22. Dezember 2010, Aktuelles, Uni Konstanz

Gesundheitsverhalten normalgewichtiger Menschen

Warum essen wir das, was wir essen? Dieser grundlegenden Frage geht das Forschungsprojekt EATMOTIVE an der Universität Konstanz nach. Unter Leitung der Psychologin Prof. Dr. Britta Renner wird das Gesundheitsverhalten normal-gewichtiger Menschen unter den Aspekten Ernährung und körperliche Aktivitäten untersucht. Das interdisziplinäre Projekt, an dem fünf verschiedene Fachdiszipli-nen mitarbeiten, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,36 Millionen Euro gefördert und hat eine Laufzeit von drei Jahren.

„Wir interessieren uns für die ganze Breite von Motiven und Gründen hinter dem Ernährungsverhalten“, beschreibt Britta Renner, Professorin für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie, den Forschungsgegenstand des Pro-jekts. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Hunger und Appetit bei weitem nicht die einzigen Gründe sind für Nahrungsaufnahme. Das Projekt nutzt einen Forschungsansatz, der in der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur bisher stark vernachlässigt wurde: Im Fokus steht das normale und nicht, wie bislang fast ausschließlich, das pathologische Ernährungsverhalten. „Wir wollen das normale Verhaltensrepertoire erklären, um Hinweise zu bekommen, wie man eine Umgebung gestalten muss, damit es nicht aus der Balance gerät“, erläutert Britta Renner.

Aus der Perspektive fünf verschiedener Fachdisziplinen wird das normale Ess-verhalten von Konstanzer Wissenschaftlern analysiert: Prof. Dr. Harald Schupp untersucht im Bereich Biologische Psychologie, wie das Hirn auf Nahrungsreize, also Lebensmittel, reagiert. Mithilfe von neurowissenschaftlichen Untersu-chungsmethoden wie EEG werden Hirnaktivitäten im Bereich bis zu 600 Millise-kunden gemessen. Währenddessen stellt die Projektleiterin Britta Renner die Frage nach der grundlegenden Motivstruktur für normales Essverhalten. Die über Online-Befragungen erhaltenen Ergebnisse werden in Experimenten unter ande-rem auf stressbelastete Situationen übertragen.

Die Arbeitspsychologin Prof. Dr. Sabine Sonnentag, von der Universität Konstanz an die Universität Mannheim gewechselt, führt ihre Untersuchungen im realen betrieblichen Kontext durch. Sie fragt, inwieweit ein gesundheitsbezoge-nes Betriebsklima Einfluss hat auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten. Unter Einbeziehung körperlicher Aktivitäten schaut sich der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Alexander Woll das Ernährungsverhalten im Freizeit- und Familienkon-text an. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Friedrich Breyer schließlich rechnet nach, inwieweit öffentliche Interventionen zugunsten gesunder Ernäh-rung ökonomisch sinnvoll sind.

EATMOTIVE untersucht das Verhalten von Erwachsenen. Komplementär bezieht es ein EU-Projekt mit ein, das den Verhaltensmustern von Kindern und Jugendli-chen in den Großstädten Berlin und Hamburg nachgeht. Erwartet werden neben neuen Forschungsimpulsen auch Beiträge zur Verbesserung von Maßnahmen im Rahmen von Gesundheitsförderungsprogrammen. Außerdem geht man von positiven volkswirtschaftlichen Auswirkungen aus. Die enge Kooperation mit Be-trieben und Kommunen bei den Untersuchungen legt es nahe, dass die Erkennt-nisse schnell in die Praxis transferiert werden können. (Uni Konstanz)



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