtet der von den Besetzern signalisierten prinzipiellen Bereitschaft, den Hörsaal I temporär mit der Kinderuni zu teilen, schließen die Rahmenbedingungen eine unter den Aspekten der Sicherheit und Störungsfreiheit zu verantwortende Durchführung der Veranstaltung aus.
Die für kommenden Samstag, den 5. Dezember 2009 angekündigte erste Veranstaltung der Kinderuniversität Augsburg im Studienjahr 2009/10 muss abgesagt werden. Aus Sicherheitsgründen kann sie im besetzten Hörsaal I nicht stattfinden, eine räumliche Alternative zu diesem besetzten Hörsaal ist nicht gegeben. Ob die von dem Religionspädagogen Prof. Dr. Georg Langenhorst vorbereitete Vorlesung “‘Zu Bethlehem geboren …?’ Was wissen wir wirklich über die Geburt Jesu?” u. U. noch in der Vorweihnachtszeit an einem anderen Ort angeboten werden kann, steht noch nicht fest.
Mehrheitlich für ein Stattfinden der Kinderuni, aber …
Einzelne Vertreterinnen und Vertreter der den Hörsaal I seit zwei Wochen besetzenden Studierenden haben in den letzten Tagen zwar signalisiert, dass die Hörsaal-Besetzung die Kinderuniversität am kommenden Samstag nicht ver- oder behindern soll, und ein Plenum habe sich zu Beginn dieser Woche mehrheitlich dafür ausgesprochen habe, den Hörsaal für die Kindervorlesung am kommenden Samstag zugänglich zu machen.
… unter Bedingungen:
Die mit dieser Zusage verknüpften Bedingungen, die gleichzeitig signalisiert wurden, ermöglichen es primär aus Gründen der Sicherheit den Veranstaltern aber nicht, die Verantwortung für eine kaum kalkulierbare Gesamtsituation zu übernehmen, die sich aus der Erfüllung dieser Bedingungen ergäbe.
Die Bedingung, dass die am Samstagvormittag präsenten Besetzerinnen und Besetzer während der Vorlesung selbst im Hörsaal anwesend sein und auch kurz das Wort ergreifen dürften, widerspricht der Grundregel, dass Erwachsene keinen Zutritt zum Kinder-Hörsaal haben. Von dieser Regel könnte unter den gegebenen besonderen Umständen zwar ausnahmsweise für eine kleine Gruppe abgewichen werden, aber es ist nicht kalkulierbar, wie viele der HS I-Besetzerinnern und – Besetzer vor Ort sein und ggf. das Recht auf Präsenz im Hörsaal beanspruchen würden. Da der Hörsaal mit den zu erwartenden 600 acht- bis zwölfjährigen Kinderstudentinnen und – studenten bereits voll besetzt wäre, ließe sich die Anwesenheit einer größeren Anzahl erwachsener Fremdpersonen weder unter Sicherheitsgesichtspunkten verantworten, noch wäre die Hoffnung auf einen ungestörten Verlauf der Vorlesung, wie ihn die Besetzerinnen und Besetzer zusagen, objektiv möglich.
Es kommt hinzu, dass angesichts einer seit zwei Wochen nicht mehr regulär betriebenen und für die reguläre Wartung nur beschränkt zugänglichen Hörsaaltechnik keine Garantie für deren Funktionsfähigkeit übernommen werden könnte. Auch durch dementsprechend u. U. auftretende technische Probleme müsste also mit Störungen der Vorlesung und etwaig sich ergebenden Sicherheitsbeeinträchtigungen gerechnet werden. Die seit zwei Wochen nurmehr provisorisch erfolgte Reinigung des Hörsaals lässt darüber hinaus Zweifel daran aufkommen, dass der Hörsaal unter Wahrung der für einen störungsfreien und sicheren Verlauf nötigen Mindeststandards zugänglich und nutzbar sein wird.
