21. April 2010, Uni Duisburg-Essen

Duale Ausbildung stärkt den Markt

Der Beruf ist eine wichtige Grundlage für die Balance von Flexibilität und Stabilität in Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt. „Nicht zuletzt in Zeiten der Krise zeigt sich im europäischen Vergleich die Bedeutung des dualen Systems der Berufsausbildung“, sagt Prof. Gerhard Bosch vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen. Er leitet das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Beruflichkeit, Organisations- und Personalentwicklung im Spannungsfeld zwischen Restrukturierung und Kompetenzsicherung“. Ein Workshop widmete sich innovativen Ideen.

40 Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft tagten am 15. und 16. April an der Uni Duisburg-Essen. Sie waren sich einig, dass „Beruflichkeit“ ihr Potenzial auf dem Markt nur dann entfalten kann, wenn die Aus- und Fortbildung mit den organisations- und personalpolitischen Veränderungen in den Unternehmen Schritt hält. Während in anderen Ländern die Lasten der Krise oft auf die Jugendlichen abgewälzt würden und hohe Jugendarbeitslosigkeit herrscht, sei in Deutschland durch das duale System der Berufsausbildung die Integration junger Menschen in den Arbeitsmarkt weitgehend gewährleistet, so Professor Bosch.

Drei Blickwinkel
Auf dem zweitägigen Workshop wurden drei innovative Ansätze der Personalpolitik diskutiert: Zum einen ging es um Aufstiegsperspektiven von beruflich qualifizierten Beschäftigten in Zeiten, in denen die Akademikerquote ansteigt. „Berufliche Fortbildungsabschlüsse bieten nach wie vor gute Karrierechancen, denn meist verfügen beruflich qualifizierte Beschäftigte über mehr handlungsorientiertes Wissen als Hochschulabsolventen“, bestätigt Dr. Dorothea Voss-Dahm vom IAQ.

Dr. Klaus Schmierl vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) aus München stellte Lernallianzen als eine personalpolitische Antwort auf den demografischen Wandel vor: „Viele Unternehmen bilden Kooperationen in der Erstausbildung, um langfristig ihren Bedarf an qualifizierten Fachkräften zu decken. Die Kooperationsformen sind vielfältig und bieten damit großen Gestaltungsspielraum.“

In einem dritten Themenblock wurde diskutiert, inwiefern berufliche Erwerbsverläufe durch Versetzungen innerhalb der Firma verändert oder gar durchbrochen werden: „Immer mehr Unternehmen gründen Versetzungsabteilungen, um das Qualifikationspotenzial der Beschäftigten zu erweitern. Damit reagieren sie durch interne Qualifizierung auf organisatorische Veränderungen wie die Schließung von Abteilungen oder Stilllegung ganzer Betriebsteile und den Aufbau von Beschäftigung an anderer Stelle“, argumentiert Gernot Mühge vom IAQ.

Abschließend präsentierten Prof. Olaf Struck und Matthias Dütsch von der Universität Bamberg Berechnungen des IAB-Betriebspanels. Sie zeigten, dass besonders in verantwortungsvollen Tätigkeitsbereichen der deutschen Wirtschaft stärker interne als externe Flexibilisierungsinstrumente genutzt werden.

Weiterentwicklung der Ideen
Die Teilnehmer waren sich einig, dass es sich lohnt, die vorgestellten organisations- und personalpolitischen Ansätze weiterzuentwickeln. Bereits jetzt sei abzusehen, dass die deutsche Wirtschaft auch künftig innovative Lösungen benötigt, um vorhandene Qualifikationspotenziale in Unternehmen zu nutzen, falls es schwieriger wird, externe Fachkräfte zu gewinnen.

Der Experten-Workshop lieferte damit wichtige Impulse für die nun anstehende Projektphase: In enger Zusammenarbeit mit Unternehmen werden Bedingungen ermittelt, die die interne Flexibilität steigern. Dabei werden Veränderungen der äußeren Rahmenbedingungen explizit berücksichtigt. (Uni Duisburg-Essen)



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