6. Dezember 2011, Uni Gießen

Arbeitslose Männer für Rechtsextremisten empfänglich

Arbeitslosigkeit ist dazu angetan, vor allem Männer in die Arme von Rechtsextremisten zu treiben. 20 % der Wähler von NPD, Republikanern und DVU sind nach einer repräsentativen Studie der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig arbeitslos. Und fast 80 % der Anhänger der rechtsextremen Parteien sind Männer. Allerdings haben die meisten Arbeitslosen der Studie zufolge nicht die Absicht, zur Wahl zu gehen: 23 % sind nach eigenen Angaben Nichtwähler. Wenn sich Arbeitslose jedoch für eine der im Bundestag vertretenen Parteien entscheiden, hat die SPD mit 27,7 % die Nase vorn, während CDU/CSU und DIE LINKE mit 16,4 und 14,2 % deutlich dahinter liegen.

Für die Studie wurden im Auftrag der Universität Leipzig im Sommer 2011 insgesamt 2302 Ost- und Westdeutsche im Alter von 18 bis 97 Jahren zu sozial- und medizinpsychologischen Themen befragt. Im Rahmen der Studie wurde auch die „Sonntagsfrage“ nach den Wahlabsichten bei der kommenden Bundestagswahl erhoben. Dadurch wurde es möglich, Zusammenhänge von Parteienpräferenzen mit soziodemographischen Daten wie Haushaltseinkommen, Arbeitslosigkeit, Geschlecht oder Bildungsstand darzustellen.

Dabei kam auch heraus, dass nicht nur bestehende Arbeitslosigkeit die Wähler der extremen Rechten zutreibt, sondern bereits die Sorge um den Arbeitsplatz zu Sympathien für die Rechtsextremisten führt. Aber auch bei den Anhängern der LINKEN finden sich der Studie nach vergleichsweise viele mit der Sorge um den Arbeitsplatz, während Wähler der CDU/CSU und SPD am wenigsten Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes haben. Dies mag mit dem Bildungsstand zusammenhängen: Mehr als ein Drittel der Wähler von Bündnis 90/die Grünen haben Abitur (31,5 %), bei den Wählern von NPD, DVU und Republikanern sind es dagegen nur 10 %. Nur bei den Nichtwählern haben mit 7 % noch weniger Personen diesen höchsten in Deutschland möglichen Schulabschluss.

Wie die Studie ergab, gelten FDP und Bündnis 90/die Grünen zu Recht als die Parteien der so genannten „Besserverdienenden“. Ihre Wähler haben zu 41,1 % (FDP) bzw. 37,0 % (Bündnis 90/die Grünen) ein Haushaltseinkommen von mehr als 2500 Euro. Im Gegensatz dazu haben die rechtsextremen Parteien am meisten Zulauf von finanzschwachen Haushalten: nur 20 % der Wähler der NPD, Republikaner oder DVU verfügen über ein Haushaltseinkommen von mehr als 2500 Euro.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass sich am ehesten die Wähler der Partei DIE LINKE (49,6 %) und der rechtsextremen Parteien (48,3 %) keiner Konfession angehörig fühlen. Die meisten Christen finden sich in der Anhängerschaft der CDU/CSU (43,3 % katholisch, 39,5 % evangelisch).

Während, wie geschildert, 63,6 % der Anhänger rechtsextremer Parteien Männer sind, ist das Geschlechterverhältnis bei den Wählern von Bündnis 90/die GRÜNEN fast umgedreht und liegt bei 63,5 % Frauen. Auch die Nichtwähler sind mehrheitlich Frauen (57,8 %). Am ausgeglichensten ist das Geschlechterverhältnis bei Anhängern der SPD (49,4 % Männer, 50,2 % Frauen).

Ost/West: LINKE einzige Partei mit absolut mehr Anhängern im Osten

Mehr als 80 % der Wähler der FDP (88,2 %), Grünen (86,4 %), SPD (86,1 %) und der rechten Parteien (80,0 %) sowie 76,5 % der Wähler der CDU/CSU kommen aus Westdeutschland. Die einzige Partei, die im Osten mehr Wähler hat als im West, ist DIE LINKE: 50,4 % der Anhänger kommen aus dem Osten. (Uni Gießen)



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