Wolfgng Seibel Mitglied der "Fondation pour la mémoire de la shoah"
Prof. Wolfgang Seibel ist neues Mitglied der “Fondation pour la mémoire de la shoah” (FMS). Der Verwaltungsrat der französischen Stiftung zur Förderung der Erforschung des Holocaust hat den Konstanzer Politikwissenschaftler zum Mitglied ihrer Historischen Kommission gewählt. Aufgabe der Historischen Kommission ist die Entwicklung von Forschungsschwerpunkten und die Entscheidung über die Forschungsförderung. In der Kommission, einem zwölfköpfigen internationalen Wissenschaftlergremium, ist Wolfgang Seibel der einzige deutsche Vertreter.
Wolfgang Seibel erforscht seit geraumer Zeit die Geschichte des Holocaust in Westeuropa. Er widmet sich dabei insbesondere dem Zusammenhang von Verwaltungs- und Organisationsstrukturen der von Deutschland zwischen 1940 und 1944 errichteten Besatzungsregime und der Durchsetzung der “Endlösung der Judenfrage”. Deren Hintergrund bildet die auf der Wannseekonferenz vom Januar 1942 beschlossene Ausrottung der jüdischen Bevölkerung im deutschen Herrschaftsbereich in Europa. Zu den zahlreichen aus diesen Forschungen hervorgegangenen Veröffentlichungen von Wolfgang Seibel und seinen Mitarbeitern zählen die Bücher “Networks of Nazi Persecution. Bureaucrats, Business, and the Organization of the Holocaust” (zusammen mit Gerald D. Feldman, 2005), Martin Jungius, “Der verwaltete Raub. Die ,Arisierung’ der Wirtschaft in Frankreich in den Jahren 1940 – 1944″ (2008) und Insa Meinen “Die Shoah in Belgien” (2009).
Die FMS wurde im Jahr 2000 von der französischen Regierung in Leben gerufen und arbeitet unter Federführung des Ministeriums für Kultur des
Erziehungs- und Forschungsministeriums in Paris. Gründungspräsidentin war die frühere Präsidentin des Europäischen Parlaments, Simone Veil.
Die Entstehungsgeschichte der Stiftung ist unmittelbar mit den Verbrechen des Nationalsozialismus während der deutschen Beatzung Frankreichs in den Jahren 1940 bis 1944 und mit der Kollaboration der damals in Vichy ansässigen französischen Regierung verbunden.
Jüdisches Vermögen, das mit Hilfe des französischen Staates während der Jahre der Besatzung geraubt und auf Sperrkonten einer französischen Staatsbank verwahrt worden war, konnte nach der Befreiung 1944 in vielen Fällen nicht zurückübertragen werden, weil die rechtmäßigen Besitzer deportiert und in Auschwitz ermordet worden waren. Erst als in den 1990er Jahren die systematische historische Aufarbeitung des Holocaust in Frankreich begann, wurden auf Beschluss der französischen Regierung diese Vermögenswerte in eine Stiftung überführt, welcher der Name “Fondation pour la mémoire de la shoah” (Stiftung für die Erinnerung an die Shoah) verliehen wurde.
Wolfgang Seibel, Jahrgang 1953, ist seit 1990 Professor für Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz. Er lehrt außerdem an der Hertie School of Governance in Berlin. Seibel studierte Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Marburg und an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaft in Speyer. Promoviert wurde er 1982 an der Universität Kassel, wo er sich im Jahr 1988 im Bereich Politikwissenschaft auch habilitierte. Er war Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, Gastprofessor an der University of California (UC) Berkeley und zweimal Mitglied auf Zeit des Institute für Advanced Study in Princeton. (Uni Konstanz)
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