28. April 2011, Uni Konstanz

Vorbereitungen zur Asbestsanierung der Uni-Bibliothek Konstanz

An der Universität Konstanz sind die Vorbereitungen im Vorfeld der Asbestsanierung der Bibliothek voll im Gange. Die Anmietung einer Halle, in die ein Großteil des Buchbestandes ausgelagert werden soll, wird im Mai 2011 erwartet. Außerdem ist seit kurzem das Planungsbüro MCO aus Esslingen beauftragt, den Sanierungsbedarf in der Bibliothek zu begutachten und einen Kostenplan zu erstellen, auf dessen Basis die Sanierungsarbeiten durchgeführt werden können. Sobald grünes Licht für die Übernahme aller derzeit anfallenden Kosten aus dem baden-württembergischen Wissenschaftsministerium und Finanzministerium kommt, können konkrete Maßnahmen realisiert werden.

Derzeit werden pro Tag 1.000 Bände gereinigt. Dabei handelt es sich um Bücher, die zur Ausleihe bestellt werden, aber auch um Standard- bzw. Nachschlagewerke, die in eigens eingerichteten Lesesälen untergebracht werden. Solche gesonderten Lesesäle waren bislang nicht nötig, da die Freihandbibliothek der Universität Konstanz für die Nutzerinnen und Nutzer normalerweise fast vollständig zugänglich ist und zahlreiche Arbeitsplätze bietet. Seit die Buchbereiche G und S wegen Asbestfunden geschlossen werden mussten, ist dieser Service in den betroffenen Räumlichkeiten mit zwei Dritteln des Buchbestandes der Bibliothek quasi über Nacht weggefallen. Jedes Buch aus diesen Bereichen wird seither von einer Spezialfirma gereinigt, bevor es ausgeliehen bzw. umgelagert wird. Außerdem fielen 400 bis 500 Arbeitsplätze weg, die insbesondere bei Studierenden sehr geschätzt werden.

Die Universität Konstanz wartet derzeit noch auf die beim Ministerbesuch im März zugesagte definitive Kostenübernahme durch Stuttgart, um eine Halle zur Auslagerung der gereinigten Bücher anmieten zu können. Sobald diese Entscheidung gefallen ist, soll auch durch Umlagerung von Büchern aus nicht asbestbelasteten Buchbereichen die Aufstockung von Arbeitsplätzen auf dem Campus möglich werden. Oliver Kohl-Frey, der Stellvertretende Direktor der Bibliothek der Universität Konstanz, geht von ungefähr 200 zusätzlichen Plätzen aus. Außerdem soll eine „bedarfsgerechte Lösung“, so Kohl-Frey, bewirken, dass auch die derzeit hauptsächlich betroffenen Nutzerinnen und Nutzer der geistes- und sozialwissenschaftlichen Buchbereiche angemessene Arbeitsbedingungen vorfinden.

Deshalb werden nicht alle Bände aus den asbestbelasteten Bereichen in die dann gemietete Halle ausgelagert. Oft genutzte Literatur aus G und S wird in den offenen Buchbereichen N und J untergebracht, wohingegen auch weniger ausgeliehene naturwissenschaftliche oder juristische Bände magaziniert werden. Bislang sind von dem auf Schadstoffsanierung spezialisierten Unternehmen Lindner rund 70.000 Bände gereinigt worden.
Nach der Anmietung der Halle soll die Tagesquote von 1.000 auf geplante 10.000 Bücher erhöht werden.

Die Planungsgesellschaft MCO, die dabei ist, den Zeitplan für eine Sanierung der Bibliothek zu erstellen und die Kostenschätzung vorzunehmen, wird im Mai die ersten Zwischenergebnisse und Ende Juni die endgültigen Ergebnisse liefern. „Wir gehen davon aus, dass die Sanierungsarbeiten im Sommer 2012 starten“, stellt Thomas Steier, Leiter von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Konstanz, fest. Begonnen werden soll mit dem Buchbereich S einschließlich dem dort befindlichen Informationszentrum. Im Sommer 2013 sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Für die Jahre 2014 und 2015 ist die Sanierung des Bereichs G vorgesehen. Insgesamt handelt es sich um eine Fläche von 18.500 Quadratmetern. Asbestsanierungen gelten als extrem aufwändig.

Ein zweites Gutachterbüro wird in Kürze beauftragt werden, die Bereiche A bis H sowie V und X der Universität auf Asbestbelastung hin zu beurteilen. Hier geht es um eine Nutzfläche von rund 90.000 Quadratmetern. Der bereits vorhandene so genannte Asbestatlas, in dem das in der Universität verbaute, gesicherte Asbest verzeichnet ist, soll überprüft und so eine Neubewertung der Asbestsituation vorgenommen werden. Diese Arbeiten starten im Mai 2011. Im Schnitt benötigen die Gutachter vier Wochen pro Gebäude, so dass die Neubewertung für alle Gebäude im März 2012 vorliegen sollte.

Die Universitäts- und Bibliotheksleitung sind zuversichtlich, was die Signale aus Stuttgart betrifft. Alle Beteiligten – Universität, Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Konstanz, sowie das Wissenschafts- und Finanzministerium in Stuttgart – arbeiten eng zusammen. „Wir haben ein gutes Miteinander“, sagt Oliver Kohl-Frey.

Seit am 5. November 2010 wegen Asbestfunden – mit Ausnahme des Buchbereichs N, ein separater Neubau – große Teile der Bibliothek geschlossen werden mussten, arbeiten Bibliotheks- und Universitätsleitung mit allen vorhandenen Möglichkeiten daran, die mit der Schließung verbundenen Ausfälle für den Forschungs- und Lehrbetrieb auszugleichen. Nachdem der Buchbereich J, ein Neubau aus dem Jahr 2003, Ende November 2010 wieder geöffnet werden konnte, ist seit Mitte Januar 2011 auch der Bestand von 1,5 Millionen Bänden der Bereiche G und S im Magazinbetrieb wieder ausleihbar, wobei zuvor Buch für Buch in einem Spezialverfahren gereinigt wird. (Uni Konstanz)



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