Die weitere bislang angedeutete Bedingung, dass die Live-Übertragung der Kindervorlesung in den “Eltern-Hörsaal” II entfallen müsste zugunsten einer in diesem Hörsaal von den Besetzerinnen und Besetzern organisierten und gestalteten bildungspolitischen Informations- und Diskussionsveranstaltung, würde das Risiko eines zumindest z. T. frustrierten elterlichen Publikums bergen, das sicherlich nicht zur Berechenbarkeit und Handhabbarkeit des faktisch gegebenen kinderuniversitären Ausnahmezustands beitrüge.
Die Besetzerinnen und Besetzer würden es sich weiterhin vorbehalten, im Umfeld der eigentlichen Vorlesung im Foyer durch ein Rahmenprogramm auf Ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Über den Umfang sowie den Charakter dieser Aktionen liegen noch keine Informationen vor, die konkret genug wären, um fundiert beurteilen zu können, inwieweit die Möglichkeiten des Zugangs bzw. des Verlassens des Hörsaals und des Hörsaalgebäudes u. U.
beeinträchtigt würden. Bei einer erwarteten Besucherzahl von 600 Kindern und 300 Eltern, zu der eine nicht absehbare Zahl Studierender hinzukäme, stellen sich auch hier ernsthafte Sicherheitsfragen.
Keine Basis für verbindliche Vereinbarungen
Ein Arrangement zwischen den Veranstaltern der Kinderuniversität und den Besetzerinnen und Besetzerinnen, das auf klare und eindeutige Vereinbarungen hinausliefe, auf deren Grundlage die genannten Probleme soweit kalkulierbar gemacht werden könnten, dass eine Kindervorlesung im anhaltend besetzten HS I u. U. zu verantworten wäre, scheitert an der basisdemokratischen Organisation und amorphen Struktur der Besetzer-Community. Sie verfügt über keine Sprecherinnen und Sprecher, die faktisch dazu in der Lage bzw. dazu legitimiert und mit der Autorität ausgestattet wären, nachhaltige Zusagen zu machen bzw. Vereinbarungen zu treffen, die für die ganze Community bindend wären.
“Uns ist durchaus bewusst, dass die weit überwiegende Mehrheit der Besetzerinnen und Besetzer des Hörsaals I wohl weder die böswillige Absicht noch ein genuines Interesse daran hat, die Kindervorlesung am kommenden Samstag platzen zu lassen”, so Klaus P. Prem als Pressesprecher der Universität und der Kinderuniversität Augsburg. “Aber wenn wir die Bedingungen erfüllen würden, die die Besetzerinnen und Besetzer wohl mit einer Überlassung des Hörsaals I an die Kinderuni verknüpfen wollen, dann wäre die Veranstaltung sowohl hinsichtlich ihres Verlaufs als insbesondere auch hinsichtlich der Sicherheit mit Risiken behaftet, die wir als verantwortliche Veranstalter nicht eingehen könnten, ohne fahrlässig zu handeln. Dass es uns nicht leicht gefallen ist, erstmals seit dem Bestehen der Kinderuni eine Vorlesung abzusagen, und dass wir nicht glücklich darüber sind, versteht sich von selbst.”
Nächste reguläre Kindervorlesung am 23. Januar 2010
Die Möglichkeit, ob die auf die Adventszeit zugeschnittene Vorlesung “‘Zu Bethlehem geboren …?’ Was wissen wir wirklich über die Geburt Jesu?” vor Weinachten eventuell noch andernorts angeboten kann, wird derzeit geprüft. Die nächste reguläre Vorlesung der Kinderuniversität Augsburg ist für den 23. Januar 2010 geplant. Sofern die Konflikte um den Hörsaal I bis dahin geregelt sein werden, wird dort dann Prof. Dr. Christoph Weller (Politikwissenschaft/Friedens- und Konfliktforschung) unter dem Titel “Streiten will gelernt sein – und wann gibt’s Frieden?” referieren. (Uni Augsburg)
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Bildung wird weiter reduziert – Universitätsleitung lässt Kinderuni ausfallen
Die Studierenden im besetzten Hörsaal 1 der Universität Augsburg bedauern zutiefst die Entscheidung der Universitätsleitung, die Kinderuni am 5.12. derzeit ohne Aussicht auf einen Ersatztermin ausfallen zu lassen. Das am heutigen Abend versammelte Plenum reagierte geschlossen mit Unverständnis.
