9. Mai 2011, Uni Frankfurt

Professor Irene Burghardt folgt Ruf an die Uni Franfurt

Nach zehn Jahren an der renommierten Ecole Normale Nationale Supérieure in Paris ist die theoretische Chemikerin Prof. Irene Burghardt einem Ruf an die Goethe-Universität Frankfurt gefolgt. Die Berufung der international bekannten Wissenschaftlerin gelang unter anderem Dank der Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die gezielt die Rückkehr deutscher Forscher aus dem Ausland fördert. „Irene Burghardt ist eine vielseitige Wissenschaftlerin, die mit ihrer Arbeit eine Brücke zwischen den biologisch und den materialwissenschaftlich arbeitenden Kollegen schlägt“, so Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. „Darüber hinaus freuen wir uns, dass der Anteil der hoch qualifizierten Wissenschaftlerinnen in unseren Reihen mit dieser Berufung weiter zunimmt.“

„In Frankreich ist die Berufung einer Frau auf eine Professur nicht so besonders, dass man darauf angesprochen wird“, meint Irene Burghardt. Schon während ihres Studiums an der Universität Bonn lernte sie Frauen in höheren Positionen der akademischen Hierarchie kennen. So hörte sie Vorlesungen bei der „grand old lady“ der theoretischen Chemie, Prof. Sigrid Peyerimhoff. Auch zwei Assistentinnen, die sie damals während der Praktika betreuten, sind inzwischen Professorinnen geworden.

Als wirklich neue Erfahrung bezeichnet Irene Burghardt ihre Vorlesungen an der Goethe-Universität. Als einer überzeugten Anhängerin des Humboldt‘schen Ideals eine Einheit von Forschung und Lehre ist ihr die Lehre nicht nur wichtig, sondern macht ihr auch viel Spaß. „Während ich in Paris vielleicht 15 bis 20 Studenten hatte, sind es jetzt in der Theorievorlesung an die 100“, freut sich die Chemikerin.

Ihre Forschungsinteressen führten Irene Burghardt schon während der Diplomarbeit nach Oxford, wo sie sich mit Laserspektroskopie beschäftigte. Ihre Doktorarbeit machte sie in Lausanne auf dem Gebiet der NMR-Spektroskopie. In die Theoretische Chemie wechselte sie erst während eines Postdoc-Aufenthaltes in Brüssel. Sie kehrte nur für kurze Zeit nach Deutschland zurück, denn schon bald nachdem sie ihre Habilitationsarbeit an der Universität Heidelberg begonnen hatte, erreichte sie das Stellenangebot aus Paris. „Das war eine so verlockende Chance, unabhängig und mit einer längerfristigen Perspektive an einem renommierten Institut zu forschen, dass ich zusagte“, meint sie.

In Frankfurt wird sich ihre Forschung auf zwei Säulen stützen. Zum einen führt sie ihre bisherigen Arbeiten auf dem Gebiet der Photochemie komplexer molekularer Systeme fort. Praktische Anwendungen gibt es dafür beispielsweise in der organischen Photovoltaik. Zum anderen ist das Frankfurter Umfeld ideal für ihren neuen Forschungsschwerpunkt auf dem Gebiet der biomolekularen Modellierung. Hier geht es insbesondere darum, die inzwischen gut verstandenen Prozesse in photochemisch aktiven Molekülen mit makroskopischen Prozessen in einer Zelle zu verknüpfen – etwa der Faltung der Ribonukleinsäure, einem wichtigen Botenmolekül und „Schalter“ für zelluläre Prozesse. Die Goethe-Universität beantragt auf diesem Gebiet derzeit einen neuen Sonderforschungsbereich und eine Forschergruppe bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In beide Projekte war die Chemikerin bereits eingebunden, bevor sie nach Frankfurt kam. Das Internet und Konferenzen via Skype machten es möglich. (Uni Frankfurt)



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