11. März 2010, Aktuelles, Uni Duisburg-Essen

Studie zur Finanzsituation Griechenlands

Griechenlands desaströse Finanzkrise rüttelt auf. Ob es die Hellenen tatsächlich schaffen, ihr Sparziel zu erreichen und in den nächsten Monaten weitere Milliarden Euro vom Kapitalmarkt zu mobilisieren, steht in den Sternen. Seriösen Schätzungen zufolge schuldet der Mittelmeerstaat seinen Gläubigern im In- und Ausland derzeit über 300 Milliarden Dollar. Heinz-Jürgen Axt, renommierter Politikprofessor und Europaforscher der Universität Duisburg-Essen (UDE), hat sich in seiner Studie: „Griechenlands Schuldenkrise – Gefahr für den Euro? Das Dilemma von vertragskonformen und politisch opportunen Lösungen“ mit den Folgen des Desasters beschäftigt.

In seiner 50-seitigen Analyse beleuchtet der Wissenschaftler verschiedene Aspekte, die die prekäre Lage Griechenlands hervorgerufen haben und diskutiert die am meisten gestellten Fragen.

Ausführliche Einblicke in acht Kapiteln

Im ersten der acht Kapitel befasst sich der Autor mit den Manipulationen der Hellenen bei der Übermittlung statistischer Daten an die EU. Die nächsten Kapitel thematisieren den Sanierungsplan und die Reaktionen der Griechen auf das Stabilitätsprogramm. Zudem geht Axt der Frage nach einem möglichen Bankrott des Landes nach. Überdies erläutert er die vertraglichen Verpflichtungen in der Europäischen Währungsunion und beschreibt die Reaktionen der EU.
Abschließend widmet sich der Wissenschaftler dem „Dilemma“ der Euro-Zone. Diese stehe seiner Einschätzung nach mit der Entscheidung, ob sie auf die Einhaltung der Euro-Regeln pochen oder Griechenland finanziellen Beistand leisten soll, vor ihrer „schwersten Krise“: Wenn Staaten jahrelang eine Überschuldung betrieben und darüber hinaus manipulierte Daten lieferten, „dann versagen offensichtlich die Fundamente, auf denen die Währungsunion ruht“, fasst der Politikprofessor zusammen.

Dominoeffekt

Griechenland ist als Mitglied der Währungsunion an die geltenden Konvergenzkriterien des Maastrichter Vertrages gebunden. Diese Bedingungen muss jeder Staat erfüllen, wenn er der Wirtschafts- und Währungsunion beitreten will. Welche Konsequenzen hat nun der griechische Verstoß auf die Preisstabilität des Euros? Die Haupterkenntnis des Autors: Es könne zwar „eine Art Dominoeffekt“ – eine Verschuldung anderer Staaten – einsetzen, jedoch sei eine Gefährdung des Euros „allgemein ausgeschlossen“. Lehren aus dem vorliegenden Fall müssten jedoch künftig gezogen werden. Hierbei seien drei Varianten denkbar: Entweder erfolge eine verschärfte Überwachung der Konvergenzkriterien, oder es müsse für den Schuldenabbau das so genannte „Preisstabilitäts-Kriterium“ – die Inflationsrate darf nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte über der Rate der drei preisstabilsten Mitgliedsstaaten liegen – aufgeweicht werden. „Damit wird als dritte Option der Ruf nach der ‚Europäischen Wirtschaftsregierung‘ wieder lauter“, zieht Professor Heinz-Jürgen Axt sein Fazit. (Uni Duisburg-Essen)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Schreiben Sie einen Kommentar »



Das könnte Sie auch interessieren:

Wilhelm Manchot-Forschungsprofessur 2011 für Herbert Waldmann

Herbert Waldmann, Professor für Biochemie an der Technischen Universität Dortmund und Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie, hat die Wilhelm Manchot-Forschungsprofessur 2011 erhalten. Die Verleihung erfolgte durch die Fakultät für Chemie der Technischen Universität München (TUM) und die Jürgen Manchot-Stiftung….

Leichtester bisher bekannte Kondensat mit Polaritonen erzeugt

Bei der Bose-Einstein-Kondensation gehen Gase aus ultrakalten Atomen in einen kollektiven Quantenzustand über, in dem sie alle dieselben Eigenschaften aufweisen. Dieser Zustand und die damit verbundenen Eigenschaften sind zum Beispiel für die Herstellung von neuartigen Schaltkreisen, in denen die kondensierten…

Reinigung des Buchbestands der Bibliothek der Uni Konstanz

Die Reinigung der 1,5 Millionen Bände in den Buchbereichen G und S der Bibliothek der Universität Konstanz kann am Montag, 24. Januar 2011, beginnen. Das Landratsamt Konstanz hat als zuständige Behörde die technischen und baulichen Voraussetzungen für die Spezialreinigung der…

Beurteilung von Operationsrisiken in der Herzchirurgie durch Bestimmung der cerebralen Sauerstoffsättigung

Operationsrisiken in der Herzchirurgie lassen sich mit der Bestimmung der cerebralen Sauerstoffsättigung schnell, einfach und – bei Patienten mit hohem Risiko – verlässlicher als mit den bisher üblichen Methoden vorhersagen. Dies geht aus einer Studie der Universitätskliniken für Anästhesie und…

Bewerbungen für den ersten Chemnitzer Krimipreis

Krimiautoren aufgepasst! Bis zum 30. September 2011 können sich Schriftsteller – und natürlich auch Schriftstellerinnen – mit ihren Kurzkrimis oder einem Kapitel aus einem selbstverfassten Kriminalroman um den 1. Chemnitzer Krimipreis bewerben. Die mit insgesamt 1.000 Euro dotierten drei Hauptpreise…

Weitere Beiträge zum Thema: