Fallot-Tetralogie – Frauen müssen früher behandelt werden
In Deutschland leben rund 15.000 Menschen mit einer Fallot-Tetralogie – dem häufigsten zyanotischen Herzfehler. Die betroffenen Babys sind auch als „blue babys” bekannt, da sie mit einem bläulichen Hautton zur Welt kommen. Ein Forscherteam des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler hat jetzt untersucht, wie es diesen Kindern mehrere Jahre nach der Operation geht. „Die Studie zeigt, dass Frauen mit Fallot-Tetralogie in der bisherigen Behandlungspraxis benachteiligt werden, weil sie anders behandelt werden müssten als Männer. Die bisherigen Referenzwerte bilden die Besonderheiten des weiblichen Herzens nicht ausreichend ab”, erklärt der Studienleiter PD Dr. Samir Sarikouch von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Am 16. November 2011 erscheint die Publikation in Circulation:Cardiovascular Imaging (doi:10.1161/CIRCIMAGING.111.963637).
Krankheitsverlauf bei Frauen anders
In einer umfangreichen prospektiven Studie unter Federführung des Herz- und Diabeteszentrums NRW haben die Wissenschaftler mehr als 400 Patienten mit Fallot-Tetralogie an 14 Herzzentren in Deutschland untersucht und geschlechtsspezifische Referenzwerte für diesen Herzfehler erhoben. Die Daten zeigen, dass bei Normierung auf einheitliche Körpermaße Frauenherzen kleiner sind als Männerherzen und dass die körperliche Belastbarkeit der Frauen mit Fallot-Tetralogie deutlich geringer ist als die der Männer. „Der Langzeitverlauf der Erkrankung ist auch insofern anders, dass Frauen bei vergleichbaren Restbefunden eher reoperiert werden müssen, um irreparable Belastungen der rechten Herzkammer zu vermeiden”, sagt Dr. Sarikouch. Werden Reoperationen zu spät durchgeführt, kann das unter anderem zu Herzinsuffizienz oder Herzversagen führen.
Guidelines müssen überdacht werden
„Wir haben bei den angeborenen Herzfehlern bisher vernachlässigt, dass Frauenherzen anders behandelt werden müssen als Männerherzen”, ist Dr. Sarikouch überzeugt. „Die Guidelines für Reoperationen bei der Fallot-Tetralogie sollten überdacht werden und künftig das Geschlecht berücksichtigen.” In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler ein Verfahren entwickeln, um den Patienten individuelle Risikoanalysen anzubieten.
Über die Erkrankung
Die Fallot-Tetralogie ist der häufigste zyanotische Herzfehler (Rechts-Links-Shunt)und mit 2,5 Prozent aller Herzfehler einer der häufigsten angeborenen Herzfehler. Das Herz weist eine Verengung im Ausflußtrakt des rechten Herzens (Pulmonalstenose), ein Loch in der Herzscheidewand (Ventrikelseptumdefekt), eine Verlagerung der Hauptschlagader sowie eine Verdickung der rechten Herzkammer (Rechtsherzhypertrophie) auf.
Kompetenznetz Angeborene Herzfehler e. V.
Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler erforscht Krankheitsmecha-nismen, neue Behandlungsmöglichkeiten und die aktuelle Versorgungslage von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Herzfehlern in Deutschland. In dem Forschungsverbund arbeiten Ärzte, Wissenschaftler, Elternverbände und Selbsthilfegruppen zusammen, um einen schnellen Austausch neuer Forschungsergebnisse zwischen Forschung und Versorgung zu erreichen. Das Netzwerk wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Gesundheitsforschung: Forschung für den Menschen” über neun Jahre gefördert. Damit möchte das BMBF die strukturenübergreifende Wissenschaftszusammenarbeit stärken.
Schirmherrin ist Friede Springer. (MHH)
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