26. November 2009, Aktuelles, Uni Augsburg

Messbarkeit sich selbst organisierende Software-Systeme

Seit Anfang Oktober 2009 kooperieren Augsburger und Hannoveraner Informatiker in der neuen DFG-Forschergruppe 1085 “OC-Trust”. Ziel der gemeinsamen Forschungen ist es, Organic Computing-Systeme, also sich selbst organisierende Software-Systeme, für den Benutzer mess- und beweisbar und zugleich für andere Systeme als vertrauenswürdige Interaktionspartner wahrnehmbar zu machen.

Der Begriff “Vertrauenswürdigkeit” umfasst dabei neben einer hohen Betriebssicherheit auch die Aspekte Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und Benutzerfreundlichkeit. Geforscht wird in einem Hannoveraner und in drei Augsburger Teams mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Sprecher und Leiter der Forschergruppe ist Prof. Dr. Wolfgang Reif, Inhaber des Augsburger Lehrstuhls für Softwaretechnik und Programmiersprachen und Sprecher des Kompetenzzentrums für innovative Technologien der Universität Augsburg.

Dynamische Veränderung und Selbstorganisation von Struktur und Komponenten
“Organic Computing-Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass im Gegensatz zu klassischen Software-Systemen die Systemstruktur und die am System teilnehmenden Komponenten nicht a priori gegeben sind , sondern Struktur und Komponenten sich während der Laufzeit des Systems unvorhergesehen verändern und selbst organisieren können”, erläutert Reif. “Durch diese Dynamik entstehen völlig neue Herausforderungen zum einen für die Verifikation und Validierung solcher Systeme, zum anderen aber auch für die Interaktion zwischen Systemkomponenten sowie für die Schnittstelle zwischen System und Benutzer.” Diese Herausforderungen bündeln sich in der Notwendigkeit, solche Systeme vertrauenswürdig zu machen: Sie müssen für andere Systeme verlässlich wahrnehmbar sein, ihre Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit müssen kalkulierbar sein und der Benutzer muss sie kalkuliert handhaben können.

Entwicklung, Evaluierung und Anwendung von Techniken zur Vertrauenswürdigkeitsprüfung
In der ersten OC-Trust-Projektphase werden jetzt zunächst grundlegende Techniken, Metriken und Methoden erarbeitet, mit denen die Vertrauenswürdigkeit von OC-Systemen überprüft werden kann. In einer zweiten Phase werden diese Techniken dann in einem Demonstrator eingesetzt und evaluiert. Auf der Basis der so gewonnenen Daten erfolgen schließlich die Verfeinerung der Techniken und ihre Anwendung auf weiteren Domänen. “Organic Computing-Systeme auf diese Weise vertrauenswürdig zu machen”, so Reif, “sehen wir als den nächsten Schritt, der unverzichtbar ist, um OC zu einer akzeptierten Technologie zu entwickeln und die vielen wünschenswerten Eigenschaften dieser Systeme allgemein zugänglich zu machen.”

Vier Teams mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Von den vier Teilprojekten wird eines an der Universität Hannover
bearbeitet: Unter Leitung von Prof. Dr. Christian Müller-Schloer und Prof. Dr. Jörg Hähner geht am dortigen Fachgebiet System- und Rechnerarchitektur ein Team der Frage nach, wie sich Vertrauen in Verbünden von autonomen Software-Systemen erzeugen und zur Verbesserung der Effizienz nutzen lässt.

An der Universität Augsburg befasst sich die Gruppe von Projektsprecher Reif am Lehrstuhl für Softwaretechnik und Programmiersprachen mit der formalen Untersuchung von Trust-Metriken und Algorithmen zur Erzeugung von Trust. Die zweite Augsburger Gruppe am Lehrstuhl für Systemnahe Informatik und Kommunikationssysteme von Prof. Dr. Theo Ungerer setzt sich mit der vertrauenswürdigen Interaktion zwischen Komponenten in OC-Systemen auseinander. Die Anforderungen, die die Benutzerschnittstelle eines OC-Systems erfüllen muss, wenn dieses vertrauenswürdig sein soll, sind schließlich das Thema der dritten Augsburger Gruppe um Prof. Dr. Elisabeth André am Lehrstuhl für Multimedia-Konzepte und Anwendungen.

“Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dieser Forschergruppe unser Forschungsprogramm erfolgreich bewältigen werden”, versichert Reif. “Die Expertise aus unterschiedlichen Forschungsbereichen der Informatik und die einzigartige Betrachtungsweise der Vertrauenswürdigkeit als ganzheitliches Problem machen das Projekt so interessant und werden zu innovativen Lösungen führen.”
(Uni Augsburg)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Schreiben Sie einen Kommentar »



Das könnte Sie auch interessieren:

Netzwerk “Virtuelles Alpenobservatorium” gestartet

Mit einem Kick-off-Meeting ist am 6. März 2014 das grenzüberschreitende Netzwerk “Virtuelles Alpenobservatorium” (VAO) offiziell an den Start gegangen. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert die beteiligten 16 bayerischen Partner dieses internationalen Klimaforschungsprojekts mit drei Millionen Euro auf…

Cloud Computing-Konferenz in Augsburg

Cloud Computing wird – auch durch den stärkeren Einsatz mobiler Lösungen – weiter zunehmen. Doch das Thema Sicherheit schreckt noch immer potenzielle Nutzer ab. Wie kann man von den Produktivitätszuwächsen profitieren und die Risiken minimieren? Antworten darauf will die 3….

Analyse der Krise um das iranische Nuklearprogramm

Der Streit um das iranische Atomprogramm hält die Weltgemeinschaft in Atem. Bisher sind alle Versuche einer diplomatischen Lösung ins Leere gelaufen. In seiner Studie “(Un)sicherheitsfaktor Atombombe”, die jetzt von der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Reihe “Internationale Politikanalyse” veröffentlicht wurde, zieht Dr….

Projekt zur Geschichte der militärischen Nachrichtendienste

Die Gerda Henkel Stiftung fördert mit gut 150.000 Euro ein wissenschaftliches Projekt zur Geschichte der militärischen Nachrichtendienste in Deutschland, Großbritannien und den USA. Dabei soll es nicht allein um die klassische geheimdienstliche Arbeit des Erfassens, Sammelns und Auswertens von sicherheitsrelevanten…

Augsburger Wissenschaftspreis 2012 für Maren Möhring

Der Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2012 geht – mit 5000 Euro dotiert – an die Neuhistorikerin Dr. Maren Möhring. Sie erhält die Auszeichnung für ihre Kölner Habilitationsschrift zum Thema “Ausländische Gastronomie. Migrantische Unternehmensgründungen, neue Konsumorte und die Internationalisierung der…

Weitere Beiträge zum Thema: