14. Februar 2011, Uni Frankfurt

Kerninhalte der Korruption im Spiegel soziologischer Forschung

Sobald im Fernsehen oder im Radio das Wort „Korruption“ fällt, empören sich viele Menschen über den Missbrauch eines öffentlichen Amtes oder über das Ausnutzen von öffentlichen Mitteln zu privaten Zwecken. Aber was ist eigentlich Korruption? Dieser Frage geht eine Tagung zum Thema „Kerninhalte der Korruption im Spiegel soziologischer Forschung“ nach, sie findet statt

vom 17. bis 18. Februar
auf dem Campus Bockenheim, Neue Mensa, 1. OG, Raum K III

Zwar ist jedem klar, dass Korruption in vielen Erscheinungsformen in Behörden und Firmen auftritt. Wer in nicht demokratisch regierten Ländern war, wird vermutlich auch schon selbst damit in Berührung gekommen sein. Zudem wird vielfach angenommen, dass Korruption in armen Ländern stärker grassiert als in reichen. Doch was Korruption eigentlich ist, darauf gibt es sehr unterschiedliche Antworten: Einige halten jedes Fehlverhalten von Politikern oder Behörden für Korruption. Andere meinen vor allem persönliche Vorteilsnahme im Amt damit. Wieder andere bezeichnen vornehmlich Vetternwirtschaft als korrupt.

Dazu Privatdozent Peter Graeff, der diese Tagung gemeinsam mit Antonia Stessl organisiert und zurzeit eine Vertretungsprofessur für empirische Sozialforschung an der Goethe-Universität inne hat: „Die Fülle von Auffassungen hängt mit verschiedenen Korruptionsdelikten im deutschen Strafrecht zusammen: Es gibt nicht den einen Paragraphen, der Korruption genau definieren würde. Vielmehr gibt es eine Reihe von Tatbeständen, die darunter gefasst werden.“ Korruption betrifft die gesamte Gesellschaft, ihren Aufbau und ihre Funktionsweise. „Sie ist damit ein Thema, mit dem sich Soziologen besonders befassen sollten“, so Graeff, „denn eine Gesellschaft, in der die Korruption grassiert, ist auf den Vorteil Einzelner bedacht. Korruption untergräbt das Gemeinwohl.“

Die Tagung an der Universität Frankfurt versucht in Vorträgen und Diskussionen die Inhalte zu erschließen, die mit Korruption zusammenhängen. „Die Soziologie kann als Wissenschaft gerade zur Erörterung aktueller Korruptionsfälle einen wertvollen Beitrag leisten, indem sie über die inhaltliche Schärfung der theoretischen Kerninhalte Einschätzungsmöglichkeiten für Praxisfälle vorgibt und die Argumente durch eine Bereinigung der emotionalen Anteile präzisiert“, ergänzt Graeff, der sich seit mehreren Jahren mit dieser Thema beschäftigt. Er ist der Ansicht, dass man über die Skandalisierung von Korruptionsvorfällen hinausdenken müsse. Wenn es um Korruption gehe, dürfe man nicht bei der Empörung stehenbleiben. Deshalb werden sich die Wissenschaftler intensiv damit beschäftigen, den Begriff „Korruption“ weiter zu schärfen. (Uni Frankfurt)



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