Zu jedem Zeitpunkt wurde und wird Kooperationsbereitschaft seitens der im Hörsaal anwesenden Studierendenschaft signalisiert und der Universitätsleitung kommuniziert. Warum sich diese überstürzt und ohne nochmalige Rücksprache und Klärungsbemühungen von den bisherigen Absprachen distanziert und zu einem solchen Schritt entschieden hat, ist vor allem nach der stets zuverlässigen Zusammenarbeit absolut unverständlich.
Bereits am zweiten Tag der Besetzung wurden vom Plenum Vertreter bestimmt, die sowohl in der Lage als auch dazu legitimiert sind, nachhaltige Zusagen zu machen und Vereinbarungen zu treffen. Die vom Plenum getroffenen Entscheidungen haben sich stets als zuverlässig und repräsentativ erwiesen. So wurden etwa, nach ausführlicher Diskussion, in Eigeninitiative alternative Raummöglichkeiten für ansonsten entfallende Veranstaltungen geschaffen um eine möglichst ungestörte Lehre weiterhin zu ermöglichen. Darüber hinaus wurde bereits am ersten Tag der Besetzung eine verbindliche Raumordnung beschlossen, in der etwa Angelegenheiten reglementiert werden wie Ordnung im Hörsaal, striktes Rauchverbot und rücksichtsvoller Umgang miteinander.
Von einer durch die Universitätsleitung angedeuteten “nur prinzipiellen Bereitschaft” kann nicht die Rede sein. Vielmehr ist einstimmig beschlossen worden, die Veranstaltung der Kinderuni in voller Länge und mit inhaltlich ungestörter Gestaltung stattfinden zu lassen. Lediglich eine symbolische ‘Präsenzwache’ von etwa 10-20 Studierenden sollte im Hörsaal verbleiben, um die Besetzung ruhig und ohne jegliche Störung aufrecht zu erhalten, während andere Studierende interessierten Eltern die Möglichkeit bieten sollten, sich über die momentane und zukünftige Bildungssituation zu informieren und sich darüber auszutauschen. Auf völliges Unverständnis, vor allem bei den im Plenum zahlreich vertretenen zukünftigen Pädagogen und Lehrern stießen vor allem die vollkommen unbegründeten Andeutungen bezüglich Sicherheitsbedenken.
Hinsichtlich der Sorge von Seiten der Unileitung, dass die technischen Geräte aufgrund der Besetzung nicht ausreichend gewartet werden könnten, ergab sich bei Gesprächen mit dem Gebäudemanagement der Universität, dass seit der aus Studiengebühren finanzierten technischen Neuausstattung des Hörsaals grundsätzlich keine Aussagen zur absoluten Zuverlässigkeit des Equipments getroffen werden könnten. Aus diesem Grund wurde Gebäudemanagement und Universitätsleitung uneingeschränkter Zugang für die technischen Überprüfungen und Vorbereitungen im Zuge der Kinderuni zugesichert.
Die im besetzten Hörsaal 1 für bessere Bildung streikenden Studierenden und Schüler bedauern die mangelnde Bereitschaft zu Kooperation und Kommunikation der Universitätsleitung. Zu jedem Zeitpunkt stand es in der Absicht der Studierenden, die Kinderuni ungestört stattfinden zu lassen – schließlich ist es das Bestreben derzeit Studierender, für künftige Generationen einzutreten und ihnen die Möglichkeit für bessere Bildung zu schaffen.