19. Januar 2010, Aktuelles, Uni Augsburg

Wie sicher sind mobile Dienste?

In den letzten Monaten häufen sich Pressemeldungen über Angriffe auf das iPhone, das sich sowohl in der Geschäftswelt als auch im Privatleben zunehmender Beliebtheit erfreut. Aber nicht nur das iPhone ist Ziel von Hackern. Mit einfacher, zum Teil sogar frei verfügbarer Software, können selbst technisch Unbedarfte auf Smartphones zugreifen und die gespeicherten Daten ausspionieren. Auch die Verschlüsselung von Mobilfunknetzen wurde bereits erfolgreich angegriffen. Wie sicher sind mobile Endgeräte als unsere täglichen Begleiter wirklich? Das ist eine der aktuellen Fragen, mit der sich die von der Augsburger Forschungsgruppe wi-mobile veranstaltete 10. Konferenz Mobile Communications – Technologien und Anwendungen am 1. und 2. Februar 2010 in berlin auseinandersetzt.

Laptop, iPhone, Blackberry & Co. sind die Kommunikationsmittel, die uns ständig überall hin begleiten. Die Funktionsvielfalt von Smartphones nimmt rasant zu, die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt. Ob private oder geschäftliche Kontaktdaten, Termine, vertraulichen Nachrichten, Bilder oder sogar Zugangsdaten für Konten, wir vertrauen ihnen alles an. Durch die ständige Funktionserweiterung sind Handy & Co heutzutage denselben Gefahren ausgeliefert wie Computer. Was viele nicht wahrhaben wollen: Mobile Endgeräte sind offen wie ein Scheunentor!

Handy-Spionage: Ausspionieren leicht gemacht
Viele Mobilfunknutzer wissen nicht über die Sicherheitsrisiken ihrer ständigen Begleiteter Bescheid. Während einige Nutzer diese Problematik ignorieren und sich nicht vorstellen können, wer ein Interesse an ihren Daten hat, ist sie anderen überhaupt nicht bewusst. “Die Science Fiction von James Bond & Co. ist bereits Realität. Jeder, der ein wenig technisch versiert ist, kann den Standort eines Handys ermitteln, fremde SMS lesen, das Gerät eines anderen als Gateway benutzen und sogar Gespräche belauschen”, so Marco Di Filippo, Regional Director Germany der Firma Compass Security und Experte für Angriffe auf mobile Endgeräte. Sogenannte Spy-Software kann man über Onlineshops bereits für unter 100 Euro erwerben. Hiermit können u. a. SMS und E-Mails gelesen und der Standort des mobilen Endgerätes geortet werden. Die Funktionsweise eines solchen Trojaners wird Di Filippo auf der MCTA live vorstellen.

Schon 11-Jährige schreiben Trojaner für das iPhone.
Neben spezieller Spy-Software sind Mobilfunknutzer auch durch Malware gefährdet. In Australien beispielsweise wurden iPhones durch den Virus Ikee infiziert. Nach Veränderungen auf dem Gerät sucht sich der Virus neue Mobiltelefone, um diese zu infizieren. Der Virus war in diesem Fall harmlos, er ersetzt das Startwallpaper durch ein Bild Rick Astley’s, eines britischen Sänger aus den 1980er Jahren. Während es sich bei dem Urheber des Ikee Virus um einen 21-jährigen Programmierer handelt, wurde ein Trojaner, der sich als iPhone Firmware getarnt hatte, durch einen elfjährigen Jungen erstellt. Ein niederländischer Programmierer verbreitete einen iPhone Virus und forderte anschließend von den Betroffenen 5 Euro für eine Anleitung zur Beseitigung des Problems.

Dass die beschriebenen Angriffe relativ harmlos aussehen, liegt in diesen Fällen lediglich daran, dass bei den Angreifern Technikbegeisterung statt krimineller Energie im Vordergrund stand.
Problemlos können auf diesem Wege aber auch alle Arten sensibler Information gestohlen oder verändert werden. Durch Lücken in der iPhone Firmware ist beispielsweise ein sogenannter Jailbreak möglich, der das Dateisystem derart verändert, dass Lese- und Schreibzugriffe auf das System ermöglicht werden. Hierdurch können Hacker schädliche Malware und Spyware in das iPhone-Betriebssystem einschleusen. Ein unverändertes SSH Passwort liefert Hackern sogar Zugriff auf das komplette Dateisystem und somit auf alle persönlichen Daten des iPhone Besitzers.

Lauschangriff via Bluetooth
Nicht nur das mobile Endgerät selbst kann den Angriffen von Hackern ausgeliefert sein, sondern auch das mobile Zubehör. So können Mobilfunknutzer trotz ausgeschalteten Handys über ihr Bluetooth-Headset ausspioniert werden. Hierzu benötigt man lediglich einen Bluetooth-fähigen Laptop, die entsprechende Software und die Mac-Adresse des Gerätes. Sobald man mit dem Bluetooth-Headset verbunden ist, kann ein Gespräch über das Mikrofon mitgehört werden, ohne dass das Telefon genutzt wird. Ursache für diese Schwachstelle ist eine mangelhafte Implementierung der Bluetooth-Sicherheitsmerkmale – wie häufig bei Zubehör: So kann der Nutzer etwa selbst keine PIN in sein Headset eingeben, sondern es werden werksseitig Standardwerte vorgegeben und in die Betriebsanleitung gedruckt – keine Hürde für einen Angreifer, der nun ein Pairing mit jedem beliebigen anderen Gerät vornehmen und den Nutzer damit abhören kann.

GSM-Hacken für Anfänger
Seit langem sind Angriffe auf 2G-Netze nach dem GSM-Standard bekannt, sie galten bislang aber als sehr aufwändig. Doch wie unlängst auf dem 26. Chaos Communication Congress in Berlin gezeigt wurde, ist mit heutiger Rechentechnik der alte GSM-Verschlüsselungsalgorithmus A5/1 keine große Hürde mehr, er kann durch eine Brute-Force-Attacke, also quasi durch Ausprobieren, gebrochen werden. Mittels einer neuen Open-Source Software geht dies inzwischen schnell und einfach. Darüber hinaus ist auch das Abhören der Mobilfunkkommunikation mit einem selbstgebauten IMSI-Catcher möglich.

MCTA-Workshop am 1. Februar
Im Rahmen des Workshops “Mobile Security – Angriffsszenarien auf mobile Dienste: Wie (un-) sicher sind Laptop, iPhone, Blackberry & Co.?” wird Marco Di Filippo live verschiedene Angriffsszenarien auf diverse Endgeräte wie Laptop und iPhone aufzeigen. Das Spektrum reicht dabei von der Manipulation von Headerinformationen (Caller-ID-Spoofing) über das Abhören von Gesprächen und den Angriff auf das SIM Application Toolkit bis hin zu Schwachstellen bei Bluetooth und GNU Radio 4. Der Workshop soll die Gefahren aufzeigen und sowohl Nutzern als auch Administratoren in Firmen zeigen, wie man sich dagegen schützen kann. (Uni Augsburg)



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