26. April 2010, Aktuelles, Uni Frankfurt

Substanzverlust an Hessens Hochschulen

In einer gemeinsamen Erklärung haben die beiden Präsidenten der Goethe-Universität (GU) und Technischen Universität Darmstadt (TU) am Montag Aussagen des Geschäftsführers der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) zurückgewiesen, Hessen sei aufgrund einer angeblich ungerechten Verteilung von Lasten aus dem geplanten Hochschulpakt 2011-15 auf dem Weg in eine universitäre „Zwei-Klassen-Gesellschaft“:

„Die Aussagen von VhU-Geschäftsführer Jörg Feuchthofen sind sachlich teils unrichtig und bedürfen wegen ihrer Einseitigkeit dringend der Kommentierung“, erklärte TU-Präsident Prof. Hans Jürgen Prömel. Als „irritierend“ bezeichnete GU-Präsident Müller-Esterl die Behauptung, die Universitäten Frankfurt und Darmstadt seien gleichsam „die Gewinner“ der geplanten Kürzungsrunde unter den Hochschulen. Angesichts der Tatsache, dass beide Universitäten nach jetziger Planung weit mehr als die Hälfte aller Lasten (Verlust von 21,4 Mio. Euro) schultern müssten, frage er sich, wie viel man den beiden Hochschulen noch aufbürden wolle.

Prömel nannte es „unglücklich“, dass der VhU-Geschäftsführer in der Öffentlichkeit als Anwalt der Fachhochschulen auftrete, zumal er Mitglied zweier Hochschulräte von Fachhochschulen sei. Feuchthofen sei gut beraten, so Prömel, ein höheres Maß an Neutralität zu wahren bzw. seine Funktionen bei öffentlichen Äußerungen klar zu trennen.
Als „wenig hilfreich“ wertete Müller-Esterl das Zeichen von Uneinigkeit der hessischen Hochschulen, das in die Öffentlichkeit ausgesendet worden sei und die darin zum Ausdruck kommende Unterbewertung von Forschung insgesamt. Die hessischen Universitäten hätten erhebliches Potenzial, sich in der nun beginnenden nächsten Runde der Bund-Länder-Exzellenzinitiative zu bewähren. Mit „kleinlichen Spardiskussionen nach dem Motto jeder gegen jeden“ schade man diesem Anliegen massiv. Beide Präsidenten raten dazu, den Hochschulpakt und seine möglichen Folgen insgesamt noch einmal grundlegend zu überdenken und die Entscheidung darüber vorläufig zurückzustellen, bis eine tragfähige Lösung gefunden worden ist.
„Wenn in den letzten Jahren sowohl die TU und GU die jeweiligen Drittmittelquoten überdurchschnittlich steigern und in der Exzellenzinitiative Erfolge erzielt werden konnten, dann ist dies vor allem ein Zeichen eigener Leistungsfähigkeit“, so Prömel. Es stehe allen hessischen Universitäten frei, sich im Wettbewerb um Drittmittel besser zu profilieren.

Beide Präsidenten begrüßten ausdrücklich die Anstrengungen des Landes bei der Weiterfinanzierung der LOEWE-Initiative. Dies sei das richtige Signal in Richtung mehr Qualität, so Prömel und Müller-Esterl. Sie appellierten an die Landesregierung, den geplanten Hochschulpakt mit einem Bekenntnis zur wissenschaftlichen Qualität und einer entsprechenden finanziellen Honorierung zu verbinden. (Uni Frankfurt)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Schreiben Sie einen Kommentar »



Das könnte Sie auch interessieren:

Einfluß von Aminen bei der Bildung von Aerosolteilchen

Neue Einblicke in die Wolkenbildung haben Forscher der Frankfurter Goethe-Universität gewonnen. Sie haben herausgefunden, dass Amine möglicherweise eine wichtige Rolle bei der Bildung von Aerosolteilchen haben: Sie fungieren als eine Art „Superkleber“. Aerosolteilchen wirken wesentlich bei der Wolkenbildung mit. Denn…

Duft weißer Trüffel stammt von Bodenbakterien

Trüffel gehören, zusammen mit Kaviar, zu den teuersten Lebensmitteln weltweit. Weil sie unterirdisch wachsen, spürt sie der Mensch mithilfe abgerichteter Hunde oder Schweine auf. Der charakteristische Geruch ist aber nicht nur für Feinschmecker interessant. Eine Gruppe deutsch-französischer Wissenschaftler unter Federführung…

Bild: Uni Frankfurt

Bewegungsmuster zur Touchscreen-Nutzung bei Kleinkindern

Ob Tablet-Computer oder Smartphone – Touchscreens lassen sich kinderleicht und intuitiv bedienen: berühren, wischen, zoomen. Bereits als Kleinkind erschließen wir uns diese sensomotorischen Fähigkeiten. Wenn Kinder zwischen acht und 13 Monaten beginnen, mit ihrem Zeigefinger den Brei auf der Tischplatte…

Schnellere Produktion von Bioethanol aus Abfällen

Hefen schmeckt der hochwertige Zucker Glucose besser als die aus Pflanzenresten gewonnene Xylose. Deshalb vergären sie den Abfallzucker erst dann zu Bioethanol, wenn es keine Glukose mehr gibt. Das verlängert die Produktionszeiten und verursacht dadurch höhere Kosten. In der renommierten…

“100 Jahre Goethe-Uni”-App

Die Goethe-Universität wird 100 Jahre alt und alle können mitfeiern – auch dank der neuen Jubiläums-App, die in Zusammenarbeit mit dem Berliner Startup Guidewriters entstanden ist. Die „100 Jahre Goethe-Uni“-App ist der digitale Wegbegleiter durch das Jubiläumsjahr der Goethe-Universität. Weit…

Weitere Beiträge zum Thema: