DVD “Performing Science²” – Innovative Wissenspräsentation
Wer wissen will, was ein Bose-Einstein-Kondensat ist, kann sich an einer x-beliebigen deutschen Universität in eine Physikvorlesung setzen. Dort wird der Dozent ein – in der Regel schwer verständliches – Referat über das Phänomen halten, bei dem er eventuell vom Blatt ablesen und die Tafel mit einer Vielzahl mathematischer Formeln überziehen wird. Weitaus spektakulärer hingegen geht es beim Vortrag von Ellen Friis aus Kopenhagen zu: Mithilfe von zehn Fernsehern, einem Fahrrad, Zahnpasta und anderem Zubehör demonstriert sie, wie die dänische Physikerin Lene Vestergaard Hau seinerzeit ein Bose-Einstein-Kondensat entwickelte, um damit einen Lichtstrahl bis zum vollständigen Stillstand abzubremsen.
Andere, ähnlich kreative und ungewöhnliche Formen der Wissenspräsentation dokumentiert die nun erschienene DVD-Box „Performing Science²“ des Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), eine Aufzeichnung des gleichnamigen Wettbewerbs für innovative Wissenspräsentationen. Das vielbeachtete Finale mit zehn Finalistinnen und Finalisten aus ganz Europa fand im September 2011 in der Aula der Universität statt. Die Vorträge zeichneten sich durch eine erstaunliche inhaltliche wie formale Diversität aus. Sie deckten so unterschiedliche Disziplinen wie Anorganische Chemie, Medizin, Experimentalphysik und Theaterwissenschaft ab und bewegten sich dabei zwischen naturwissenschaftlichem Experimentalvortrag und avantgardistischer Performancekunst.
Dokumentiert wurde die Veranstaltung von den beiden Filmemacherinnen Andrea Stevens und Cornelia Schendel. Die drei DVDs der Box zeigen alle Vorträge der Finalistinnen und Finalisten, die Diskussionen der Jury sowie die Preisverleihung. Box und Booklet können beim ZMI für 19,80 Euro (zuzüglich Versandkosten) erworben werden.
Nach dem großen Erfolg des ersten Performing Science-Wettbewerbs in 2007 wurden auch 2011 die drei besten Präsentationen von einer hochkarätig besetzten Jury gekürt, die, nach dem Vorbild des Bachmann Preises für Literatur, in öffentlicher Diskussion das Für und Wider der Vorträge gegeneinander abwog. Gewinner des ersten Preises war Daniel Ladnar aus Aberystwyth (Wales) für „Would Joseph Beuys Have Used PowerPoint?“. Der zweite Preis ging an Ellen Friis (Kopenhagen) mit „Six Saints: Lene Vestergaard Hau“. Der dritte Preis wurde aufgeteilt: Er ging zur einen Hälfte an Klaus-Peter Möllmann und Michael Vollmer aus Brandenburg an der Havel für ihren Vortrag „Forschung erlebbar machen – Faszinierende Phänomene beobachtet mit Hochgeschwindigkeitskameras“ und zur anderen Hälfte an Klaus Spiess, Lucie Strecker und Salka Rosengren (Wien) mit ihrer Performance „Fictional Offender“.
Der Performing Science-Preis war mit 5.000 Euro für den 1. Preis, 3.000 Euro für den 2. Preis und mit 1.500 Euro für den 3. Preis dotiert. Sponsoren des in Deutschland einmaligen Wettbewerbs waren 2011 im Internationalen Jahr der Chemie die Robert Bosch Stiftung und BASF. (Uni Gießen)
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