12. Januar 2010, Aktuelles, Uni Frankfurt/Oder

Dokumentarfilm zum Mauerfall an der Uni Frankfurt/Oder

Der bereits in mehreren polnischen und deutschen Städten sowie im polnischen Fernsehen gezeigte Film „Tschüss DDR! Über Warschau in die Freiheit” wird am 26. Januar 2010 um 18 Uhr an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) in Anwesenheit des polnischen Botschafters Marek Prawda, des ehemaligen deutschen Botschafters in Warschau, Johannes Bauch, und eines der damaligen Flüchtlinge, Thomas Przybylski aus Wollin bei Brandenburg, gezeigt. Interessenten sind herzlich eingeladen zum Film und zum anschließenden Gespräch mit Zeitzeugen in den Hörsaal 6 des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes am Europaplatz 1. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Kleinen Kino e. V. statt.

„Du bist jetzt frei!“ Das sagten ihm seine polnischen Mitreisenden, als Thorsten Heinhold Ende September 1989 von Chemnitz nach Warschau fuhr, erinnert er sich 20 Jahre später bei den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm „Tschüss DDR! Über Warschau in die Freiheit!” an diesen Augenblick. Im Spätsommer 1989 war Thorsten Heinhold nicht der einzige DDR-Bürger, der eine Flucht in den Westen über den Osten wagte. Die politische und wirtschaftliche Situation in der DDR veranlasste rund 100.000 Ostdeutsche nach vielen abenteuerlichen (Flucht-)Wegen in den Westen über Ungarn, die ČSSR, aber auch über Polen zu suchen. So schwammen einige über die Oder und Neiße und nicht wenige flohen zu Fuß über das Riesengebirge, einige reisten auch ganz legal nach Polen. Um die Welt gingen aber jedoch nur die Bilder aus der Prager Botschaft, wo am 30. September 1989 der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher rund 3.500 DDR-Bürgern verkündete, dass sie ausreisen dürften. Dass auch über Warschau tausende Flüchtlinge flohen, ist zwanzig Jahre später fast in Vergessenheit geraten.

Diese andere Botschaftsgeschichte erzählt der 55-minütige Dokumentarfilm des Regisseurs Krzysztof Czajka. Der Film, der im Auftrag der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit mit Unterstützung des Polnischen Filminstituts entstand, stellt die DDR-Bürger Thorsten Heinhold, Ute und Udo Finke zusammen mit Peter und Heidi Reichmuth vor, denen die Ausreise über Warschau gelungen ist. Er schildert aber auch das Schicksal von Thomas Przybylski, dem die Flucht misslang. Statt in der Freiheit fand er sich im Stasigefängnis in Potsdam wieder.

Krzysztof Czajkas Film stellt auch die stillen Helden jener Tage vor, die vielen Polen, die damals die DDR-Bürger an der Grenze oder in Warschau bei ihrem Vorhaben unterstützten. Auch sie kommen im Dokumentarfilm zu Wort und vermitteln hautnah die Atmosphäre in und um die Botschaft im Warschauer Stadtteil Saska Kępa.
Alles begann im August 1989, als die ersten DDR-Flüchtlinge in Warschau ankamen. Der spätere Botschafter Johannes Bauch steht zwanzig Jahre später an derselben Stelle, an der ihn damals ein seltsames Geräusch aufgeschreckt hatte: „Es raschelte, es machte ‘plumps’ und plötzlich tauchte aus den Büschen ein Mann auf und fragte, ob er hier richtig und dies die deutsche Botschaft sei.” Der Mann war ein DDR-Bürger. Ihm folgten noch einige Hundert. Und Tadeusz Mazowiecki, der erste nichtkommunistische Regierungschef, der das Problem unter schwierigen innen- und außenpolitischen Konstellationen mit seinem Außenminister Krzysztof Skubiszewski lösen msste, kaum dass sein Kabinett vereidigt worden war, erinnert sich im Film: „Wir alle wussten, dass auf die Flüchtlinge in der DDR Stasi-Gefängnisse warteten“.

Dem Dokumentarfilm gelingt es, die menschliche und politische Dimension der damaligen Ereignisse hautnah, packend und authentisch nachzuerzählen. (Uni Frankfurt/Oder)



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