12. April 2011, Uni Konstanz

Fernbeziehung – vom Nutzen und Nachteil des Telefons für das Leben

Die fernmeldehistorische Ausstellung “Fernbeziehung – vom Nutzen und Nachteil des Telefons für das Leben” der Universität Konstanz geht in ihre zweite Phase und bringt vom 19. April 2011 bis zum 4. Oktober 2011 anekdotenreich all die Aspekte des Telefons zum Vorschein, die üblicherweise hinter den Apparaten und Kabelschächten im Verborgenen bleiben: Relaisschaltungen, Impulsschreiber, Verbindungstechnik — und ganze Berufszweige, die mit der Automatisierung des Telefons verloren gingen.

“Während der erste Teil ,Mensch’ die Sozialbeziehungen der Telefonie thematisierte und aufzeigte, wie Menschen mit fernmeldetechnischen Maschinen interagieren, geht es nun im zweiten Teil ,Maschine’ um die Fragestellung: Wie müssen Maschinen miteinander kommunizieren, damit Menschen telefonieren können?”, erklärt Dr. Albert Kümmel-Schnur, Kunst- und Mediendozent an der Universität Konstanz. Die Ausstellung “Fernbeziehung” wird von der Sparkasse Bodensee präsentiert und zeigt über 15 Monate hinweg unter wechselnder Schwerpunktsetzung die mehr als hundertjährige Medien-, Technik- und Sozialgeschichte der analogen Telefonie.

“Anhand unserer Exponate kann der Besucher nachvollziehen, welche einzelnen Verbindungs- oder Übertragungsschritte es geben muss, damit ein Telefonat zustande kommt: vom Telefonhörer bis ins Vermittlungsamt — und zurück”, skizziert Albert Kümmel-Schnur: “Wir stellen jeden Kabeltyp
aus: sei es im Apparat oder im Haus, sei es unter der Erde oder als Freileitung in der Luft.” Ob Schaltsysteme, Prüfgeräte oder auch ein historisches Selbstwahlsystem aus dem Jahr 1922: Anhand der fernmeldehistorischen Exponate zeichnet sich der Wandel von Technik- und Sozialgeschichte im 20. Jahrhundert ab: “Es wird sichtbar, wie das ,Fräulein vom Amt’ Handgriff für Handgriff durch technische Schaltungen ersetzt wird, bis eine automatische Selbstwahl möglich wird”, erläutert Albert Kümmel-Schnur. Sämtliche Exponate stammen aus der umfassenden fernmeldehistorischen Sammlung von Hans-Dieter Schmidt, dem ehemaligen stellvertretenden Leiter der Telekom-Niederlassung Konstanz.

Dass die Ausstellung in ihrem Prozess nicht auf der Stelle stehenbleibt, sondern sich kontinuierlich weiterentwickelt, wird insbesondere anhand ihrer Strategie der Informationsvermittlung deutlich. Der Multitouch-Tisch von Prof. Dr. Harald Reiterers Arbeitsgruppe “Mensch-Computer-Interaktion” an der Universität Konstanz wird mit seiner neugestalteten Benutzeroberfläche wiederum eine besondere Rolle in dem interaktiven Museum spielen. Noch stärker als in ihrem ersten Teil nutzt die Ausstelung Video- und Audio-Inhalte, um ihre Besucher in ihren audiovisuellen Erfahrungsraum einzubinden. Das Ausstellungsdesign entwarf die Stuttgarter Agentur für Medienraumdesign “jangled nerves”.

Die Ausstellung “Fernbeziehung” verdankt sich in erster Linie dem Engagement von Studierenden der Studiengänge “Literatur — Kunst — Medien” sowie “Informatik und Informationswissenschaften” an der Universität Konstanz. In einer modellbildenden Verknüpfung von wissenschaftlicher Lehre und musealer Projektplanung erarbeiteten sie die Inhalte der Ausstellung und loteten deren innovative Darstellungsweise aus. Das Projekt “Fernbeziehung” ist somit auch im Prozess eines ebenso unkonventionellen wie zukunftsträchtigen Modells für medienwissenschaftliche Lehre zu sehen, das Medientheorie, Technikgeschichte und Informationsgestaltung ineinander führt.

Die Sparkasse Bodensee ist Hauptsponsor der Ausstellung “Fernbeziehung”. Sie präsentiert die Ausstellung in der Kundenhalle ihrer Hauptstelle Konstanz, der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist eines der Leitprojekte der aus dem “Jahr der Wissen-schaft 2009″ hervorgegangenen Kampagne “grenzenlos denken”. (Uni Konstanz)



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