10. Februar 2010, Aktuelles, Uni Hohenheim

Plieningen und Birkach als Shopping-Magnet für Uni-Mitglieder

Plieningen und Birkach – ein Shopping- und Dienstleistungs-Magnet für rund 10.000 Studierende und Mitarbeiter der unmittelbar benachbarten Universität Hohenheim: Um diesem Fernziel näher zu kommen, sollten die Bezirke vor allem gemeinsam und zielgruppengerecht vorgehen, so die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die Studierende am neuen Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement und Dienstleistungsmärkte der Universität Hohenheim am gestrigen Dienstag präsentierten. Als Soforthilfe hatten die Ökonomen auch mehrere kurz- und mittelfristige Maßnahmen entwickelt und von Studienteilnehmern bewerten lassen. Fast 1.000 Universitätsangehörige und 27 Gewerbetreibende hatten an der Studie teilgenommen. Kooperationspartner sind Bezirksvorsteher Herr Hemmerich und Stadtteilmanager Torsten von Appen der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart.

Nach Feierabend powert sich die Mitarbeiterin der Universität Hohenheim bei der campus-nahen Birkacher Physiotherapeutin aus, danach entspannt sie beim Friseurmeister in Plieningen. Dieser hat heute für Kundinnen wie sie länger geöffnet. Dem Studierenden fällt im örtlichen Supermarkt der Sonderpreis für das Studi-Party-Paket mit Steak, Holzkohle und Anzünder ins Auge. Beim Einkauf reserviert er sofort die Grillstelle auf dem Plieninger Sportplatz. Ob nun Plieningen oder Birkach, macht für die Universitätsangehörigen keinen großen Unterschied.

Doch bislang sind Szenarien wie diese höchstens Zukunftsmusik für Plieningen und Birkach. Denn bisher steht für alle Beteiligten fest: Die Angebote der Gewerbe- und Handelstreibenden in Plieningen und Birkach sind nicht hundertprozentig zufriedenstellend. Die repräsentative Erhebung zeigt: Sowohl auf Seiten des Gewerbes als auch auf Seiten der Universitätsangehörigen liegen Plieningen und Birkach in Sachen Attraktivität nur im Mittelfeld. Konsequenz ist, dass es Studierende und Mitarbeiter zum Einkaufen, Ausgehen und Wohnen in andere Stadtteile zieht. Den Gewerbetreibenden in Plieningen und Birkach geht damit ein bedeutendes wirtschaftliches Potenzial verloren. Denn das Interesse am uninahen Geldausgeben ist da.

„In den Bereichen Einkaufsmöglichkeiten und Infrastruktur ist der Handlungsbedarf besonders wichtig“, so eines der Kernergebnisse laut Prof. Dr. Hadwich vom Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement und Dienstleistungsmärkte, der die Studie leitete. Seine Studierenden haben sogar mit den Interviewten konkrete Ideen erarbeitet, die die Attraktivität der beiden Stadtteile steigern könnten. Besondere saisonale Aktionen, wie das Steak-und-Holzkohle-Paket, könnten beispielsweise fast 60 Prozent der befragten Universitätsangehörigen in die ortsansässigen Gewerbe locken.

In einer Vorstudie machten die Nachwuchswissenschaftler um Prof. Dr. Hadwich in Interviews mit rund 60 Personen fünf Faktoren aus, die für die Attraktivität von Plieningen und Birkach die größte Rolle spielen. Die Gestaltung der Einkaufsmöglichkeiten, der Gastronomieangebote, der Freizeitangebote, der Infrastruktur sowie der Kommunikationsmaßnahmen sind demnach entscheidend dafür, wie attraktiv die Uni-Mitglieder die beiden Stadtteile empfinden.

Zu jedem der fünf Faktoren fragten die Studierenden den Ist-Zustand ab. Das ernüchternde Ergebnis: Bei allen fünf Faktoren wird die Leistung der Bezirke nicht besser als im Mittelfeld angesiedelt. Weder die Befragten, noch die Gewerbetreibenden selbst sind mit dem aktuellen Angebot wirklich zufrieden. Auffällig ist jedoch, dass sich die Anbieter besser einschätzen, als sie tatsächlich von ihrer Zielgruppe wahrgenommen werden.

Ranking für Attraktivität
Von diesen fünf sind drei Faktoren sind laut Studienergebnissen besonders wichtig und gleichzeitig besonders vernachlässigt: Die Einkaufsmöglichkeiten, die Infrastruktur und die Gastronomie.

Schlussfolgerung der Studie: „Wo ein Faktor relativ schlecht bewertet, zugleich aber als sehr wichtig angesehen wird, dort lohnt es sich mit Verbesserungen anzusetzen, wie etwa in den Bereichen Einkaufsmöglichkeiten und Infrastruktur“, betont Diplom-Ökonom Steffen Munk als einer von zwei Projektleitern der Studie.

Verbesserungsvorschläge mit Potenzial
Moderne Schaufenstergestaltung, saisonale Straßendekoration, ein Payback-System für alle Supermärkte in Plieningen und Birkach und Flyer oder Newsletter, die über neue Angebote informieren; das sind nur einige der konkreten und kurz- bis mittelfristig umsetzbaren Vorschläge, die die Studierenden den Gewerbetreibenden am Dienstagabend vorlegen konnten.

„Über die Hälfte der Befragten wären von einem Bonus- und Rabattsystem für die Geschäfte in Plieningen und Birkach oder einem Starterpaket zum Studien- bzw. Arbeitsbeginn an der Universität Hohenheim begeistert“, so der Student Andreas Arnegger in der offiziellen Ergebnispräsentation.

Aus den Interviews der Vorstudie hatten die Nachwuchsforscher 12 Ideen herausgearbeitet, bei denen Gewerbetreibende aus den verschiedenen Branchen konkret ansetzen können. Im Rahmen der Befragung wurde deren Einfluss auf die Zufriedenheit überprüft und 7 besonders vielversprechende Maßnahmen identifiziert, die großes Potenzial besitzen, die City-Attraktivität von Plieningen und Birkach zu steigern.

Weitere Kooperation angestrebt
Ein gemeinsamer Marktplatz Plieningen-Birkach mit Einkaufs- und Flaniermöglichkeiten, das ist die langfristige Vision der Forscher. „Um diesem Ziel näher zu kommen, ist es entscheidend, dass sich die Gewerbetreibenden der beiden Stadtteile zu langfristigen Kooperationen zusammenschließen“, so M.Sc. Kerstin Urban als Co-Leiterin des Projekts. Ein gemeinsamer Auftritt im Internet und auf Infotafeln beispielsweise sei mittelfristig anzustreben.

Die Studie sei, so die Forscher, ein erster Schritt auf dem Weg zu einem attraktiveren Plieningen und Birkach. Die Studierendenhoffen, dass auch ihre langfristigen Vorschläge aufgegriffen werden. „Wir können uns vorstellen, die Entwicklung von Plieningen und Birkach auch weiter zu begleiten“, bot Prof. Dr. Hadwich im Anschluss an die Präsentation an. So sei es möglich, Studierende und Gewerbetreibende im Rahmen von Abschlussarbeiten wieder zusammenzubringen und den weiteren Verlauf der Vorschläge zu überprüfen.“ (Uni Hohenheim)



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